Eines von fünfhundert Kindern in Deutschland hat Diabetes Typ 1, eine Krankheit, die den Alltag dieser Kinder und ihrer Familien sehr stark verändert. Um den Schulalltag zu erleichtern, bräuchte es dringend Schulgesundheitsfachkräfte, fordern die DDG, die Deutsche Diabetes Hilfe und der Verband Bildung und Erziehung (VBE).
Finanzielle Probleme, da eingeschränkte Berufstätigkeit der Eltern
Vor allem die kleineren Kinder stellt Diabetes vor Probleme. Dazu Neu: „Allein die Interpretation ihrer Blutzuckerwerte stellt Kinder vor große Herausforderungen wie etwa: Kann ich problemlos zu Mittag essen, wenn mein Blutzucker zuvor bei 167 liegt? Welche Insulindosierung passt zu diesem Blutzuckerwert?“
Fragen wie diese können auch die meisten Lehrer nicht beantworten. Nicht selten werden Kinder dann vom Regelschulbetrieb ausgeschlossen oder ein Elternteil schränkt seine Berufstätigkeit ein, um den Kindern an der Schule zu helfen. Zudem zeigt eine Studie aus dem letzten Jahr, dass beinahe die Hälfte der Familien nach der Diagnose eines Kindes mit Typ-1-Diabetes finanziell schlechter dasteht als zuvor. Eltern kommen außerdem oft an ihre emotionalen Grenzen.
Modellprojekte in Hessen und Brandenburg
Um hier Unterstützung zu bieten, gab es in Hessen und Brandenburg Modellprojekte zur Etablierung von Gesundheitsfachkräften an Schulen. Das Projekt in Hessen zeigt Neu zufolge, dass diese Fachkräfte sehr sinnvoll sind, um die Inklusion von Kindern mit Diabetes zu fördern. Außerdem ermöglichten sie den Eltern, ihre Berufstätigkeit weiterzuführen.
„Um die Diskriminierung von chronisch Erkrankten zu beenden und Kindern mit Diabetes Typ 1 eine reguläre Beschulung zu ermöglichen, setzen wir uns für diese medizinisch ausgebildeten Fachkräfte an allen Grundschulen ein. Denn sie können Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen adäquat versorgen und Eltern sinnvoll unterstützen“, sagte Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes Hilfe. Er fordert, dass diese Fachkräfte in einem ersten Schritt flächendeckend für Kinder im Grundschulalter eingeführt werden sollten.
Hilfreich auch für gesunde Kinder
Neben der besseren Betreuung von Kindern mit Diabetes oder anderen chronischen Erkrankungen könnten die Gesundheitsfachkräfte auch die gesunden Kinder der Klasse beispielsweise in Sachen Ernährung, Bewegung oder Zahngesundheit schulen.
Dazu Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE: „Angebote wie diese haben in dem Brandenburger Modellprojekt große Wirkungen auf die Schüler entfaltet – bis hin in die Elternhäuser. So gaben beispielsweise gut 70 Prozent der befragten Kinder an, sich häufiger die Zähne zu putzen, seit die Schulgesundheitsfachkraft an der Schule tätig ist. Über die Hälfte stellte fest, sie würden sich seither mehr bewegen“, sagte Beckmann. „Die Politik ist nun in der Pflicht, die dafür notwendigen Bedingungen zu schaffen und ein professionelles Schulgesundheitsmanagement mit dafür ausgebildeten Schulgesundheitsfachkräften zu etablieren und zu finanzieren.“