Mangelernährung häufiger als gedacht

Das Essen im Krankenhaus muss gesünder werden!

Die Ernährung ist in vielen Krankenhäusern mangelhaft. Eine ganze Reihe medizinischer Fachgesellschaften fordert in einer Stellungnahme, dass die Mahlzeiten in Kliniken gesünder und nährstoffreicher werden müssten.

Abgepacktes helles Mischbrot, Butter, Wurst, Käse, Marmelade und Kaffee mit Kondensmilch – so sieht ein typisches Frühstück im Krankenhaus aus. Mittags dann ein Stück Fleisch, das in Soßenbinder schwimmt und als Beilage zerfallende Salzkartoffeln. Und am Abend wieder Brot, eventuell mit einem gezuckerten Joghurt. Nicht optimal um schnell wieder gesund zu werden.

Beim Essen im Krankenbett geht es nicht nur um den Geschmack, sondern vor allem auch um die Gesundheit. Eine gute Versorgung mit Nährstoffen im Krankenhaus hat Einfluss auf den Heilungsverlauf. Die Realität sieht, was die Ernährung betrifft, in sehr vielen Kliniken leider nicht gut aus!

Mindestens jeder fünfte im Krankenhaus mangelernährt

„Mangelernährung wird in einer übergewichtigen Gesellschaft oft unterschätzt, ist jedoch ein häufiges Phänomen bei chronischen oder gravierenden Erkrankungen. Sie findet sich bei etwa 20 bis 30 Prozent aller Menschen, die stationär behandelt werden müssen“, heißt es in der Stellungnahme der Gesellschaften. Betroffen sind neben kleinen Kindern vor allem auch ältere Menschen. Eine Abnahme der Muskelmasse kann ein Anzeichen von Mangelernährung sein, ein Phänomen, das auch bei übergewichtigen Menschen vorkommt.

Die Fachleute monieren, dass es Deutschland immer noch keine Selbstverständlichkeit ist, dass sich die Ernährung kranker Menschen an ihrem Ernährungszustand und am individuellen Nährstoffbedarf orientiert. Gefordert wird deswegen ein Ernährungsscreening für alle Patienten und Ernährungsfachkräfte auf den Stationen.

Schlechtes Essen verzögert den Heilungsverlauf

„Heute weiß man, dass bei mangelernährten Patientinnen und Patienten der Krankheitsverlauf negativ beeinflusst und Heilungsprozesse verzögert werden. Die Prognose der Betroffenen verschlechtert sich, die Komplikationsrate und sogar das Sterberisiko steigen, ebenso die Behandlungsdauer und die Kosten“, so Prof. Dr. Matthias Pirlich von der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM).

Die DGEM setzt sich schon seit Jahren für ein Ernährungsscreening ein, das jeder im Krankenhaus ankommende Patient unterlaufen sollte. Ebenso schlagen die Fachgesellschaften vor, bei Mangelernährung die Essenspläne anzupassen. Ein Teil der Krankenhäuser sollte zudem neben angepassten Therapieplänen eine individuelle Ernährung bereitstellen.

Für Menschen mit Diabetes tauchen diese Probleme unter anderem dann auf, wenn sie nicht in der Diabetologie, sondern in einer anderen Abteilung liegen. Nicht überall wird - was das Essen betrifft - auf den Diabetes Rücksicht genommen. Wer unter einem Diabetes leidet und seinen Klinikaufenthalt planen kann, sollte nachsehen, ob eventuell ein Haus in Frage kommt, dass das Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG)“ hat. Dies sind Krankenhäuser, die auf die Betreuung Menschen mit Diabetes besonderes Augenmerk legen und die entsprechenden Strukturen für eine adäquate Behandlung geschaffen haben.