Europäische Arzneimittelagentur geht Verdacht nach

Suizid-Gedanken wegen Ozempic und Saxenda?

Die isländische Arzneimittelbehörde hat zwei Fälle gemeldet, bei denen es offensichtlich während der Behandlung mit Ozempic zu Selbstmordgedanken gekommen ist und einen Fall von Selbstverletzungsgedanken während der Therapie mit Saxenda. Jetzt hat sich deswegen die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) eingeschaltet und untersucht die Vorfälle.

Ein Ausschuss der EMA hat eine Sicherheitsprüfung bezüglich der GLP-1-Rezeptoragonistengestartet. Im Fokus stehen Medikamente, die zur Behandlung von Diabetes Typ 2 entwickelt wurden, aber mehr und mehr auch zur Gewichtsreduktion verschrieben werden. Zu den GLP-1-Rezeptoragonisten gehören die Wirkstoffe Dulaglutid, Exenatid, Semaglutid, Liraglutid und Lixisentid (letzteres nur als Kombinationspräparat mit Insulin glargin).

GLP-1 steht für „Glucagon-like Peptide-1“. Hierbei handelt es sich um ein Darmhormon, das nach dem Essen ausgeschüttet wird. Dieser Stoff ist am Glukosestoffwechsels beteiligt, indem es die Abgabe von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse fördert und gleichzeitig das Hormon Glukagon hemmt. Glukagon ist der Gegenspieler von Insulin. Außerdem trägt das Hormon dazu bei, dass das Sättigungsgefühl früher einsetzt. Die neuen Medikamente ahmen die Wirkung dieses Darmhormons nach.

Nachfrage rasant angestiegen

Die drei Fälle aus Island sind jedoch keine Einzelfälle. Insgesamt untersucht die EMA aktuell rund 150 Fälle von Selbstverletzungs- und Suizidgedanken. Die Nachfrage nach diesen neuen Medikamenten ist in den vergangenen Monaten rasant angestiegen und mittlerweile riesig. Klinische Studien bescheinigen einen Gewichtsverlust von bis zu 15 Prozent des Körpergewichts. Durch die Medien geistern aber Meldungen Prominenter, die von einer noch höheren Gewichtsabnahme berichten. Auch Mediziner sind größtenteils beeindruckt von der Wirksamkeit. Vielleicht aber wurde die Latte etwas zu hoch gehängt und die Erwartungshaltung ist damit zu hoch und führt zu Frustrationen.

Zu den häufig berichteten Nebenwirkungen der neuen Wirkstoffe zählen Verdauungsprobleme, Übelkeit und Erbrechen. Suizidgedanken und Gedanken an Selbstverletzungen wurden bislang nicht offiziell registriert. Wenn die EMA hier einen Zusammenhang feststellen sollte, werden vermutlich Warnungen in den Beipackzettel aufgenommen.

Nutzen-Risiko-Bilanz bleibt wahrscheinlich positiv

Dass es zu weitereichenden Beschränkungen kommen wird, ist eher unwahrscheinlich. In klinischen Studien wurden die Substanzen sorgsam getestet und auch die Nutzen-Risiko-Bilanz bei Diabetes und starkem Übergewicht dürfte positiv bleiben. Am 3. Juli hat die Sicherheitsprüfung der EMA begonnen und umfasst Semaglutid, Dulaglutid, Exenatid und Lixisenatid. Mit Ergebnissen wird im Spätherbst gerechnet.