Im Jahr 2020 wurde ein neuer Wirkstoff zur Blutzuckersenkung namens Tirzepatid im Rahmen einer Studie an 478 Teilnehmern mit Diabetes untersucht. Einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt zeigte sich, dass der Langzeitblutzuckerwert im Schnitt um über 2 Prozentpunkte sank. Zusätzlich stellte man fest, dass 27 Prozent der Teilnehmer innerhalb eines Jahres mindestens 15 Prozent ihres Körpergewichts verloren hatten.
Dem Wirkstoff Semaglutid (Ocempic) überlegen
In einer zeitgleich laufenden weiteren Studie verglich man den Effekt der neuen Substanz mit dem Wirkstoff Semaglutid (Handelsname Ocempic und Rybelsus). Semaglutid ist ein blutzuckersenkender Wirkstoff aus der Gruppe der GLP-1-Rezeptor-Agonisten für die Behandlung von Typ-2-Diabetes. Im Verlauf zeigte sich, dass Tirzepatid nicht nur den HbA1c stärker senkte als Semaglutid, sondern die Teilnehmer auch im Schnitt um 5,5 Kilogramm mehr abnahmen.
10 bis 15 Kilogramm in einem Jahr abgenommen
Auch im Vergleich zu Insulin zeigte Tirzepatid eine bessere Senkung des Langzeitblutzuckers. Außerdem nahmen die Teilnehmer im Laufe eines Jahres zwischen 10 und 15 Kilogramm ab. Diejenigen, die mit Insulin behandelt wurden, legten hingegen um mehr als 2 Kilogramm zu. Ob das neue Medikament auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt, wird aktuell untersucht.
Magen-Darm-Probleme und Bauchschmerzen als Nebenwirkungen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten laut diesen Studien Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, Verstopfung, verminderter Appetit und Bauchschmerzen. Vereinzelt kam es auch zu Unterzucker. Da Tierversuche Hinweise darauf geben, dass Tirzepatid Schilddrüsenkrebs verursachen könnte, darf das neue Medikament mit entsprechender Vorbelastung nicht verabreicht werden.
In den USA ist das Medikament unter dem Namen Mounjaro bereits zugelassen. Eine Entscheidung von Seiten der Arzneimittelbehörde EMA für die Europäische Union wird für dieses Jahr erwartet.
Magenentleerung verlangsamt - Appetit gebremst
Tirzepatid imitiert die Wirkung von zwei Darmhormonen, und zwar des „Glucagon-like Peptid 1“ (GLP-1) und des „Glukoseabhängigen insulinotropen Peptids“ (GIP). Beide Hormone werden beim Essen von Zellen in der Darmschleimhaut freigesetzt und regen die Ausschüttung von Insulin in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse an. Dadurch werden zum einen Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten niedriger. Zum anderen wird die Entleerung des Magens verlangsamt und so der Appetit gebremst.