DIA-AID live hybrid

Ob in Oldau oder online: Viele Infos rund um AID-Systeme, Pumper und Penner

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Bei der ersten großen DIA-AID-live-Hybrid-Veranstaltung haben wir die Besucherinnen und Besucher unseres Typ-F-Wochenendes in Oldau mit den Teilnehmenden am heimischen Bildschirm zusammengebracht – und so ein zeitgemäßes Selbsthilfeformat mit enorm viel Wissensaustausch geschaffen.


Interaktiv, dynamisch, zeitgemäß: Aktive Selbsthilfe funktioniert natürlich auch online! Während der Pandemie haben wir dazu das seither immer erfolgreicher gewordene DIA-AID-live-Konzept mit seinen virtuellen „Gruppentreffen“ entwickelt. Das geht natürlich auch „hybrid“ – also mit Menschen vor Ort und an den Bildschirmen zu Hause.

Im Rahmen des großen Typ-F-Wochenendes im Anne-Frank-Haus in Hambühren/Oldau haben wir nun erstmals eine solche DIA-AID-live-hybrid-Veranstaltung in großem Stil ausgerollt – mit perfekter Beleuchtung, tadellosem Ton und professioneller Kameratechnik für die Übertragung. An dieser Stelle ein großer Dank an die KKH für das langjährige Vertrauen in unser Projekt "Digitalisierung der Selbsthilfe". Inzwischen trägt es reife Früchte: Hohe zweistellige Publikumszahlen vor Ort in Oldau und dreistellige Zahlen bei den online Teilnehmenden sprechen eine deutliche Sprache.

Kurze Vorstellung der AID-Systeme

Die Themen hatten es in sich: Im Fokus standen dabei Hilfsmittel und hier ganz besonders die derzeit den Markt erobernden und zweifellos die Zukunft des Diabetesmanagements dominierenden AID-Systeme. Während wir bei früheren DIA-AID-live-Veranstaltungen bereits häufiger Vertreterinnen und Vertreter der herstellenden Medizintechnikfirmen zu Gast hatten (wobei es an dieser Stelle noch einmal wichtig ist zu betonen, dass sie sich dazu nicht selbst einladen, geschweige denn „einkaufen“ können), waren diesmal in einem ersten Veranstaltungsblock gleich fünf Unternehmen auf der Bühne, die jeweils eine Viertelstunde Zeit hatten, ihre Produkte kurz vorzustellen und mögliche Alleinstellungsmerkmale zu betonen.

Als da wären: Insulet (deren schlauchlose Pumpe Omipod 5 mit dem rtCGM-System G6 von Dexcom kompatibel ist), Ypsomed (deren Pumpe YpsoPump sowohl mit dem G6 als auch dem Freestyle Libre 3 von Abbott zusammenarbeiten kann), VitalAire (deren t:slim-Pumpe ebenfalls mit dem G6 und dieses Jahr zusätzlich auch mit dem G7 ein AID-System bilden kann), Medtronic (die als einzige Sensor und Pumpe und damit ein komplettes System „aus einer Hand“ anbieten) und Roche (deren schlauchlose Pumpe Accu-Chek Solo wie hier zu erfahren war und entgegen anders lautender Gerüchte derzeit definitiv auf den Einsatz in einem AID-System vorbereitet wird).


DIA-AID live hybrid bei Youtube

Du kannst eine Aufzeichnung dieses DIA-AID live hybrid auch bei YouTube schauen.


Spezifische Nachfragen

In der anschließenden und von Dr. med. Sandra Schlüter, Diabetelogin aus Northeim und im Vorstand der AG Diabetes + Technologie, gleichermaßen kompetent wie unterhaltsam geleiteten Diskussion gab es dann die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Davon wurde dann auch reger Gebrauch gemacht; und zwar gleichermaßen vor Ort in Oldau per werfbarem Mikrofon-Würfel als auch aus der Onlinegemeinde heraus. Dabei bezogen sich die Fragen – wo man schon mal gleich mehrere Technik-Vertreterinnen und -Vertreter beisammen hatte – häufig darauf, was die einzelnen Hersteller in einem bestimmten Themenfeld bieten können. Wer dann immer noch nicht genug wusste, hatte im Anschluss vor Ort auch die Möglichkeit am Dexcom-Infostand bei Anne Rössler Fragen rund um den gebräuchlichsten Sensor in AID-Systemen zu stellen.

