Viele Menschen, unter ihnen auch Ärzte, glauben, dass starkes Übergewicht per se nicht schädlich sei, solange sich keine Folgeerkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck oder Diabetes einstellten. Spätestens seit Corona gilt dies nicht mehr. Adipositas gehört zu den zwar früh erkannten, aber bislang häufig unterschätzten Risikofaktoren für einen schweren Verlauf von Covid-19. Neben älteren Menschen und Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen, zählen auch stark übergewichtige Personen zur Risikogruppe.
Wer abnimmt, senkt sein Risiko auf einen schweren Verlauf
Unklar war aber bislang, ob der Verlust der überflüssigen Kilos und eine damit einhergehende Normalisierung der Blutzuckerwerte dieses Risiko minimiert. Ja, so das klare Ergebnis einer Studie, die an der Cleveland Clinic in Ohio / USA durchgeführt wurde. Darin wurden die Daten von über 20.000 Frauen und Männern mit einem durchschnittlichen Alter von 46 Jahren ausgewertet. Die Teilnehmer waren zwischen 2004 und 2017 wegen Fettleibigkeit in der Klinik behandelt worden. Ihr Body-Mass-Index lag bei mindestens 35.
Nach Adipositas-Chirurgie 20 Kilo weniger
Rund ein Viertel dieser Teilnehmer hatte sich einer Adipositas-Chirurgie unterzogen und nahm im Anschluss daran im Schnitt zwanzig Kilogramm ab. Die restlichen drei Viertel dieses Kollektivs nahmen im gleichen Zeitraum im Mittel lediglich zweieinhalb Kilogramm ab. Das bedeutet, dass diese 75 Prozent zu Beginn der Pandemie deutlich schwerer waren, als die 25 Prozent, die einen Eingriff mit einem Magenband oder einem Schlauchmagen hinter sich hatten.
Niedrigerer Blutzuckerspiegel und geringere Sterblichkeit
Das „schlankere“ Viertel wies deutlich niedrigere Blutzuckerspiegel auf zeigte bereits in den Jahren vor der Pandemie eine lediglich halb so hohe Sterblichkeit wie der Rest der Studienteilnehmer. Auch Infektionen mit Covid-19 überstand der operierte Teil besser, wenn auch deutlich schlechter als Normalgewichtige.
Seltener mit Corona ins Krankenhaus
Rund 15 Prozent der Teilnehmer nach einer Adipositas-Chirurgie mussten wegen der Virusinfektion mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden, bei neun Prozent verlief die Infektion schwer und ein Prozent verstarb. In der Vergleichsgruppe ohne Gewichtsreduktion lagen diese Werte etwa doppelt so hoch, also knapp jeder dritte wurde stationär aufgenommen.
Diese Daten veranlassten finnische Wissenschaftler dazu Infektionen mit Covid-19 auf die lange Liste der Begleiterkrankungen von krankhaftem Übergewicht zu setzen, die sich durch eine Abnahme des Gewichts reduzieren lassen. „Eine schwere Adipositas ist eine lebensbedrohliche Erkrankung“, so die Autoren.