Auch an seltene hormonelle Störungen denken

Hohe Blutzuckerwerte sind nicht immer die Folge von Diabetes Typ 1 oder Typ 2

Von allen Menschen mit Diabetes leidet die große Mehrheit an Diabetes Typ 2. Etwa fünf bis zehn Prozent an Diabetes Typ 1. Bei einem kleinen Anteil sind hormonelle Erkrankungen die Ursache, beispielsweise Akromegalie, das Cushing-Syndrom oder Phäochromozytom. Bleiben diese Krankheiten lange unbehandelt, drohen schwere gesundheitliche Folgen.

Diabetes ist ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen des Stoffwechsels, die alle zu erhöhten Blutzuckerwerten führen. Bei einigen eher seltenen Hormonstörungen treten auch zu hohe Blutzuckerwerte auf, berichtet die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).

Auch Hormonstörungen können den Blutzuckerspiegel erhöhen

„Eine Hyperglykämie kann auch bei verschiedenen anderen Hormonstörungen auftreten, etwa wenn der Körper unphysiologisch hohe Konzentrationen von Adrenalin, Cortisol, Glukagon oder Wachstumshormon ausschüttet.“, so der Endokrinologe Prof. Dr. med. Stephan Petersen aus Hamburg gegenüber der DDG. „Die Zuckerkrankheit ist dann Folge anderer hormoneller Ungleichgewichte und bedarf deshalb auch einer ganz anderen Therapie. Diese Krankheiten sind jedoch selten, sodass sie leider zunächst oft übersehen werden.“

Treten bei zu hohen Blutzuckerwerten noch zusätzlich bestimmte Symptome auf wie Kopfschmerzen, Herzrasen und Schweißausbrüche, sehr oft zusammen mit Bluthochdruck, dann könnte eventuell ein meistens gutartiger Tumor im Nebennierenmark vorliegen (Phäochromozytom). Passen bei neuaufgetretenem Diabetes Ringe und Schuhe plötzlich nicht mehr, bilden sich Zahnlücken und treten Gelenks- und Knochenschmerzen auf, liegt möglicherweise ein Überschuss des Wachstumshormons vor. Der sogenannten Akromegalie liegt ein meist gutartiger hormonproduzierender Tumor der Hirnanhangdrüse zugrunde.

 

Hyperglykämie kann ein Symptom für Akromegalie und zu viel Cortisol im Blut sein

Auch zu hohe Cortisolwerte, entweder aufgrund einer Therapie mit einem Cortison-Präparat oder durch eine erhöhte Cortisol-Ausschüttung (Cushing-Syndrom), führen zu hohen Blutzuckerwerten, typischerweise begleitet von starkem Übergewicht, Muskel- und Knochenschwund und Bluthochdruck. Von dieser seltenen Hormonerkrankung sind in Deutschland etwa 3.000 Menschen betroffen. Ursache für das Zuviel an Cortisol ist meist ein gutartiger hormonproduzierender Knoten in der Hirnanhangdrüse. Diesen kann man meist sehr gut operativ entfernen oder medikamentös behandeln.

Diese hormonellen Erkrankungen sind zwar selten der Grund für zu hohe Blutzuckerwerte, aber da die Folgen sehr schwerwiegend sind, sollte auch an diese Ursachen gedacht werden. Früh erkannt, können so die Zuckerstoffwechselstörung an ihrer Wurzel gepackt werden. Diabetes oder hoher Blutzuckerwerte sind letztendlich nur Symptome einer Erkrankung. Die Ursache hierfür muss erst abgeklärt werden.