Krankenhausreform nicht zu Ende gedacht

Diabetesberatung kommt wieder zu kurz

In Diabetes geschultes Personal in deutschen Kliniken ist Mangelware und kaum kostendeckend finanziert. Daran dürfte sich trotz geplanter Krankenhausreform nichts ändern, warnen Verbände.

Der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) und der Bundesverband Klinischer Diabetes-Einrichtungen – DIE Diabetes-Kliniken (BVKD) warnen in einer gemeinsamen Stellungnahme vor einer Fortsetzung der Krise in der klinischen Diabetesversorgung.

Versorgung von Menschen mit Diabetes im Krankenhaus mangelhaft

Die Beratung von Patienten zum Thema Diabetes in deutschen Krankenhäusern ist bisher kaum kostendeckend finanziert. Daran dürfte sich trotz geplanter Krankenhausreform auch in Zukunft nichts ändern, da spezialisierte Diabetesfachkräfte in den derzeitigen Plänen nicht einkalkuliert sind. VDBD und BVKD fordern eine vollumfängliche Finanzierung diabetologischer Leistungen, um Versorgungslücken bei Menschen mit Diabetes zu verhindern.

„Wir fordern, dass die Krankenhausreform und die geplante Aufweichung der diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG) die Qualität der stationären Diabetesversorgung berücksichtigt und verbessert“, so der VDBD. Dass Diabetesberater auch im neuen Finanzierungsmodell keine Rolle spielen, sei nicht nur enttäuschend, sondern gefährde auch eine adäquate Versorgung von Menschen mit Diabetes im Krankenhaus.

Glukoseschwankungen zum Beispiel nach Operationen

Menschen mit Diabetes brauchen in Kliniken die Hilfe spezialisierter in Diabetes geschulter Mitarbeiter. Diese erkennen Glukoseschwankungen - beispielsweise aufgrund von neuen Medikamenten, Operationen oder einer Umstellung der Ernährung - begleiten therapeutisch und beraten psychologisch. Außerdem helfen sie bei der Gewöhnung an neue technische Geräte wie automatische Insulindosiersysteme.

Diese Arbeit von Diabetesberatern sei von enormer Bedeutung. „Es hilft Menschen mit Diabetes keinesfalls, ein Hüftimplantat erfolgreich eingesetzt zu bekommen, um kurz darauf eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung zu erleiden, da sich niemand um deren Diabetes kümmert“, so ein Sprecher der BVKD. „Qualifizierte Diabetesberatung bildet daher ein Herzstück in der stationären Diabetologie.“ Zudem werde das Pflegepersonal durch den Einsatz von Diabetesberatern erheblich entlastet.

Diabetesteams sollten fest eingeplant werden

VDBD und BVKD fordern, die personelle Ausstattung mit definierten multiprofessionellen Teams mit qualifizierten Diabetesberatern als Mindestanforderung zur Abrechnungsfähigkeit diabetesspezifischer DRGs festzuschreiben. „Die Beratung durch qualifizierte Diabetesfachkräfte ist die Basis für die Diabetesversorgung“, so der Vorstand der VDBD. „Daher muss diese unbedingt im Finanzierungskatalog der klinischen Versorgungsebenen II und III berücksichtigt werden.“ Dies gelte auch für eine angemessene Finanzierung der Vorhaltekosten von Diabetesfachkliniken auf den Versorgungsebenen II und III, ähnlich wie die klassischen Pflegeberufe, welche vollumfänglich unabhängig von den DRG finanziert werden sollen. Hierzu zählen Diabetesberater als notwendige und pflegeentlastende Strukturmerkmale einer stationären Diabetologie.