Was 2015 aus der Not geboren als privates Hobbyprojekt startete, ist inzwischen eines der beliebtesten Online-Angebote für Menschen mit Diabetes: Die Kohlenhydrat- Suchmaschine WETID. Die praktische Alltagshilfe hat sich dabei mit den Jahren konsequent weiterentwickelt, ist inzwischen sowohl als App für Android und iOS verfügbar, aber auch natürlich klassisch in einem Webbrowser abrufbar. In unserem DIA-AID live stellte Macher Heiko Scharfenort die Suchmaschine nicht nur vor, sondern nahm aufmerksam Verbesserungswünsche von Bestandsnutzern an und viel Lob von Menschen entgegen, die das Angebot bisher nicht kannten.
FPE? Kein Problem!
Noch während Scharfenort anschaulich die Benutzung erklärte gingen sogleich die ersten virtuellen Hände nach oben und der Chat füllte sich mit Fragen und Anregungen. Der erste große Aufhänger: Das Thema Fett-Protein-Einheiten (FPE). Vor Jahren von der Medizin für Menschen mit Diabetes noch für irrelevant erklärt, wird angesichts von Low-Carb-Ernährung und individuellerer Kontrolle des Blutzuckers, das Miteinbeziehen solcher Fette, welche der Körper ebenfalls zu Glucose verstoffwechselt, immer wichtiger.
Moderator Sascha „Zuckerjunkie“ Schworm erklärte dann auch ausführlich die auf den ersten Blick kompliziert wirkende Berechnung der FPE, wies dabei aber auch nochmal daraufhin, dass die berechneten Einheiten einen viel langsameren Effekt haben als normale Kohlenhydrat-Einheiten. Auch sei die Berücksichtigung der FPE erst dann empfehlenswert, wenn man hohe Mengen an Fett und Proteinen zu sich nehme. WETID helfe hier ja gottseidank schnell weiter und gebe die FPE direkt mit an – ohne lange Rechnerei.
Kohlenhydrate wieder im Blick
„Seitdem ich WETID benutze, achte ich wieder viel mehr auf die genaue Menge an Kohlenhydraten, die ich zu mir nehme und berechne effizienter meinen Bolus“, so eine begeisterte Nutzerin. Der Beitrag erntete allerlei Zustimmung, was Heiko ein stolzes Lächeln abrang. Hatte er die Suchmaschine doch ursprünglich für sich, respektive seinen betroffenen Sohn, als Diabetes-„Lifehack“ entwickelt. Was sie nun alles positiv bewirke, versetze ihn immer wieder in freudiges Erstaunen.
„Toll, dass so etwas mal angenommen wird“
Bei den Verbesserungswünschen dominierten zwei Themen: Die Offline-Verfügbarkeit von gespeicherten Favoriten und der Wunsch nach einer besseren Benutzerführung für blinde und sehbehinderte Menschen. Dem ersten Wunsch musste Heiko entgegnen, dass er für dieses Feature zunächst mit den Betreibern der Lebensmittel-Datenbank „FDDB“ etwas aushandeln müsse. Deren Inhalte seien geschützt und könnten nicht einfach so von einer App auf einem fremden Gerät gespeichert werden.
Beim Thema Barrierefreiheit konnte auch Heiko noch Neues lernen. Geduldig erklärte Diana Droßel vom Blinden- und Sehbehindertenverband, was technisch nötig wäre, damit die App auch von blinden Menschen effektiv genutzt werden könnte. Eine sehbehinderte Nutzerin fügte an, was man für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen zusätzlich tun könne. Heiko nahm die Vorschläge dankbar entgegen, was zu einem sehr positiven Feedback der Betroffenen führte. „Es ist toll, dass so etwas mal so bereitwillig angenommen wird“, freute sich die Nutzerin.
WETID bleibt kostenlos!
Eine Frage taucht in der Diabetes-Community-Gerüchteküche immer wieder auf und Sascha stellte sie ganz offen: Wann wird das bisher kostenlose WETID an einen kommerziellen Betreiber verkauft? Darauf antworte IT-Profi Heiko souverän und überzeugt: „WETID ist und bleibt kostenlos! Meine Unkosten decke ich grob über Spenden und das Projekt ist mein Baby und liegt mir am Herzen. Es liegt mir fern, daran einen Gewinn zu machen. Die vielen positiven Reaktionen sind mein Lohn.“
Mit viel Lob und einem Sack voller Feature-Wünsche ging somit unser zweites DIA-AID live zu WETID zu Ende. Bereits jetzt steht fest, dass Heiko sicher nicht das letzte Mal bei uns gewesen ist. Entwickelt er das überaus nützliche Angebot doch laufend weiter, so dass sich immer neuer Stoff für unterhaltsame und informative Abende ergibt.
