Nicht nur Unterstützung für chronisch kranke Kinder

Schulgesundheitsfachkräfte würden Situation in Schulen entspannen

Flächendeckende Schulgesundheitsfachkräfte wären nicht nur eine große Entlastung für chronisch kranke Schüler und ihre Eltern, sondern würde in Zeiten von Lehrermangel die Situation in deutschen Klassenzimmern entspannen. Darauf weist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hin.

Deutschlands Schulen sind eine Dauerbaustelle. Das größte Problem ist ein gravierender Mangel an Lehrern, was eine Überarbeitung der vorhandenen Lehrkräfte zur Folge hat. Die DDG und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) nehmen dies zum Anlass, zum wiederholten Male den Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften zu fordern. Diese würden nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Inklusion chronisch kranker Kinder leisten, sondern auch die personell kritische Situation an deutschen Schulen entspannen.

Schulgesundheitsfachkräfte leider noch die Ausnahme

Neben dem Unterricht haben vor allem Lehrer an Grundschulen vielfältige Aufgaben. Offen für kindliche Sorgen zu sein und Streits schlichten gehört ebenso dazu wie Bauchschmerzen und die Versorgung von offenen Knien. „Lehrkräfte sind in der Vergangenheit mit einer Vielzahl an Aufgaben überhäuft worden, ohne dass die Politik Rahmenbedingungen geschaffen hätte, um diese auch erfüllen zu können. Um all das zu stemmen und den Herausforderungen eines modernen Schulalltags gerecht werden zu können, müssen dringend multiprofessionelle Teams, beispielsweise aus Schulsozialarbeiterinnen und -sozialarbeitern oder Schulgesundheitsfachkräften, in die Schulen. Darüber hinaus leisten sie einen unerlässlichen Beitrag bei der Gesundheitsprävention.“, so Gerhard Brand, Vorsitzender des VBE. Während Schulsozialarbeiter bereits heute an vielen Schulen arbeiteten, seien Schulgesundheitsfachkräfte leider noch die Ausnahme.

„Zunehmende Ganztagsbeschulung eine große Hürde“

Für Kinder mit chronisch Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes wären medizinisch ausgebildete Ansprechpersonen eine große Hilfe. „Gerade für diese Kinder und ihre Familien stellt durch die zunehmende Ganztagsbeschulung der Schulbesuch eine große Hürde dar“, sagt Prof. Dr. med. Andreas Neu von der DDG. Um schwerwiegende Diabetesfolgen zu vermeiden, müssen die Schüler auf ihre Ernährung achten, regelmäßig den Blutzucker messen und bei Bedarf Insulin spritzen. „Damit sind Kinder im Grundschulalter häufig überfordert“, berichtet Neu. „Was auch auf die Lehrer zutrifft – schließlich sind sie für solche Aufgaben weder zuständig noch ausgebildet.“

Brand dazu: „Das Berufsethos der Lehrkräfte sorgt dafür, dass sie die Interessen des Kindes in den Vordergrund stellen und die medizinische Betreuung im Zweifelsfall übernehmen, wenn der Besuch der Schule davon abhängt. Dies tun sie, auch wenn sie juristisch nicht abgesichert sind. Zumindest an Grundschulen sollte es daher zum professionellen Schulgesundheitsmanagement gehören, eine Gesundheitsfachkraft im Team zu haben.“

„Ein professionelles Schulgesundheitsmanagement trägt zur Inklusion bei, stärkt die Familien und entlastet das System Schule“, resümieren die Experten von DDG und VBE. In Modellprojekten und Studien hätten sich diese Vorteile bereits deutlich gezeigt. Nun sei es an der Politik, die Bedingungen dafür zu schaffen, dass Schulgesundheitsfachkräfte flächendeckend finanziert und etabliert werden können.