Pharmahersteller liefern sich Rennen

Neue Abnehmspritze verspricht Gewichtsverlust um ein Viertel

Die sogenannten GLP-1-Agonisten - beispielsweise in den Medikamenten Saxenda, Trulicity, Mounjaro, Ozempic und Wegovy - sind derzeit DAS Thema auf allen Kongressen rund um das Thema Adipositas und Diabetes. Retatrutid heißt das neueste Eisen, bei dem man laut einer Studie sein Gewicht um fast 25 Prozent reduzieren kann.

Ende Juli war es so weit - der Wirkstoff des Diabetesmedikaments Ozempic vom Pharmahersteller Novo Nordisk ist seitdem in anderer Dosierung unter dem Namen Wegovy auch für Menschen ohne Diabetes zum Abnehmen in deutschen Apotheken angekommen. Die Zulassung war schon länger da, der Hersteller konnte aber bis vor kurzem die Nachfrage nicht bedienen. Die Hersteller versprechen 15 Prozent Gewichtsverlust bei der einmal wöchentlich unter die Haut gespritzten Substanz. Der Hersteller hat vor, das Medikament in absehbarer Zeit auch in Tablettenform anzubieten.

Die Konkurrenz will noch einen draufsetzen. Nach den erfolgreichen Produkten des Pharmaherstellers Novo Nordisk, wurde jetzt der Wirkstoff Retatrutid des Unternehmens Eli Lilly in einer Studie getestet. Hierbei handelt es sich um den Dreifach-Rezeptoragonisten Retatrutid. Dieser bindet an die Rezeptoren für GLP-1, GIP und Glukagon. Dreifach-Rezeptoragonisten sind eine Weiterentwicklung der für Diabetes und teilweise auch für Übergewicht zugelassenen Wirkstoffe wie Ozempic und Mounjaro.

Nach einem Jahr bis zu 24 Prozent Gewichtsverlust bei Übergewichtigen

Jetzt wurde eine Studie veröffentlicht, die den Nutzen von Retatrutid bei Adipositas bewertet. Teilnehmer waren 338 Erwachsene mit einem Body-Mass-Index (BMI) von entweder mindestens 30 oder einem BMI von mindestens 27 kg/m² und einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung. Die Teilnehmer erhielten das Medikament in unterschiedlicher niedriger Dosierung einmal pro Woche unter die Haut gespritzt, ein Teil erhielt ein Placebo. Die Dosierung wurde dann im Laufe der Behandlung erhöht.

Nach einem halben Jahr hatten die Studienteilnehmenden, die Retatrutid erhalten hatten, dosisabhängig zwischen 7,2 Prozent und 17,5 Prozent an Gewicht verloren. Die Gewichtsreduktion in der Placebogruppe lag bei 1,6 Prozent.

Nach weiteren sechs Monaten war die Gewichtsabnahme unter Retatrutid angestiegen auf 8,7 bis 24,2 Prozent. Die Teilnehmer der Placebogruppe hatten nur 2,1 Prozent an Gewicht verloren. Je nach Dosierung nahmen 75 bis 93 Prozent mindestens zehn Prozent ihres Körpergewichts ab. In der Placebogruppe gelang dies weniger als jedem Zehnten.

Die häufigsten Nebenwirkungen waren Beschwerden im Magendarm-Bereich, wie Übelkeit, Verstopfung und Durchfall. Dies war von der Dosierung abhängig und ließ sich meist gut durch eine zu Anfang geringere Dosierung in den Griff bekommen. Teilweise nahm die Herzfrequenz anfangs zu, nahm dann im Lauf der Behandlung aber wieder ab.

HbA1c bei Diabetes sank um bis zu 2 Prozent

Eine andere Studie testete Retatrutid und Dulaglutid (Trulicity) bei Personen mit Diabetes Typ 2 und einem BMI zwischen 25 und 50 kg/m². Nach sechs Monaten war der HbA1c der Retatrutidgruppe um 0,43 bis 2,02 Prozent gesunken, bei der Dulaglutidgruppe um 1,41 Prozent und bei denjenigen, die ein Placebo einnahmen gar nicht. Bei höherer Dosierung erwies sich Retatrutid wirksamer als Dulaglutid.

Das Körpergewicht der Teilnehmer mit Diabetes sank während der Behandlung mit Retatrutid abhängig von der Dosierung um 3 bis 17 Prozent, bei denjenigen, die Dulaglutid einnahmen um etwa 2 Prozent. Auch bei diesen Patienten kam es relativ häufig zu Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung.