Die Belastung für die Familie ist riesig. Tag und Nacht die Blutzuckerwerte kontrollieren und die Insulinmenge dementsprechend anpassen. Die Angst der Eltern, dass zu hohe Zuckerwerte die Hirnentwicklung stören könnten, ist groß. Die Kleinen sind immer in Bewegung und haben ein stark wechselndes Essverhalten. Die Einstellung der passenden Insulinmenge ist dementsprechend schwierig. Deswegen haben gerade kleinere Kinder oft einen schlecht eingestellten Stoffwechsel, berichtet die Ärztezeitung.
Closed-Loops entlasten die Familie
Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass sich die Situation mit einem Closed-Loop-System mit Glukosesensor und Insulinpumpe sowie einem Glukosemanagement per Handy-App wesentlich verbessert. Der Blutzucker der Kinder lässt sich damit besser kontrollieren und die Eltern der Betroffenen werden entlastet.
Vergleich mit sensorunterstützter Pumpentherapie
Verglichen wurde hier die Insulintherapie mit einem Closed-Loop-System mit der nächstbesten Option, der sensorunterstützten Pumpentherapie. Bei der sensorunterstützten Pumpentherapie wird die Insulinmenge mithilfe eines CGM-Systems von den Eltern ermittelt. Die Eltern müssen dabei also die Zuckerwerte ihres Kindes laufend überprüfen und dann die von der Pumpe verabreichte Insulinmenge anpassen.
Beim Closed-Loop-System hingegen wird die erforderliche Insulinmenge anhand der vom CGM-Sensor gemessenen Glukosewerte auf dem Smartphone nach einem Algorithmus per App auf dem Smartphone ermittelt und automatisch von der Pumpe abgegeben. Lediglich bei den Mahlzeiten müssen Eltern die Insulinmenge noch selber anpassen.
Glukosewerte deutlich länger im optimalen Bereich
An der Untersuchung nahmen 74 Kinder mit Diabetes Typ 1 im Alter von 1 bis 7 Jahren aus England, Österreich, Luxemburg und Deutschland teil. Alle Kinder wurden 16 Wochen lang mit einer der beiden Methoden behandelt. In den darauffolgenden Wochen wurde die Methode gewechselt.
Es spricht viel für den Closed-Loop: Während die Kinder mit dem Closed-Loop-System behandelt wurden, lagen die Glukosewerte über zwei Stunden täglich länger im Zielbereich im Vergleich zur anderen Methode. Auch die HbA1c-Werte waren niedriger.
Krankenkassen lehnen Anträge häufig ab
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) kritisiert, dass Closed-Loop-Systeme in Deutschland immer noch zu wenig genutzt werden. Ein Grund ist sicher der hohe Schulungsbedarf dieser Technik. Der Hauptgrund dafür, dass dieses System nicht häufiger eingesetzt wird, sind jedoch die Krankenkassen. Sogar bei Jugendlichen werden aktuell jeder dritte Antrag auf eine Insulinpumpe erst einmal abgelehnt, so der Präsident der DDG Prof. Dr. Andreas Neu aus Tübingen.