Infektionszahlen bei Kindern aktuell hoch

Erhöht Corona bei Kindern das Risiko für Diabetes?

Aktuelle Beobachtungen weisen auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Corona-Virus und einer Zunahme von Typ-1-Diabetes bei Kindern hin. Bei Kindern und Jugendlichen wird innerhalb von 30 Tagen nach einer Infektion mit Covid-19 überdurchschnittlich häufig Diabetes diagnostiziert...

Menschen mit Diabetes leben mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf einer Infektion mit Covid-19. Aktuelle Daten einer US-amerikanischen Studie legen nahe, dass andersherum auch eine Infektion mit dem Virus das Risiko für Diabetes bei Kindern und Jugendlichen erhöht. Grundlage für diese Aussage ist die Auswertung von Daten von über 500.000 Kindern und Jugendlichen aus zwei verschiedenen Datenbanken, die sich mit dem Corona-Virus infiziert hatten. Das Durchschnittsalter lag bei 12 bzw. 13 Jahren. Im Krankenhaus behandelt mussten je nach Datenbank 0,7 bzw. 0,9 Prozent.

Je nach Datenbank Risiko um 31 oder 166 Prozent erhöht

Die Auswertung zeigte, dass bei Kindern und Jugendlichen, die sich mit dem Virus infiziert hatten, in den darauffolgenden vier Wochen deutlich öfter Diabetes diagnostiziert wurde, als bei Gleichaltrigen, die sich nicht infiziert hatten. Die Inzidenz war je nach Datenbank um 31 Prozent bzw. sogar um 166 Prozent erhöht. Auffallend war, dass bei über 40 Prozent der Kinder der Diabetes erst im Stadium einer gefährlichen Stoffwechselentgleisung, der Ketoazidose erkannt wurde.

Zusammenhang bei Erwachsenen nachgewiesen

Dieses Ergebnis stimmen mit Studien überein, die bereits einen Zusammenhang zwischen einer Corona-Infektion und einer Erkrankung an Diabetes bei Erwachsenen gezeigt hatten. Über die Gründe für diesen Zusammenhang kann aktuell nur spekuliert werden. Die Autoren der Studie an Kindern und Jugendlichen stellen die Hypothese auf, dass Covid-19 eventuell durch einen direkten Angriff auf die Zellen der Bauchspeicheldrüse Diabetes auslösen könnten.

Corona bei übergewichtigen Kindern seltener ohne Symptome

Eine weitere Erklärung könnte das in den USA weit verbreitete starke Übergewicht unter Kindern sein. Dies ist ein Grund dafür, dass die Zahlen an Diabetes auch unter jungen Menschen deutlich zunehmen. Die Autoren vermuten, dass eine Infektion mit Corona bei Kindern mit Adipositas seltener symptomlos bleibt als bei normalgewichtigen Altersgenossen.

Daten der beiden Datenbanken klaffen auseinander

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) stellt die Schlussfolgerungen der US-Mediziner in Frage und weist auf methodische Schwächen der Studie hin. Die amerikanische Behörde griff auf Daten von zwei unterschiedliche Gesundheitsdatenbanken zurück. Entsprechend divers fiel das Ergebnis aus: Einmal errechneten die Autoren ein um 166 Prozent erhöhtes Diabetesrisiko, aus der anderen Datenbank ergab sich ein um 31 Prozent erhöhtes Risiko. „Das ist ein erheblicher Unterschied, der kein eindeutiges Studienergebnis liefert“, konstatiert Prof. Dr. med. Andreas Neu von der DDG.

Keine Unterscheidung zwischen Diabetes Typ 1 und Typ 2

Ein weiterer Schwachpunkt der Studie ist, dass nicht zwischen Diabetes Typ 1 und Typ 2 unterschieden wurde. Dass Corona Diabetes Typ 1 auslösen kann, sei jedoch grundsätzlich denkbar, meint Neu. Virusinfekte gelten seit langem als Risikofaktor für einen Diabetes Typ 1. Besteht bereits eine Veranlagung für diese Stoffwechselerkrankung, könne ein Infekt diese triggern und auslösen. „Dass dies jedoch innerhalb von 30 Tagen stattfindet, wie die Studie zeigen will, ist sehr unwahrscheinlich“, ergänzt ein Sprecher der DDG.