Diabetes Typ 1 bedeutet von frühem Kindesalter an eine enorme psychische Belastung. Die permanente Überwachung des Blutzuckers, Einschränkungen bei der Ernährung und teilweise auch im Lebensstil, die Gefahr von Unterzucker und das erhöhte Risiko für Komplikationen im späteren Leben – dies alles ist für Kinder und Jugendliche oft nicht leicht zu akzeptieren.
Bereits frühere Studien zeigten vermehrt psychische Erkrankungen
Frühere Studien aus Skandinavien haben gezeigt, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes im Laufe ihres Lebens überdurchschnittlich oft an psychische Krankheiten entwickeln. Eine Studie aus Cambridge an über zehn Millionen Patienten zeigt jetzt, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes auch öfter in Kliniken wegen psychischer Störungen behandelt werden als Menschen ohne Diabetes.
Verglichen wurden dazu die Daten von rund 4.500 Kindern, die vor dem 14. Lebensjahr an Typ-1-Diabetes erkrankten, mit der zehnfachen Anzahl von gleichalten Kindern ohne Typ-1-Diabetes. Die Daten zeigen im Nachbeobachtungszeitraum von 10 bis 24 Jahren eine deutliche Erhöhung psychischer Erkrankungen.
Unter anderem Essstörungen, Depressionen und Angststörungen gehäuft
Besonders häufig mussten Menschen mit Diabetes Typ 1 wegen Verhaltensstörungen wie Essstörungen, und wegen Depressionen und Angststörungen stationär therapiert werden. Auffallend war auch eine Häufung von Substanzmissbrauch. Zu Psychosen hingegen kam es unter Menschen mit Diabetes seltener als unter Menschen ohne Diabetes.
Die Autoren der Studie dazu: „Obwohl wir einen besorgniserregenden Anstieg des Risikos für psychische Gesundheitsprobleme bei Menschen mit Typ-1-Diabetes festgestellt haben, deuten unsere Studie und frühere Untersuchungen darauf hin, dass dies wahrscheinlich nicht auf gemeinsame biologische Mechanismen zurückzuführen ist.“ Das bedeutet, dass nicht der Diabetes an sich verantwortlich ist für diese Erkrankungen, sondern eher die Belastungen, die diese Erkrankung mit sich bringt.
„Diabetes-Distress“ für die Probleme verantwortlich
„Wir wissen, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes unter Diabetes-Distress leiden können. Dies kann extreme Frustration über den Blutzuckerspiegel, Isolation und Burnout, Hoffnungslosigkeit und ein Gefühl des Kontrollverlusts umfassen. Es ist daher wenig überraschend, dass sie einem erhöhten Risiko für zusätzliche psychische Probleme ausgesetzt sind, die bis ins Erwachsenenalter andauern können“, so das Resümee der Autoren.