Der Hochleistungshäcksler rumpelt, Pfannen zischen auf dem Herd, die Saftpresse surrt: Zufällige Besucher könnten ob der Szenerie und der verführerischen Düfte meinen, dass sie in einer Profiküche gelandet sind – nur dass die Küchencrew hier aus Kindern besteht. Die Aktivitäten der Heranwachsenden gehören zum von der AOK geförderten Projekt „Gemeinsam satt“ der Diabetiker Niedersachsen.
Dabei lernen Kinder mit Typ-1-Diabetes, dass leckeres Essen nicht unbedingt aus dem Schnellrestaurant oder der Supermarktkühltruhe kommen muss, sondern dass selbst zubereitete Speisen in der Regel nicht nur gesünder, sondern meist auch viel schmackhafter sind. Durch die Auseinandersetzung mit den Zutaten können die jungen Köchinnen und Köche zudem die eigene Ernährung bewusster gestalten, die gemachten Erfahrungen zur ausgewogenen Kost mit Eltern und Geschwistern teilen – und so gleich noch einen Beitrag zur Prävention von Typ-2-Diabetes leisten.
Hohe Nährstoffdichte
Und da beim Essen wie kaum sonst irgendwo das Motto „Probieren geht über Studieren“ gilt, lässt Ernährungsexpertin Regina Kröger mit Unterstützung von ihrer Tochter Neele die Kinder im Obernkirchener JBF-Centrum nach Herzenslust mitkochen, rühren, schneiden, kneten, abschmecken und natürlich auch anrichten. Und das über drei Tage, mit Komponenten fürs Frühstück, Mittagessen und Abendbrot; dazu noch alkoholfreie Cocktails für die Party am Abend und abwechslungsreich bestückte Brotdosen als Proviant für die Heimfahrt.
„Den Fokus habe ich auf eine Ernährung gelegt, die eine hohe Nährstoffdichte aufweist und die gleichzeitig auch für Allergiker geeignet ist“, so Regina Kröger. „Darüber hinaus habe ich die Kinder mit Lebensmitteln vertraut gemacht, die viele so zumindest aus dem Alltag noch gar nicht kannten, beispielsweise Quinoa, Hirse oder Buchweizen. Glutenfreies Getreide macht nämlich einerseits lange satt und verlangsamt gleichzeitig den Blutzuckeranstieg.“
Zusammenarbeit funktioniert perfekt
Wie zu einer Galerie sind direkt neben dem Eingang Kräuter aufgebaut: Petersilie, Rosmarin oder auch Lavendel. Das ist schon einmal etwas ganz anderes, als die allzu häufig eingesetzten getrockneten Gewürze aus dem Streuer. Hier kann man die unterschiedlichen Blattformen sehen und fühlen, kann sie zwischen den Fingern reiben und den Geruch erschnuppern. Gegenüber stehen fertig gepackte Körbe, in denen Regina Kröger die Zutaten für jeweils ein Rezept zusammengestellt hat und aus denen die Kinder sich dann etwas aussuchen konnten.
„Die Größeren konnten mit dem ausgedruckten Rezept dann sofort loslegen“, berichtet die Ernährungsexpertin, „die Kleineren brauchten natürlich noch ein wenig mehr Einweisung. Aber das ist ja auch okay! Ich fand übrigens sehr bemerkenswert, wie großartig die einzelnen Gruppen sich die Arbeit dann untereinander aufgeteilt und wie reibungslos sie zusammengearbeitet haben.“
Das Gesamtkonzept führt zum Erfolg
Und die Ergebnisse? Süßkartoffel-Toasts, Linsen-Dhal mit Tarka-Topping, Buchweizen-Galettes, Apfelstrudelkugeln: Das klingt beinahe nach Spitzengastronomie – und schmeckt auch so. Nur dass die Speisen eben nicht nur ausgesprochen lecker sind, sondern zudem noch sinnvolle Alternativen zu herkömmlichen Snacks und sogar Süßigkeiten bieten. Die Apfelstrudelkugeln haben beispielsweise zwar auch eine BE wie ein kleiner Schokoriegel, dafür reduzieren aber die enthaltenen Mandeln den Blutzuckeranstieg.
Dabei wird deutlich: Es ist das Gesamtkonzept, das hier zum Erfolg führt: Die tolle Stimmung beim Zubereiten, das Kennenlernen bislang unbekannter Lebensmittel und die Auseinandersetzung mit den Inhaltsstoffen: „Die Kinder hatten enormen Spaß, sich beispielsweise mal mit Kichererbsen zu beschäftigen oder unser fischloses Sushi zu rollen. Das ist schon sehr gut angekommen“, so Regina Kröger. Ganz besonders gut kamen die Kochkünste übrigens auch bei den Eltern der Kinder an, die die Küchen-Kreationen des Nachwuchses selbstverständlich ebenfalls probieren durften und ein großes Interesse an den Rezepten zeigten. Mit anderen Worten: Das „Gemeinsam satt“-Projekt war einmal mehr ein großer Erfolg.