Fettreiche Ernährung hat Einfluss auf Arteriosklerose

So verändern Adipositas und Diabetes die Blutgefäße

Cholesterin, Fett, Zucker, Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen und Stress - all das schadet den Blutgefäßen. Fett und Kalk lagern sich an der Gefäßwand an und bilden Plaques. Arteriosklerose ist die Folge. Eine Forschungsgruppe der Universitätsmedizin Halle untersucht den sogenannten EGF-Rezeptor, der bei diesem Prozess eine Schlüsselposition einnimmt.

Das gesunde Zellwachstum sowie die Instandhaltung und Differenzierung der Zellen werden über die sogenannten EGF-Rezeptoren in den Zellmembranen der Gefäße gesteuert. EGF steht hierbei für „Epidermaler Wachstums-Faktor“. „Dieser Rezeptor ist für chemische Informationen gewissermaßen das, was ein Flughafen-Drehkreuz für Pakete und Briefe ist. Er verbindet und integriert verschiedene Signalwege und hilft den Gefäßzellen, miteinander zu kommunizieren“, erklärt Dr. Barbara Schreier von der Universität Halle.

Bei Übergewicht und Diabetes-Typ-2 verändert sich unter anderem die Zusammensetzung des Bluts. „Neben einer erhöhten Konzentration von Zucker und freien Fettsäuren treten auch Störungen im Hormonhaushalt auf, die für die Regulation des Blutdrucks zuständig sind“, so Schreier. Bisherige Studien zeigen, dass sich dies auf die Aktivität des Rezeptors auswirkt. Anders ausgedrückt: Der Betriebsablauf im Drehkreuz wird gestört. „Wir konnten bereits im Mausmodell nachweisen, dass der EGF-Rezeptor bei einer fettreichen Ernährung wesentlich zu Gefäßveränderungen beiträgt“, so die Wissenschaftlerin.

Das können Sie gegen Arteriosklerose tun

Bei Arteriosklerose verlieren die Gefäße an Elastizität und die Durchblutung verschlechtert sich. Schäden an den Gefäßen sind für viele Folgen von Diabetes verantwortlich. Doch man kann etwas dagegen tun: „Körperliche Aktivität bringt Blut in Bewegung - es streicht an der Gefäßinnenhaut entlang, und wie eine Art Streicheln belebt das den Zellstoffwechsel", erklärt Prof. Dr. Martin Halle aus München im Diabetes Ratgeber. Spazierengehen, Radfahren und Schwimmen gehören zu den wirksamsten Strategien, um die Gefäße intakt zu halten. Auch mindestens 400 Gramm Gemüse pro Tag kombiniert mit gesunden Ölen tragen dazu bei, die Gefäße zu schützen.

Neue Studie untersucht Relevanz für menschliche Zellen

„Bei Menschen mit Diabetes-Typ-2 funktioniert das Endothel nicht mehr richtig“, erklärt Prof. Dr. Michael Gekle, Halle. Das Endothel grenzt die Gefäße nach innen zum Blut ab und reguliert verschiedene physiologische Funktionen. Dahinterliegende glatte Muskelzellen sorgen für die Gefäßkontraktion. „Unsere Studien im Mausmodell zeigen, dass das Endothel vor Diabetes-Typ-2 abhängigem Stress geschützt wird, wenn der EGF-Rezeptor in den glatten Muskelzellen ‚ausgeschaltet‘ ist und so eine überschießende Aktivierung verhindert wird.“ Für die Maus steht fest: Der EGF-Rezeptor in glatten Muskelzellen vermittelt die Kommunikation mit dem Endothel und ist für dessen Wohlbefinden verantwortlich.

Die Forscher in Halle untersuchen nun, ob sich aus diesen Ergebnissen auch Rückschlüsse auf den Menschen ziehen zu können. Das ist deswegen interessant, weil man daraus eventuell eine Therapie für Menschen mit Diabetes Typ 2 entwickeln könnte. In der Behandlung von Tumoren wird beispielsweise ein Medikament eingesetzt, um die Aktivität des EGF-Rezeptors zu hemmen. Es wäre denkbar, dass man damit auch bei Diabetes diese krankhafte Veränderung der Blutgefäße verhindern könnte.