Diabetes als seelische Belastung

Neben dem Blutzucker die Psyche nicht vernachlässigen

Menschen mit Diabetes müssen sich permanent mit ihrer Krankheit beschäftigen. Die Behandlung und Lebensführung verlangen ihnen körperlich und psychisch viel ab - ein Leben lang. Das kann seelisch sehr belastend sein.

Der Aufwand, ein Leben „wie die Anderen“ führen zu können ist hoch. Neben dem Wissen über Diabetes und der Behandlung ist viel Motivation und Selbstfürsorge notwendig. Die Balance zwischen dem Diabetes und anderen Lebensbereichen ist eine tägliche Herausforderung. Da ist es nachvollziehbar, dass der ein oder andere an seine Belastungsgrenze stößt.

Angst vor Spritzen, Unterzucker und Folgeerkrankungen

Die Krankheit zu akzeptieren, gelingt vielen nur schwer und dauert oft längere Zeit. Gelingt es nicht, den Diabetes in das Leben zu integrieren, wird der Alltag als zunehmend belastend erlebt und die Lebensqualität sinkt. Es kann passieren, dass sich bei Menschen Ängste entwickeln, die mit dem Diabetes zu tun haben. Diese können sich zu einer großen emotionalen Belastung entwickeln. Typisch sind, Angst vor Insulin, Spritzen, vor Unterzucker und vor Folgeerkrankungen.

Gerade, wenn nicht von Beginn der Krankheit an Insulin notwendig ist, wird die Umstellung darauf oftmals als persönliches Versagen interpretiert. Sich selber spritzen zu müssen, ist für sehr viele eine unangenehme Vorstellung. So mancher fühlt sich da überfordert und entwickelt Ängste.

Dramatische Erlebnisse mit Unterzucker führen manchmal dazu, dass Diabetiker ständig den Blutzucker messen und sich nicht mehr trauen Sport zu treiben. Oft halten sie aus Angst vor Unterzucker den Blutzucker zu hoch. Auch die Angst vor Folgeerkrankungen ist oft in den Köpfen und schränkt die Lebensqualität ein. Hier wird dann oft versucht, den Blutzucker zu niedrig zu halten, was wiederum das Risiko für Unterzucker erhöht.

Menschen mit Diabetes erkranken doppelt so oft an Depressionen

Unter Depressionen leiden Menschen mit Diabetes doppelt so oft wie andere Menschen. Umgekehrt erhöht auch die Depression das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Diabetes stellt hohe Anforderungen an den Alltag. Dies kann mitunter zu einem Gefühl von Überforderung führen. Auch schwankende Blutzuckerwerte begünstigen Depressionen.

Bei Ängsten und Depressionen rechtzeitig Hilfe suchen

Tauchen über längere Zeit Ängste oder depressive Verstimmungen auf, ist es wichtig, sich rechtzeitig professionelle Hilfe zu suchen. Scham oder Schuldgefühle sind völlig unangebracht. Angsterkrankungen und Depressionen lassen sich gut behandeln, entweder mithilfe von Psychotherapie allein oder bei schwereren Fällen kombiniert mit Medikamenten. Das Ziel ist zu lernen, mit Diabetes zu leben, den Alltag zu bewältigen, soziale Kontakte zu pflegen und wieder Spaß am Leben zu haben.