DIA-AID live

Vitadio: Beratung bei Diabetes Typ 2 via Smartphone-App

Digitale Gesundheitsanwendungen („DiGA“) sind – wenn auch derzeit noch etwas verhalten – auf dem Vormarsch. Mit Vitadio gibt es dabei eine App, die Menschen mit Typ-2-Diabetes zu einem gesünderen Leben und besseren Werten verhelfen kann. Bei einem DIA-AID live ließen wir uns den digitalen Begleiter vorstellen.


Ziele definieren, Einstellung ändern, dauerhafte Erfolge erzielen: Die Smartphone-App Vitadio ist ein digitaler Begleiter, der es Menschen mit Diabetes Typ 2 ermöglichen soll, mit praktischen Tipps die Blutzuckerwerte zu verbessern, das Gewicht zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu stärken. Bei der jüngsten DIA-AID-live-Veranstaltung stellten die beiden Vitadio-Vertreterinnen Janina Haas und Annika Hertel die Anwendung vor.

Dabei ist zunächst wichtig zu wissen, dass die App als vorläufig zugelassene Digitale Gesundheitsanwendung („DiGA“) in das Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen wurde. Das bedeutet, dass die Kosten (der Herstellerpreis liegt laut BfArM bei 499,80 Euro) von den gesetzlichen Krankenkassen generell übernommen und von den privaten Krankenkassen zumindest in der Regel finanziell unterstützt werden. Einzige Voraussetzung ist ein ärztliches Rezept, dessen Ausstellung laut der beiden Vitadio-Vertreterinnen aber kein Problem sei, leider aber alle drei Monate neu verschrieben werden müsse.

Langfristige Veränderung von Gewohnheiten

Und wie funktioniert das Ganze nun? „Grundsätzlich geht es um eine langfristige Veränderung von Gewohnheiten und nicht um schnelle Effekte“, betonte Annika Hertel im Laufe der durch Umfragen und prägnante Folien interaktiv und lebendig gestalteten Präsentation. Der Ansatz, den die App dabei verfolgt, sei dabei sehr vielschichtig. In einer ersten Phase gehe es darum, „gesunde Gewohnheiten anzunehmen“, um dann im weiteren Verlauf diese Gewohnheiten auch beizubehalten. Dazu gehören unter anderem zur Bewegung motivierende Tages- und Wochenanleitungen, Rezeptvorschläge und ein Diskussionsforum. Eine zunächst fast kurios anmutende Funktion ist ein Tool zur Ermittlung der Energiezufuhr, bei dem man einfach ein Foto von dem verzehrten Gericht hochlädt und eine Künstliche Intelligenz die Kalorien berechnet.

Dabei ist allerdings zu beachten, dass hier keine Kohlenhydrateinheiten ausgewiesen werden, die für insulinpflichtige Menschen mit Diabetes Typ 2 wichtig wären. Auf Kritik daran antwortet Annika Hertel: „Nur 15 Prozent der Vitadionutzer spritzen Insulin. Bei den meisten ist es nicht die Medikation, sondern die durch die App unterstützte Änderung des Lebensstils, die die größten Auswirkungen auf Symptome wie Hitzeschübe und Schlafstörungen oder die Reduktion von Übergewicht hat.“

Derzeit noch mangelnde Bekanntheit

De facto – das wurde im Laufe des DIA-AID-Abends deutlich – kämpft Vitadio allerdings wie alle DiGA noch mit geringer Bekanntheit und der Skepsis von Patienten und Ärzten. Die Zahl der Nutzer liege demnach derzeit noch im mittleren bis oberen dreistelligen Bereich – und das bei über acht Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes in Deutschland. „Nutzerzahlen sind aber natürlich kein Gradmesser für Qualität“, unterstrich Moderator und Zuckerjunkies-Podcaster Sascha Schworm. „Man fängt halt immer erst mal irgendwo an. Und dann muss sich so was entwickeln.“ Das gilt auch für die Digitalen Gesundheitsanwendungen an sich: Immerhin gibt es von 2022 auf 2023 einen Anstieg der verordneten DiGA um über 57 Prozent; Inzwischen haben 25 DiGA den Sprung von der vorläufigen zur dauerhaften Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis geschafft. Die Akzeptanz für die digitalen Gesundheitshelfer könnte also gesamtgesellschaftlich in der näheren Zukunft wachsen.

Zwei Dinge wurden zudem deutlich: Zum einen die Erkenntnis, dass Vitadio eigentlich auch ein guter Begleiter bei Prädiabetes wäre. Dies ist aber leider nur auf eigene Rechnung möglich, da die Kassen die Kosten nur bei einer Diagnose von Diabetes Typ 2 übernehmen. Und zum anderen, dass es mehr als praktisch wäre, die App zumindest in einer Demo-Version testen zu können. Diesen Service bietet Vitadio bisher leider nur über den Umweg der Kontaktaufnahme zum Service.