Risiko für Genitalfehler erhöht

Sollten werdende Väter besser auf Metformin verzichten?

Nahmen Männer in den Monaten vor der Zeugung ihrer Kinder Metformin ein, war das Risiko für Geburtsfehler ihrer Kinder erhöht. Vor allem Genitaldefekte ihrer Söhne wurden häufiger beobachtet.

Metformin ist ein wichtiges Medikament bei der Behandlung von Diabetes Typ 2. Die Substanz senkt effektiv den Blutzucker und das Medikament ist relativ günstig. Deswegen ist es der am häufigsten verordnete Wirkstoff bei Diabetes, der oral eingenommen wird.

Eine dänische Studie kommt zu dem Schluss, dass Metformin schädlich sein könnte, wenn es Männer in den drei Monaten Zeit vor der Zeugung ihrer Kinder einnehmen. Genitale Fehlbildungen traten dann bei ihren Söhnen auf rund drei Mal öfters. Mädchen hatten kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen. Diesen Zusammenhang stellen dänische Forscher her, welche die Daten von über 1,1 Millionen Neugeborenen aus landesweiten Registern ausgewertet hatten.

Drei von hundert Kindern mit Geburtsfehler

Die Daten ergaben, dass 3,3 Prozent der Babys mit mindestens einem Geburtsfehler auf die Welt kamen. Die Wahrscheinlichkeit war auch erhöht, wenn die Väter einen Sulfonylharnstoff eingenommen hatten. Da diese Medikamente aber seltener verschrieben werden, sind die Ergebnisse für Sulfonylharnstoffe statistisch nicht zuverlässig auszuwerten. Insulin hingegen hatte keinen Einfluss auf die Fehlbildungsrate.

Einem Medikament „ausgesetzt“ galten Kinder, wenn ihre Väter mindestens einmal in dem Vierteljahr vor ihrer Zeugung ein Rezept ausgestellt bekommen hatten. Diesen Zeitraum hatte man gewählt, weil die Reifung der Spermien etwa drei Monate lang dauert. Der Einfluss von Diabetes-Medikamenten der Mütter wurde in dieser Studie nicht untersucht.

Schädigender Effekt im Tierversuch bereits nachgewiesen

Metformin kann einen Einfluss auf die Entwicklung der Spermien haben. Dies haben Studien an Ratten bereits nachgewiesen. „Inwieweit sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, ist allerdings unklar“, so Prof. Dr. Wolfgang Rathmann vom Deutschen Diabetes Zentrum.

Andere Gründe als Ursache?

„Ein wesentlicher Schwachpunkt der Studie ist das Fehlen von Daten zur Qualität der Blutglukoseein­stell­ung sowie des Body-Mass-Index der Studienpopulation,“ sagte Rathmann. Männer, die Metformin einnehmen, bekämen auch häufiger Cholesterinsenker und andere Medikamte wie Blutdrucksenker verordnet. Deswegen steht nicht fest, ob Metformin direkt die Gendefektrate erhöht und ob es allein für die erhöhte Rate an Geburtsfehlern verantwortlich ist. Dazu Rathmann: „Daher lag bei Männern, die Metformin einnehmen, sehr wahrscheinlich ein ungünstigeres kardiometabolisches Risikofaktorprofil vor und es ist zu vermuten, dass diese Väter häufiger adipös waren.“

Insulin als mögliche Alternative

Was das für die Behandlung von Männern mit Kinderwunsch bedeutet, ist derzeit noch nicht klar. „Es ist eindeutig zu früh, anhand einer einzigen Studie eine Änderung der Therapieempfehlungen auszusprechen,“ so Rathmann. „Sollten sich die Ergebnisse in mehreren Studien bestätigen, wäre eine Behandlung mit Insulin eine Alternative.“

Schultafel mit Kreide beschrieben, enthält die chemische Strukturformel Metformin