Großer Hype um die Spritze zum Abnehmen

Gewichtsreduktion: Was bringt Semaglutid?

Kim Kardashian, Elon Musk und viele andere haben sie schon erfolgreich benutzt - die Spritze zum Abnehmen. Klingt ja auch sehr verlockend: Eine Injektion Semaglutid pro Woche und die Kilos schmelzen dahin. Was ist dran am Hype um die Schlankmacherspritze?

"Semaglutid" heißt der Wirkstoff, in den viele Menschen mit Adipositas ("Übergewicht", altertümlich "Fettleibigkeit") aktuell viel Hoffnung setzen. Der Handelsname lautet "Ozempic" und wird von dem dänischen Pharmahersteller Novo Nordisk vertrieben. Eigentlich handelt es sich dabei um ein Medikament gegen Diabetes, in einigen Ländern wird es aber auch von vielen Menschen ohne Diabetes zur Gewichtsreduktion verwendet. Die Anwendung erfolgt über eine Spritze, die einmal pro Woche unter die Haut gesetzt wird.

ACHTUNG!

Für Menschen ohne Diabetes sind Semaglutid-Präparate aufgrund von Lieferengpässen noch nicht auf dem deutschen Markt erhältlich!

Ein "Gamechanger"

Unter dem Namen "Wegovy" ist der gleiche Wirkstoff bereits zur Behandlung der Adipositas in Europa zugelassen, aber aufgrund von Lieferengpässen konnte der Hersteller es noch nicht auf den deutschen Markt bringen. Das Interesse ist riesig. „Semaglutid ist ganz klar ein Gamechanger in der Adipositastherapie“, sagte Prof. Dr. Anja Hilbert, psychologische Leite­rin der Adipositasambulanz am Universitätsklinikum Leipzig. Laut Hilbert könnten stark Übergewichtige mithilfe des Medikaments gesünder und schlanker werden.

Studienlage gut

Gewichtsreduzierende Medikamente könnten die Behandlung der Adipositas erheblich verändern, berichtet auch das Deutsche Ärzteblatt. Demnach lässt sich mit dem Diabetesmedikament gut abnehmen und das ohne größere Nebenwirkungen. Dazu der ärztliche Leiter des Adipositas-Centrums am Universitätsklinikum Ham­burg-Eppendorf Prof. Dr. Jens Aberle: „Wir hatten noch nie Medikamente, die auch nur in der Nähe einer Effektivität waren, wie wir es jetzt erleben.“ Die Anwendung sei sicher und es lägen gute Endpunktstudien vor.

In der Vergangenheit hatte sich das Ärzteblatt allerdings immer wieder skeptisch zum Einsatz von Semaglutid in der Adipositas-Therapie geäußert. Diese Bedenken kann auch die aktuelle Studienlage nicht ganz entkräften.

Abnahme von über zehn Prozent des Körpergewichts

„Wir sind jetzt erstmalig in der Lage, das Körpergewicht deutlich über zehn Prozent mit einem tolerablen Sicherheits­profil zu reduzieren“, bestätigte auch Timo Müller vom Institut für Diabetes und Adipositas am Helmholtz Zentrum München.

Semaglutid ist ein GLP-1 Rezeptoragonist, also ein Medikament zur Behandlung von Diabetes. Das Medikament wirkt über eine erhöhte Bildung von Insulin. Zudem steigert die Substanz steigert das Sättigungs- und senkt das Hungergefühl. Die Nebenwirkungen halten sich in Grenzen. „Fast alle Patienten erleben zu Beginn der Therapie eine gewisse Übelkeit.“, so Aberle. Deswegen steigere man die Dosis nach und nach. Darüber hinaus bestehe ein gewisses Risiko für die Entstehung von Gallensteinen. Aber „in der Risiko-Nutzen-Abwägung schlägt das Pendel eindeutig zugunsten des Nutzens aus.“

Der Haken: Spritzen ein Leben lang?

Kein Glück kommt ohne seinen Preis: Semaglutid muss wahrscheinlich ein Leben lang verwendet werden, wenn man nicht wieder zunehmen will. Studien haben gezeigt, dass die Nutzer nach dem Absetzen in den meisten Fällen wieder zunehmen. Auch die Gefahr von Missbrauch ist ein Problem, wenn es in die Hände von Menschen mit Essstörungen gerät. Als häufige Nebenwirkungen wurden in den Studien zudem festgestellt: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen und Verstopfungen. Seltener wurde auch die Bildung von Gallensteinen, Hautreaktionen, Schwindel und chronische Erschöpfungszustände beobachtet.

Eine lebensbedrohliche Nebenwirkung kann die Bildung von Schildrüsentumoren (inkl. Krebs) sein. Deshalb ist das Medikament für Menschen mit Vorerkrankungen der Schilddrüse auch ausdrücklich nicht empfohlen. Weitere Informationen zum Wirkstoff bietet die gelbe Liste.