Kinder mit Diabetes

Kita- und Lehrpersonal besser schulen

Immer wieder gibt es Probleme, wenn Eltern ihr Kind mit Diabetes Typ 1 in einer Kita oder Schule anmelden wollen. Aufgrund der Unsicherheit des Erziehungspersonals im Umgang mit diabetischen Kindern, kommt es bisweilen sogar zur Ablehnung der Aufnahme. Dabei wäre Kita-Mitarbeitern und Lehrern diese Unsicherheit mit einer rund zweistündigen Schulung einfach zu nehmen – und infolgedessen eine unkomplizierte Aufnahme des Kindes möglich.

Warum der Diabetiker Niedersachsen bei diesen Kursen auf eine kompetente Individualschulung durch medizinisches Fachpersonal setzt und fordert, dass die Finanzierung der Schulungen von den Krankenkassen übernommen werden, erklärt die stellvertretende Landesvorsitzende Anke Buschmann im Interview.

 

Frau Buschmann, was passiert, wenn Eltern ein Kind mit Diabetes in einer Kita oder Schule anmelden?

Die Bandbreite reicht da von ganz schrecklich bis ganz toll. Es gibt in Niedersachsen ja keine Gesetzgebung dazu. Das sind also alles Einzelfallentscheidungen. Es gibt tatsächlich Kinder, die in gar keinen Kindergarten aufgenommen und damit komplett ausgeschlossen werden. Da fühlt sich das Personal dann nicht in der Lage, eine Betreuung zu gewährleisten. Auf der anderen Seite gibt es auch das Gegenbeispiel, wo ein Kindergarten oder eine Schule ganz aufgeschlossen ist und sagt: „Kein Problem, wir schulen unser Personal und dann machen wir das.“

DNI: Wer sollte diese Schulungen durchführen?

Buschmann: Es ist schon wichtig, dass das Fachleute machen. Im Idealfall ein Kinder-Diabetologe zusammen mit einer Diabetesberaterin – und nicht die Eltern.

Die sind natürlich selbst super geschult und wissen ganz genau, was mit ihrem Kind los ist. Aber wenn medizinisches Fachpersonal die Schulungen übernimmt, dann schafft das einfach mehr Akzeptanz bei den Betreuern, also denjenigen, die da gerade geschult werden. Die Eltern können in diesem Zusammenhang noch so aufopferungsvoll sein, das Wort des Fachpersonals hat da einfach mehr Gewicht.

DNI: Deshalb hält sich der Diabetiker Niedersachsen e.V. da auch raus und vermittelt nur.

Buschmann: Genau. Ich stehe als Betroffene gerne mit Rat und Tat zur Verfügung, würde mir aber niemals anmaßen, diese Schulungen selbst zu geben. Stattdessen kümmern wir uns um die Fachleute – zuletzt etwa vom Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover – und bringen diese dann bei einem Termin mit den zu Schulenden zusammen.

DNI: Wie läuft eine solche Schulung ab?

Buschmann: Zunächst mal ist es wichtig, dass den Kindergarten-Mitarbeitern oder Lehrern mit auf den Weg gegeben wird, dass sie Ruhe bewahren müssen und auch dürfen. Hektik ist immer der falsche Ansatz. Dann geht es natürlich um medizinische Hintergründe zur Krankheit. Und dann sind da immer auch Fragen entscheidend, die von Fall zu Fall unterschiedlich sein können: Trägt das betreffende Kind ein CGM-System? Trägt es eine Pumpe? Benutzt es einen Pen?

DNI: Also muss jede Schulung ganz individuell abgestimmt sein.

Buschmann: Richtig. Es bringt ja niemandem etwas, wenn bei einer Schulung die Funktionsweise einer Pumpe erklärt wird, das Kind aber einen Pen benutzt. Neulich hatten wir etwa einen Fall, bei dem das Kind ein CGM-System getragen hat. Die Eltern konnten die Daten ihres Kindes übers Handy einsehen und sich darüber mit dem Kindergarten-Personal austauschen. Im Kindergarten wurde dann ein spezielles Kindergarten-Handy angeschafft, über das die Kommunikation stattfinden kann. Also ein durchaus positives Beispiel. Aber wichtig ist dabei eben auch, dass alle beteiligten Personen sich dann auch auskennen – und zwar ganz konkret und nicht nur allgemein.

DNI: Wie werden diese Schulungen finanziert?

Buschmann: Das ist ganz unterschiedlich. Im eben erwähnten Fall hat das die Samtgemeinde bezahlt. In anderen Fällen übernehmen das die Schulen, die ja immerhin ein Budget für Weiterbildungen haben, wobei einige das gerne machen und andere sich eher sträuben. Bei Mitgliedern springen bisweilen auch wir als Verein ein. Und dann gibt es natürlich noch die Krankenkassen. Aber da gibt es leider keinen Standard. Einige Kassen übernehmen das, andere nicht.

DNI: Was sollte in Zukunft passieren?

Buschhmann: Zum einen ist wichtig, dass diese Schulungen von medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden. Und die Finanzierung sollte grundsätzlich von den Krankenkassen übernommen werden. Wir haben ja schließlich eine Schulpflicht. Und man kann schlicht und ergreifend nicht verlangen, dass die Kinder, die im Flächenland Niedersachsen in weniger dicht besiedelten Landstrichen wohnen, nur aufgrund ihres Diabetes nur noch in der Landeshauptstadt unterrichtet werden, weil sich da aufgrund der Häufung mal eine Schulung lohnt. Dann müsste man ja beispielsweise auch alle Kinder mit einer Nussallergie in einer Schule zusammenführen. Und das kann ja wohl nicht das Ziel sein.