Wie es denn mit dem Sportreiben mit einem AID-System oder auch wie es mit dem Schwimmen mit der Pumpe aussehe, wollten Teilnehmende unter anderem wissen. Dabei fiel auf, dass die Vertreterinnen und -Vertreter der Herstellerfirmen die Eigenschaften ihrer Produkte im Stile einer sehr sachlichen Unternehmenskommunikation vorstellten, während es an Dr. Schlüter war, die Dinge aus Sicht einer betroffenen Medizinerin einzuordnen. So ist es selbstverständlich bei allen Systemen möglich, in einen wie auch immer genannten Modus für verstärkte körperliche Aktivität zu schalten. Wichtig sei aber, so die engagierte Medizinerin mit Diabetes Typ 1, in diesem Fall ganz besonders auf den Faktor Zeit zu achten, schließlich werde das von der Pumpe injizierte Insulin im Körper ja erst mit einer gewissen Verzögerung wirksam. Also müsse die jeweilige Funktion mit entsprechendem Vorlauf eingeschaltet werden.

Und wie sieht es nun mit dem Schwimmen aus?  Dr. Sandra Schlüter riet dazu, sich nicht nur Gedanken über die mögliche Wasserdichtigkeit der Pumpen zu machen, sondern sich auch zu überlegen, wie und wo man denn schwimmen gehen möchte: Eine Patchpumpe habe natürlich den Vorteil, keinen Schlauch zu haben und dadurch mehr Bewegungsfreiheit zu bieten. „Wenn aber mal eine richtige Welle kommt und die Pumpe löst sich, dann ist sie eben auch schnell weg. Das ist dann der Vorteil bei den Schlauchpumpen: Die hängen ja quasi an einer Leine und schwimmen einem dann hinterher!“

Pumpe oder Pen?

In einem weiteren Block der großen DIA-AID-live-Hybrid-Veranstaltung ging es um eine Frage, die zuweilen spaltet „Pumper oder Penner?“ Auf dem Podium diesmal: Gesundheits- und Diabetesberaterin Michelle Schmidt und Sascha Schworm, Macher des Podcasts Zuckerjunkies und Moderator von DIA-AID live. Letztlich gab es hier kein einwandfreies Für oder Wider: Ob Pumpe oder Pen – das müsse jeder für sich selbst und eventuell auch vor dem Hintergrund der aktuellen Lebensumstände herausfinden. Den Vorteil von erstgenannter Lösung brachte Sascha Schworm etwas augenzwinkernd folgendermaßen auf den Punkt: „Kollege Pumpi kriegt Insulin und Strom – und macht dann einfach seinen Job!“ Auf der anderen Seite biete der Pen natürlich durchaus ein gewisses Freiheitsgefühl, weil eben keine Pumpe am Körper getragen werden müsse. Und darüber hinaus könne ein Pen, das wusste die fernreisende Michelle zu berichten, auch die Sicherheit erhöhen, da Pens auch in entlegeneren Weltregionen eigentlich immer irgendwie verfügbar seien, was bei spezifischen Pumpen schon anders aussehe.

Genauso wie an der Frage ob Pen oder Pumpe schieden sich die Geister an einer anderen Frage: Jener nämlich, ob Diabetes-Typ-1-Screenings im Kleinkindalter und den Ausbruch einer akuten Diabeteserkrankung aufschiebende Medikamente wie das derzeit in Deutschland noch nicht zugelassene Teplizumab nun eher Fluch oder Segen seien. Zu diesem Block der Veranstaltung folgt ein eigener Artikel, der das Thema etwas näher beleuchten wird.

Diabetes und Sport

Einen abschließenden Input gab am Sonntag die online zugeschaltete Diabetesberaterin Ulrike Thurm. Die Mitgründerin der deutschen Sektion der International Diabetic Athletes Association (IDAA) hat sich das Coaching und die Vernetzung für alle sporttreibenden Menschen mit Diabetes auf die Fahne geschrieben – und konnte berichten, dass die einzigen Hürden, die es hier gibt, diejenigen auf der Leichtathletikbahn sind. „Voraussetzung ist natürlich immer eine vernünftige Vorbereitung und das richtige Bewusstsein während der Aktivität“, so die Expertin. Dabei gelte es natürlich, während des Sports kontinuierlich Kohlenhydrate zuzuführen und die Zuckerwerte im Blick zu behalten. Das laufe in der Praxis dann ja nach Sportart unterschiedlich ab: Hockey-Nationalspieler Timur Oruz könne beispielsweise immer, wenn er zwischenzeitlich ausgewechselt werde, die Werte checken, während bei Profifußballerin Sandra Starke ein Betreuer am Spielfeldrand die Werte per Follower-App im Blick behalte.

Kurz: Bei der ersten großen DIA-AID-live-Hybrid-Veranstaltung gab es neben dem Fokus auf AID-Systeme eine spannende Bandbreite an Themen, so dass alle Teilnehmenden – ganz gleich ob vor Ort oder am heimischen Bildschirm – eine Menge neuer Anregungen und Informationen mitnehmen konnte. Eine gelungene Premiere!