Ratgeber für Eltern von Kindern mit Diabetes

„Plädoyer für einen gelassenen Umgang mit Blutzuckerwerten“

Die Kinderärztin Dr. med. Katja Schaaf rät Eltern von Kindern mit Diabetes zu mehr Entspanntheit im Umgang mit der Krankheit. In einem kürzlich erschienenen Buch gibt sie Ratschläge, wie das Familienleben trotz Diabetes harmonisch bleiben kann.

Äußerlich macht es nicht viel her, das im September 2020 erschienene Buch der leitenden Oberärztin am Elisabeth Krankenhaus in Essen, Dr. med. Katja Schaaf. Auf 72 unbebilderten Seiten gibt die Kinderärztin Eltern aber sehr lebensnahe und wertvolle Tipps für den Alltag mit Diabetes.

Der vollständige Titel lautet „Manchmal hat’s mit Diabetes nichts zu tun – ein Plädoyer für einen gelassenen Umgang mit Blutzuckerwerten“. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es hier nicht um medizinische Informationen, sondern um den Alltag mit der Krankheit in den Familien.

Je jünger das Kind, desto schneller akzeptiert es den Diabetes

Wenn das eigene Kind an Diabetes erkrankt, ändert sich viel für alle Familienmitglieder. Viel davon hat mit Ängsten der Eltern zu tun. Oft brauchen diese länger, die Erkrankung ihrer Kinder zu akzeptieren, als die Mädchen und Jungen selbst. „Die Kinder nehmen die neue Situation an. Je jünger die Kinder sind, umso desto schneller geht das“, schreibt Schaaf. Das heißt nicht, dass Blutzucker messen und Insulin spritzen immer reibungslos ablaufen, aber Kinder fragen weniger nach dem Warum, sondern arrangieren sich. Eltern suchen oft noch lange nach den Gründen und geben sich die Schuld. Das hilft aber niemandem weiter.

Krankheit beherrschen und nicht von ihr beherrschen lassen

Die Autorin schildert, welch großen Raum der Diabetes in vielen Familien einnimmt. Dabei geht es ihr eher darum zu lernen, die Krankheit zu beherrschen, und sich nicht von ihr beherrschen zu lassen. „Der Blutzuckerwert ist wichtig, aber wie fändet Ihr das, wenn Ihr aus der Schule kämt, Eure Mutter öffnet die Tür und die erste Frage wäre: Wie ist dein Wert?“, fragt sie ihre Leser.

Nicht zu viel Perfektion suchen

Ist klar, eine gute Einstellung des Stoffwechsels ist wichtig. Ein perfekter Stoffwechsel ist laut Schaaf aber nur „auf Kosten von viel Zeit und Lebensqualität“ zu erreichen. „Was passiert, wenn der Wert mal nicht perfekt ist? In den meisten Fällen nichts... Ich habe noch nie eine lebensgefährliche Situation erlebt, zu der es ohne das Zusammentreffen mehrerer unglücklicher Umstände gekommen ist“, schreibt sie weiter und rät Eltern zu vermeiden, dass der Diabetes Auslöser für Streit in der Familie wird. Eltern sollten vielmehr ihre Energie dafür aufwenden, dass die Erkrankung in den Alltag integriert wird, aber nicht die Nummer Eins in der Familie wird.

Besonders schwierig wird es für Eltern, wenn ihr Kind mit Diabetes in die Pubertät kommt. Jetzt ist alles andere wichtiger als die Krankheit. Das wird dann beispielsweise sichtbar, wenn der Hausarzt den HbA1c bestimmt. Aber egal, ob dein Kind schwindelt oder die Werte manipuliert, versucht immer gemeinsam eine Lösung zu finden. Mehr Druck von Seiten der Eltern ist nicht der richtige Weg. Der wird meistens mit Gegendruck beantwortet. Lieber in liebevollem Kontakt bleiben rät hier die Autorin. Und bei manchen Dingen und Situationen, die sich nicht mehr ändern lassen, einfach mal „Scheiß drauf“ zu sagen.

Dieses Buch ist im September 2020 im tredition Verlag erschienen und umfasst 72 Seiten. Die ISBN lautet 9783347130678, der Preis der gebundenen Ausgabe liegt bei 19,99 Euro, der der Taschenbuchversion bei 12,99 Euro.


Austausch bei Facebook

Autorin Dr. med Katja Schaaf unterhält auch eine Facebookgruppe. Bei Interesse kann man dieser beitreten und sich themenspezifisch austauschen.