Diabetesrisiko

Was Süßstoffe und Insulin miteinander zu tun haben

Aktuelle Untersuchungen sehen immer deutlicher einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Süßstoffen und Diabetes. Als Ursache für die Insulinresistenz wird die dadurch veränderte Darmflora diskutiert.

Es wäre so schön. Süßes essen so viel man will, ohne Kalorienzählen und ohne kaputte Zähne. Cyclamat, Sacharin, Aspartam und Co. machen das scheinbar möglich. In den Kaffee, in den Tee, in die Quarkspeise – die modernen Zuckerersatzstoffe sind so süß, dass sie nur in sehr geringen Mengen eingesetzt werden müssen. Die meisten künstlichen Süßmittel werden in Form von Lightgetränken getrunken, Tendenz steigend. Die Süßungsmittel finden sich aber auch in Speiseeis, Backwaren und immer mehr Fertigprodukten.

Konsum von Zuckerersatzstoffen steigt rasant an

US-amerikanische Kinder nehmen heute dreimal so viel Süßstoffe zu sich wie im Jahr 2000, unter den Erwachsenen hat sich der Konsum in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt. In Deutschland zeichnet sich mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung ein ähnlicher Trend ab.

Lange Zeit stand lediglich das Krebsrisiko von künstlichen Süßungsmitteln im Vordergrund von Studien. Zu Unrecht wie immer mehr Wissenschaftler betonen. Demnach unterdrücken die Süßstoffe die nützlichen Bakterien im Darm und fördern damit, dass sich schädliche Erreger dort breit machen können. Diese veränderte Darmflora ist demnach mit Gewichtszunahme und Übergewicht verbunden1.

Zeichen einer Insulinresistenz nach Lightgetränk

Laut der aus Deutschland stammenden Süßstoffexpertin Dr. med. Kristina Rother, die derzeit am renommierten US-amerikanischen National Institutes of Health in Washington forscht, gibt es eindeutige Belege dafür, dass künstliche Süßstoffe eine Insulinresistenz auslösen können. So zeigte tatsächlich bereits eine Studie vor fünf Jahren, dass übergewichtige Erwachsene nach dem Genuss eines süßstoffhaltigen Getränks, Zeichen einer Insulinresistenz aufweisen2. Dies wurde kürzlich in einer weiteren Studie bestätigt3.

Süßstoffe verändern die Darmbakterien

Für Rother steht damit fest, dass zumindest was Aspartam betrifft, ein klarer Zusammenhang zu Insulinresistenz besteht. Sie geht aber davon aus, dass dies sicher auch auf andere Zuckerersatzstoffe zutreffe. Es ist bekannt, dass zum einen die Bakterien, die den Darm besiedeln eine große Rolle bei der Verwertung von Nahrungsmitteln spielen. Zum anderen weiß man, dass Süßstoffe eine starke Wirkung auf Bakterien haben. Bewiesen ist, dass beispielsweise Saccharin die Darmflora zumindest bei Mäusen so verändert, dass Diabetes ausgelöst werden kann. Rother geht davon aus, dass diese Ergebnisse auch auf den Menschen übertrag bar sind.

Es gibt aber noch einen anderen Punkt, der nahe legt, dass Süßstoffe etwas mit Insulin zu tun haben. Die Süßstoffe docken an dieselben Strukturen im Körper an wie Zucker. Dies hat Einfluss auf den Darm, der daraufhin Stoffe ausschüttet, die zum einen den Appetit steuern, aber auch dafür sorgen, dass Insulin ausgeschüttet wird.

Wer „light“ trinkt ist im Durchschnitt dicker

Zudem gibt es unzählige Studien, die zeigen, dass Menschen die Lightgetränke konsumieren, dicker sind als andere Menschen. Hier stellt sich aber die berechtigte Frage: Machen Lightgetränke wirklich dick oder trinken Übergewichtige lieber die künstlich gesüßten Getränke um nicht weiter zuzunehmen? Selbstverständlich schläft auch die Industrie nicht und sponsert ihrerseits kräftig Studien, die nachweisen, dass der Genuß von „zero“ Kalorien zu einer Gewichtsabnahme führt.

Die Frage was jetzt Henne und was Ei war, beziehungsweise Übergewicht und der Genuss von Lightgetränken, wird wohl so schnell nicht beantwortet werden. Man sollte sich hier auf seinen gesunden Menschenverstand konzentrieren, der einem sicher sagt: Zu viel Chemie in Nahrungsmitteln kann nicht gut sein. Und eines sollte man dabei auch nicht aus den Augen lassen: Je mehr Zuckerersatzstoffe man isst und trinkt, umso mehr wird man sich an den süßen Geschmack gewöhnen. Und umso eher wird man dann auch zu richtigem Zucker greifen, wenn mal kein Saccharin neben der Kaffeetasse steht. Dabei schmeckt Kaffee auch völlig ungesüßt – reine Gewohnheitssache!

 

Weiterführende Links:

   https://www.cell.com/trends/endocrinology-metabolism/fulltext/S1043-2760(18)30093-6

   http://care.diabetesjournals.org/content/36/9/2530

   https://academic.oup.com/ajcn/article/108/3/485/5095505