Ozempic und Wegovy lassen die Kasse klingeln

Abnehmspritze beschert Novo Nordisk enorme Gewinne

Mittlerweile ist ein Pharmahersteller aus Dänemark der wertvollste Aktienkonzern von Europa – Novo Nordisk sahnte im dritten Quartal wegen der hohen Nachfrage nach Ozempic und Wegovy ab. Die Diät-Spritzen mit dem Wirkstoff Semaglutid sind der Renner. Aber die Konkurrenz schläft nicht.


Der Überschuss im Jahresvergleich des Unternehmens Novo Nordisk legte um satte 56 Prozent auf 22,5 Milliarden dänische Kronen zu. Das entspricht rund drei Milliarden Euro! Allein im dritten Quartal stieg der Umsatz um fast 30 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro, wie der Konzern mitteilte.

Vor allem in den USA gehen die Umsätze des Konzerns an die Decke. Verantwortlich dafür ist die gigantische Nachfrage nach dem GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid, der in den Spritzen Ozempic und Wegovy enthalten ist. Der Wirkstoff wird in entweder unter dem Namen Ozempic an Menschen mit Diabetes verschrieben oder auf Privatrezept in höherer Dosierung unter dem Namen Wegovy an Menschen mit starkem Übergewicht. Die Erlöse für die Spritze Ozempic alleine sollen in diesem Jahr um 32 bis 38 Prozent zugelegt haben. Die Aktie des Unternehmens stieg aber vor allem wegen der Abnehmspritze Wegovy.

Appetitzügelnde Wirkung sorgt für schnelle Gewichtsreduktion

Semaglutid erhöht die Menge an Insulin und hilft so den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Die Substanz hemmt aber auch die Ausschüttung von Glucagon, das senkt den Blutzuckerspiegel zusätzlich. Zudem verlangsamt Semaglutid die Entleerung des Magens. Der Zucker wird aus dem Darm weniger schnell ins Blut aufgenommen, der Blutzuckerspiegel steigt langsamer an und die Bauchspeicheldrüse wird entlastet. Ihren Erfolg verdankt die Substanz in erster Linie wegen ihrer appetitzügelnden Wirkung, die Menschen mit und ohne Typ-2-Diabetes beim Abnehmen hilft.

Der Hersteller Novo Nordisk spezialisierte sich seit seiner Gründung vor rund hundert Jahren auf Medikamente zur Behandlung von Diabetes. Früher setzte der Konzern aus Dänemark vor allem auf Insuline. Im Jahr 2009 schickte das Unternehmen seinen ersten sogenannten GLP-1-Rezeptoragonisten mit dem Namen Victoza auf den Markt.

Abnehmenspritze hat Auswirkungen auf die Wirtschaft

Des einen Freud des anderen Leid - wer Ozempic oder Wegovy einnimmt, reduziert seinen täglichen Kalorienverbrauch um etwa 20 bis 30 Prozent. Diese Tatsache hat in den USA mittlerweile Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die Supermarkkette Walmart beispielsweise stellte ein verändertes Konsumverhalten der Kunden fest. Offensichtlich kaufen die Anwender von Ozempic und Wegovy deutlich weniger Lebensmittel. Unter anderem sind auch die Aktien von Lindt & Sprüngli und Nestlé in letzter Zeit gesunken. Hersteller und Anleger verschiedener Produkte befürchten Umsatzrückgänge. Dies betrifft auch alkoholische Getränke. Fachleute prognostizieren in den USA einen Umsatzrückgang von bis zu drei Prozent. Die US-Textilindustrie hingegen freut sich darauf, denjenigen, die stark abgenommen haben, neue Kleidung verkaufen zu können.

Novo Nordisk wertvollster Konzern Europas

Mittlerweile beherrscht das Unternehmen nach eigenen Angaben rund ein Drittel des weltweiten Diabetes-Geschäfts. Auf dem Markt der GLP-1-Rezeptoragonisten kommt der Konzern auf einen Anteil von über fünfzig Prozent. In den vergangenen fünf Jahren zog der Börsenwert des Unternehmens um fast 400 Prozent auf mehr als drei Billionen Kronen oder umgerechnet rund 415 Milliarden Euro an und ist damit der wertvollste Konzern Europas.

Seit Ende November ist hierzulande auch ein Konkurrenzpräparat erhältlich. Von dem GLP-1-Rezeptoragonisten Mounjaro mit dem Wirkstoff Tirzepatid vom Hersteller Eli Lilly erhofft man sich noch schnellere Abnehmerfolge. Auch dieses Präparat wird mittels Spritze verabreicht.