Die richtige Ernährung bei Diabetes Typ 2

Status Quo der Ernährungs­empfehlungen

Vor kurzem hat die europäische Diabetesgesellschaft (EASD) ihre Ernährungsempfehlungen überarbeitet. Präsentiert wurden die Daten auf dem diesjährigen Diabetes-Kongress in Berlin.

Im Zentrum der neuen Ernährungsempfehlungen der EASD für Menschen mit Diabetes steht nach wie vor die Gewichtsreduktion. Wer noch nicht länger als sechs Jahre an Diabetes Typ 2 erkrankt ist, (noch) kein Insulin einnimmt und es schafft etwa 15 Kilo abzunehmen, der verliert sehr oft auch wieder seinen Diabetes, so der aktuelle wissenschaftliche Stand. Leichter gesagt als getan. Doch welche Strategien empfiehlt die Gesellschaft?

Schnell abnehmen nicht nachteiliger als langsam abnehmen

Studien zeigen eindeutig, dass zur langfristigen Gewichtsreduktion am ehesten Formula-Diäten funktionieren, so ein Referent auf dem Kongress. Die sind in den letzten Jahren eher in Verruf geraten. Zu stark schlage hier der Jo-Jo-Effekt zu. Ein Experte betonte auf dem Kongress jedoch: „Es wird behauptet, dass - wenn man zu schnell abnimmt - man auch sehr schnell wieder zunimmt. Das stimmt nicht". Egal nach welcher Diät komme es so gut wie fast immer zu einer Gewichtszunahme, egal, ob man langsam oder schnell die Kilos verloren hat. Entscheidend sei hier eine länger andauernde Betreuung zum Beispiel durch eine Ernährungsberatung. Für ein langfristiges Halten des Gewichtsverlusts empfiehlt die EASD dauerhaft den Ersatz einer Mahlzeit pro Tag durch eine Formula-Diät oder zumindest drei bis sechs Mahlzeiten die Woche.

Wer es schafft, 10 bis 15 Prozent des Körpergewichts abzunehmen, hat gute Chancen, dass der Typ-2-Diabetes wieder verschwindet. Laut der EASD gelingt dies am besten mittels einer Formula-Diät unter ärztlicher Überwachung.

Formula-Diäten - was bringen sie?

Klingt verführerisch einfach - drei Mal pro Tag eine Portion Pulver in Wasser auflösen und trinken. Keine Einkaufslisten, keine komplizierten Rezepte, kein Kalorienzählen - in den Produkten steckt im Optimalfall alles was der Körper braucht. Also perfekt, um abzunehmen und gleichzeitig den Blutzucker zu senken? Abnehmen geht damit schnell, aber ohne nachhaltige dauerhafte Strategie sind die Pfunde schnell wieder auf den Rippen.

Wer dieser Methode abnehmen möchte, sollte das als Diabetiker unbedingt zuerst mit dem Hausarzt besprechen und eventuell auch eine Ernährungsberaterin zu Rate ziehen. Eventuell muss dann nämlich die Dosierung der Medikamente geändert werden. Und auch bei der Wahl des Pulvers ist es empfehlenswert, sich beraten zu lassen und nicht einfach irgendeines im Drogeriemarkt zu kaufen. Viele enthalten nämlich ganz schön viel Zucker!

Die große Herausforderung liegt aber darin, das Gewicht danach zu halten. Und dies gelingt nicht, ohne dauerhaft veränderte Ernährungsgewohnheiten. Zum Einstieg in ein neues Essverhalten sind Formula-Diäten nach Meinung vieler Experten jedoch ein guter erster Schritt.

Wie steht es um die Kohlehydrate?

Kohlenhydrate sind wichtig und sollten in möglichst vielen Varianten verzehrt werden. Aber in begrenztem Maß. Diäten mit einem hohen Anteil von Kohlenhydraten seien nicht zum Abnehmen geeignet, Diäten mit einer sehr niedrigen Aufnahme aber auch nicht, weil dies sehr schwer durchzuhalten sei. Sowohl eine Ernährung mit sehr vielen als auch mit sehr wenigen Kohlenhydraten verkürzen außerdem die Lebenserwartung, warnte der Fachmann.

Betont wurde in Berlin auch die Bedeutung von Ballaststoffen. Diese schützen nicht nur das Herz, sondern beugen auch Demenz im Alter vor. Ballaststoffe sind vor allem in Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Obst, Gemüse und Nüssen enthalten.

Am besten vegetarisch, mediterran oder „nordisch“ ernähren

Eine spezielle Ernährungsform für Menschen mit Diabetes wurde nicht empfohlen. Es gäbe aber Studien, die zeigen, dass eine vegetarische Kost, mediterrane Ernährung oder auch die „Nordische Ernährung“ (mit Rapsöl, Leinöl und Nussöl, einheimischen Wurzel- und Kohlgemüsen, einheimischem Obst, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte und Fisch) bei Diabetes günstig ist. Meiden sollte man die sogenannten ultraprozessierten Lebensmittel, wie Fertiggerichte, Süßigkeiten und Backwaren.