DIA-AID live

Gut getarnte Süßigkeiten: Zuckerbombe Babybrei

Zur Prävention von Typ-2-Diabetes gehört eine ausgewogene Ernährung. Doch das ist gar nicht so einfach: Denn die Lebensmittelindustrie versteckt vor allem Zucker in vermeintlich gesunden Produkten. Die Journalistin Marianne Falck klärte beim letzten DIA-AID live über versteckte Süßmacher und Strategien zur Prävention auf.

Ketchup, Säfte, Fruchtjoghurt: Viele Lebensmittel, die uns tagtäglich begleiten, sind wahre Zuckerbomben. Und das Erschreckende dabei sei, so berichtete die Journalistin und Buchautorin Marianne Falck bei der letzten DIA-AID-Live-Veranstaltung, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher und auch viele Eltern gar nicht wüssten, welche Mengen an Zucker sie sich oder ihren Kindern da eigentlich auftischten.

„Ohne Zuckerzusatz“

Denn das süße Gift käme in der Regel gut versteckt in verarbeiteten Lebensmitteln und Convenience-Ware daher. Und vor allem auch in Baby- und (Klein-)Kinderprodukten. Die Mutter zweier Kinder ließ die Teilnehmenden des digitalen Selbsthilfeabends raten, wie viel Zucker beispielsweise in einem sogar mit dem Slogan „ohne Zuckerzusatz“ beworbenen Keksbrei sei. Nun sei an dieser Stelle der Einwand gestattet, dass sich das Wort „Keksbrei“ generell schon ein wenig unappetitlich anhört.

 

„Die WHO empfiehlt schon seit 2017 ein komplettes Verbot von Werbung, die sich gezielt an kleine Kinder richtet“

 

Wenn man nun aber von Marianne Falck auch noch erfährt, dass die klebrige Pampe pro Portion ganze neun Stücke Würfelzucker enthalte, grenzt das durchaus an kulinarische Körperverletzung. „Ich stelle mir gerade vor“, so schrieb ein Teilnehmer im begleitenden Chat, „ich hätte in meinem Kaffee neun Stücke Würfelzucker drin!“ Ja, eine solche Menge klingt nun tatsächlich weder gesund noch delikat, sondern eher gemeingefährlich. Dennoch werden Produkte mit einer derartigen Süßmacherfülle Kindern - und ihren Eltern - ruchlos als ausgewogenes Lebensmittel suggeriert.

Bunte Bilder auf der Packung

Gerade dieses Suggerieren sei ein großes Problem, so Marianne Falck. Als Beispiel verwies sie auf einen Ketchup, der als „zuckerfrei“ deklariert werde, de facto beim Blick auf die kleingedruckte Zutatenliste aber offenbare, dass er mit Apfelsaft gesüßt werde – und zwar nicht zu knapp. Ein weiteres Problem sei, dass die Produkte von der Industrie eben auch zielgerichtet zugeschnitten seien: „Die WHO empfiehlt schon seit 2017 ein komplettes Verbot von Werbung, die sich gezielt an kleine Kinder richtet“, so Marianne Falck.

„Aber davon sind wir ja noch weit entfernt. Und selbst wenn jetzt das Bundesernährungsministerium ein Werbeverbot durchsetzt, sind auf den Verpackungen ja immer noch Comicfiguren drauf oder die Produkte werden in Kombination mit Spielzeugen verkauft.“ Mit anderen Worten: Die Industrie habe noch immer genug Möglichkeiten, den Zucker an den Mann, die Frau und vor allem das Kind zu bringen.

Das Buch zum Thema

Zuckerfrei von Anfang an

Wie wir unsere Kinder ganz einfach ohne das süße Gift ernähren können

Für gesunde und ausgeglichene Kinder.
Mit zahlreichen Rezepten von Marianne Falck,
erhältlich beim Heyne Verlag für Euro 12,99
ISBN: 978-3-453-60523-7

Prävention als Gegenmaßnahme

Was also tun? Wichtig wäre laut Marianne Falck eine richtige Prävention. Die ohnehin nur einzelne Produktgruppen vergleichende und zudem wegen der wenig strengen Bewertung des Zuckergehalts in der Kritik stehende Nährwertkennzeichnung „Nutri-Score“ sei da viel zu wenig. Marianne Falck verwies auf eine Kennzeichnung in Chile. Dort seien schwarze Kreuze im Einsatz, die vor massiv süßen Produkten regelrecht warnten.

Auf persönlicher Ebene hatte Marianne Falck unter anderem noch den konkreten Tipp im Gepäck, das Essen – und dabei natürlich vor allem das Essen von Süßigkeiten – bei Kindern nicht an ein Belohnungs- oder auch Trost-System zu koppeln. Im Blick hatte sie dabei jene Situationen, in denen Kinder als Belohnung fürs Aufräumen oder als Aufmunterung nach dem Hinfallen ein Eis oder Gummibärchen erhalten. „Damit beginnt das emotionale Essen“, so die Journalistin. „Und wenn man das als Kleinkind so gelernt hat, kann sich das dann im weiteren Leben fortsetzen.“ Es sei dann ungemein schwierig, aus dem Teufelskreis, sich mit ungesundem Essen zu belohnen oder zu trösten, wieder herauszukommen.