Chirurgie bei Adipositas

Blutzucker senken mit Magenbypass und Hormonpumpe

Nach dem Legen eines Magenbypasses normalisiert sich der Blutzucker bei vielen Diabetikern noch bevor sie an Gewicht verlieren innerhalb weniger Tage. Auch fünf Jahre später weist jeder vierte mit Bypass bessere Blutzuckerwerte auf, als er mit Medikamenten hätte erzielen können.

Immer mehr stark Übergewichtige entschließen sich nach erfolglosen Versuchen abzunehmen, zu einem operativ eingesetzten Magenbypass. Der Roux-en-Y-Magenbypass (siehe Kasten unten) kann interessanterweise den Typ 2-Diabetes regelrecht heilen, noch bevor die Operierten wesentlich an Gewicht verlieren.

Magenbypass: Blutzucker sinkt innerhalb weniger Tage

Warum dieser Eingriff so schnell zu einer Senkung des Blutzuckers führt, ist noch nicht abschließend geklärt. Nach der Operation gelangt die Nahrung rascher in den Dünndarm. Dort scheint sich eine Art Sensor zu befinden, die den Zuckergehalt im Speisebrei misst und dafür sorgt, dass die Blutzuckerproduktion in der Leber angepasst wird. Man weiß, dass so sogar beim insulinabhängigen Typ-1-Diabetes der Blutzucker gesenkt werden kann.

Forscher führen die Regulierung des Blutzuckers auf die Freisetzung von drei Hormonen zurück. Diese Hormone sind für das Sättigungsgefühl verantwortlich. Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus London hat jetzt untersucht, ob man sich eventuell durch die Gabe dieser Hormone den Bypass ersparen könnte*.

Magenbypass versus Hormonpumpe versus Reduktionsdiät

Dazu wurden 15 extrem übergewichtige (mittlerer BMI von 38,4) Typ-2-Diabetiker oder Menschen mit Prädiabetes über vier Wochen hinweg mit einer Pumpe ausgestattet, welche diese drei Hormone tagsüber regelmäßig an den Körper abgab. Zum Vergleich erhielten elf weitere Teilnehmer eine Pumpe, die als Kontrolle nur Kochsalz enthielt. Zwei weitere Gruppen bestanden aus 21 Übergewichtigen, die eine Roux-en-Y-Magenbypass-Operation hinter sich hatten, und 22 Adipösen, die auf eine extreme Reduktionsdiät gesetzt worden waren. Bei allen Teilnehmern wurde der Blutzuckerspiegel regelmäßig gemessen.

Höchste Gewichtsabnahme nach Roux-en-Y-Magenbypass

Nach vier Wochen hatten die Teilnehmer mit Magenbypass mit über zehn Kilogramm am meisten abgenommen, gefolgt von denen mit Reduktionsdiät mit acht Kilogramm. Unter der Behandlung mit den Hormonen verloren die Teilnehmer nur viereinhalb, die der Kontrollgruppe mit Pumpe zweieinhalb Kilogramm. Was die Gewichtsreduktion betrifft, blieb die Behandlung mit den Hormonen also weit hinter dem Magenbypass zurück.

Hormone hatten die stärkste Wirkung auf den Blutzucker

Erstaunlicherweise hatten die Hormone aber einen deutlich größeren Einfluss auf den Blutzucker als Bypass und Reduktionsdiät. Gemessen wurde hier nicht der HbA1c, sondern die Konzentration an Fruktosamin, weil diese schneller auf Änderungen des Blutzuckers reagiert. Nach den vier Wochen mit der Hormonpumpe kam es zu einem Rückgang von 44 µmol/l. Die Vergleichswerte nach dem Bypass lagen bei minus 34, nach der Reduktionsdiät bei minus 28 und bei der Kontrollgruppe mit Pumpe bei minus 12 µmol/l. Auch der Anstieg des Blutzuckers nach einer Mahlzeit fiel bei den Teilnehmern der Hormon-Gruppe deutlich moderater aus, als bei denen der anderen Studienteilnehmer.

Abgesehen von kleineren Hautreizungen durch die Pumpe, berichten die Autoren der Studie von keinen Nebenwirkungen der Hormonbehandlung. Da die Hormone aber nur kurz wirken, müssten sie unbedingt über eine Pumpe appliziert werden. Dies würden die meisten Typ 2-Diabetiker jedoch vermutlich ablehnen.

Combined GLP-1, Oxyntomodulin, and Peptide YY Improves Body Weight and Glycemia in Obesity and Prediabetes/Type 2 Diabetes: A Randomized, Single-Blinded, Placebo-Controlled Study

Wie läuft ein Roux-en-Y-Magenbypass ab?

Bei diesem operativen Eingriff wird am Mageneingang ein kleiner Teil des Magens vom übrigen Magen abgetrennt. Dieser Anteil umfasst maximal 20 ml. In den Hauptteil des Magens gelangt also keine Nahrung mehr. Der kleine Magenteil wird so mit dem Dünndarm verbunden, dass die Nahrung erst später mit den Verdauungssäften, der Gallenflüssigkeit und der Bauchspeicheldrüsenflüssigkeit in Kontakt kommt und die Kalorien deswegen schlechter verwertet werden können.

Diese Methode ist eine der Standardoperationen zur Behandlung von Adipositas. Den meisten Operierten gelingt es in den ersten beiden Jahren nach der Operation über die Hälfte ihres Übergewichts abzubauen. Da bei dieser Methode der gesamte Magen im Körper bleibt, kann der Magenbypass auch rückgängig gemacht werden, was allerdings nur sehr selten gewünscht wird.