Unterstützung von chronisch kranken Kindern

Gesundheitsfachkräfte für deutsche Schulen gefordert

Um die Gesundheit chronisch - beispielsweise an Diabetes Typ 1 - erkrankter Kinder zu fördern und ihnen gleichzeitig eine möglichst gute Bildung zu ermöglichen, sollten in Deutschland Schulgesundheitsfachkräfte zum Einsatz kommen, fordern medizinische Fachgesellschaften.

Die Versorgung von Kindern mit Diabetes ist dank moderner Insulinpumpen und kontinuierlicher Glukosemessung in den letzten Jahren einfacher geworden. Trotzdem bedürfen gerade Kinder im Grundschulalter Unterstützung. „Den Insulinbedarf an Sport und Spiel, an Lernstress und Schulessen anzupassen, ist eine komplexe Herausforderung, die Kinder oft noch nicht allein meistern können“, betonte der Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft und Kinderdiabetologe Prof. Dr. med. Andreas Neu.

Lehrkräften fehle das medizinische Wissen, um Kinder zu unterstützen. Deswegen sollten auch in Deutschland nach dem Vorbild skandinavischer und angloamerikanischer Länder Gesundheitsfachkräfte an Schulen chronisch kranke Kinder unterstützen.

Für jede Grundschule eine Gesundheitsfachkraft

 „Gesundheitsfachkräfte können diese Kinder im Schulalltag kompetent begleiten“, erläutert der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie Dr. med. Thomas Kapellen. In einem Positionspapier fordern die Experten Verantwortliche in Gesundheits- und Kultuspolitik auf, in einem ersten Schritt alle öffentlichen und privaten Grundschulen verbindlich mit einer Gesundheitsfachkraft auszustatten.

Modellprojekte in Brandenburg und Hessen

In anderen Ländern sind seit Jahren spezialisierte Pflegekräfte in Schulen tätig, die als „school nurses“ Kinder und Jugendliche in allen gesundheitlichen Angelegenheiten betreuen. In Deutschland gab es hierzu zwei Modellprojekte in Brandenburg und Hessen. Ein Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass die Einrichtung von Gesundheitsfachkräften an Schulen machbar und ökonomisch sinnvoll ist und empfiehlt als Orientierungsrahmen einen Schlüssel von 1:700. „An jeder Schule sollte eine Gesundheitsfachkraft tätig sein“, so Kapellen.

Weniger Fehlzeiten und Rettungswageneinsätze

„Für Kinder mit Diabetes Typ 1 bedeutet dies: verbesserte Glukoseeinstellung, weniger Notfallsituationen, weniger Fehlzeiten und Ausgrenzung, eine insgesamt positivere Lebensperspektive“, erläutert Neu. Der Einsatz dieser Fachkräfte zahlte sich in Brandenburg und Hessen aus. Es kam zu weniger Unfällen und Rettungswageneinsätzen sowie zu geringeren Behandlungskosten.

 „Schulgesundheitsfachkräfte leisten Erste Hilfe, sind Anlaufstelle bei Schmerzen und Vertrauensperson bei gesundheitlichen und psychischen Auffälligkeiten, sie beraten Kinder und Eltern zu Sucht, Ritzen, Stress, in Krisensituationen oder in Ernährungsfragen, melden den Verdacht auf Missbrauch, Misshandlung oder Vernachlässigung“, erklärt der Kinder- und Jugendmediziner Prof. Dr. med. Jörg Dötsch aus Köln. Außerdem trügen Schulgesundheitsfachkräfte stark zur Entlastung von Lehrern und Eltern bei, die sonst wegen der Krankheit ihres Kindes häufig ihre Berufstätigkeit einschränken müssen.

Kind beim Blutzuckermessen
Grafik Typ 1 Diabetes in der Schule