Das Ergebnis war eindeutig – 57 Prozent der über 55.000 befragten Verbraucher haben die „Obsties Erdbeer-Banane mit Joghurt“ von Alete zur dreistesten Werbelüge des Jahres gewählt. Der Hersteller von Baby- und Kinderernährung bedruckt den Snack mit Tierbildern und der Aufschrift „für Kinder“ und „ohne Zuckerzusatz“. Dabei besteht das für den Snack verwendete Fruchtpüree zu ganzen 71,8 Prozent aus Zucker.
Laut WHO-Kriterien dürfte das Produkt nicht für Kinder beworben werden
Laut den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation dürfte das Produkt gar nicht für Kinder beworben werden. Alete ist eine Marke des Molkereikonzerns Deutsches Milchkontor. Der Hersteller gab auf Nachfrage zu, dass es bei den Obsties zu einer „Aufkonzentrierung des natürlichen (Frucht-)Zuckers“ komme.
Der Zucker ist zwar nicht zugesetzt, aber der Fruchtzucker aus dem enthaltenen Obst ist keineswegs gesünder als Haushaltszucker. Deswegen gilt auch für Fruchtzucker, dass ein zu hoher Zuckerkonsum im späteren Leben die Entstehung von zahlreichen Krankheiten wie Karies, Übergewicht und Diabetes fördert.
Warum Fruchtzucker nicht wirklich gesünder ist
Fruchtzucker ("Fructose") ist eine Art von Zucker, die in vielen Früchten und süßen Lebensmitteln vorkommt. Manchmal denken Menschen, dass Fructose besser oder gesünder sei als anderer Zucker, wie Haushaltszucker ("Saccharose") oder Traubenzucker ("Glucose"). Das stimmt aber nicht unbedingt.
Wenn wir Fructose essen, wird sie in unserem Körper verarbeitet und letztlich in Glukose umgewandelt. Glukose ist die Hauptenergiequelle für unsere Zellen. Der Prozess, wie unser Körper Fructose in Glukose umwandelt, geschieht hauptsächlich in der Leber. Dabei entstehen ähnliche Stoffe wie bei der Verarbeitung von anderen Zuckerarten.
Zu viel Zucker, egal ob Fructose oder eine andere Art, kann zu gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht oder Diabetes führen. Es ist also wichtig, die Menge an Zucker in unserer Ernährung zu kontrollieren.
„Für Alete sind aller schlechten Dinge offensichtlich drei. Wie oft sollen wir Alete noch mit dem Negativpreis auszeichnen, damit der Konzern keine Zuckerbomben mehr an Kinder vermarktet?“
Dr. Rebekka Siegmann Wahlleiterin beim Goldenen Windbeutel 2024
Foodwatch fordert "Junkfood-Werbeschranken"
Die Verbraucherorganisation forderte die Bundesregierung auf, Junkfood-Werbeschranken zum Kinderschutz einzuführen und diese auch auf die Verpackungsgestaltung auszuweiten. Der Molkereikonzern Deutsche Milchkontor erklärte, er ordne die Obsties als „süßen Snack“ und nicht als Obstersatz ein. Auf der Packung werde angegeben, dass Kinder maximal eine Portion essen sollten. Die Angaben dafür fänden sich den Angaben zufolge „transparent in der Nährwerttabelle wieder“.
Platz 2 und 3 an Langnese und Rügenwalder Mühle
Foodwatch hatte fünf Lebensmittel für den "Goldenen Windbeutel" nominiert. Platz zwei ging mit knapp 27 Prozent der Stimmen an das Cremissimo Bourbon Vanille Eis von Langnese. Dies sei laut Foodwatch „ein besonders dreistes Beispiel für Shrinkflation“. Der Hersteller Unilever habe die Packungsgröße von 1.300 Millilitern auf 900 Milliliter reduziert, den Preis von 3,99 Euro aber beibehalten. Damit liegt eine versteckte Preiserhöhung von über 40 Prozent vor.
Veganer Sonnenblumen-Aufschnitt auf Platz 3
Auf Platz 3 liegt das Produkt „Veganer Schinken Spicker Mortadella“ von Rügenwalder Mühle. Hier hält Foodwatch die Angabe „Auf Basis von Sonnenblumenkernen“ für irreführend, weil das Produkt zu lediglich zwei Prozent aus Sonnenblumenprotein bestehe.
Foodwatch vergab den „Goldenen Windbeutel“ zum 13. Mal. Die Verbraucherorganisation engagiert sich seit langem gegen Etikettenschwindel und fordert verbesserte Kennzeichnungsregeln. Alete räumte den Negativpreis dieses Jahr bereits zum dritten Mal ab.