Jeder Vierte über 65 mit Diabetes betroffen

"Schaufensterkrankheit" oft lange unerkannt

Die Durchblutungsstörung periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) wird in Deutschland sehr spät erkannt und nicht immer fachgerecht behandelt. Für Menschen mit Diabetes besonders relevant, da sie sehr häufig von dieser Krankheit betroffen sind.

Zwingen Schmerzen in den Beinen alle paar hundert Meter zum Stehenbleiben? Der Grund könnte eine pAVK sein, die im Volksmund auch "Schaufensterkrankheit" genannt wird. Leider macht sich diese folgenreiche Erkrankung gerade bei Diabetes nicht immer bemerkbar und bleibt oft lange unerkannt. Besonders bei Frauen wird diese gefährliche Krankheit oft sehr spät erkannt und nicht fachgerecht behandelt, so das Ergebnis einer Untersuchung an der Universität Münster, bei der die Daten von rund 200.000 im Krankenhaus behandelten Patienten mit pAVK ausgewertet wurden.

Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht

Ursache für diese Krankheit ist eine Verkalkung der Arterien, weswegen das Blut nicht mehr gut fließen kann. Das nennt man Arteriosklerose. Wenn der Blutfluss gestört ist, werden die Muskeln nicht mehr mit genug Sauerstoff versorgt und tun deswegen weh. Eine Verkalkung der Arterien in den Beinen bedeutet oft auch eine Verkalkung anderer Gefäße. Deswegen ist das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall bei einer pAVK deutlich erhöht.

Dr. Lena Makowski, eine der Autorinnen der Studie: „Wir konnten in unserer Analyse zeigen, dass die Mangelversorgung von Männern und Frauen mit pAVK sowohl die Diagnose als auch Therapie und Nachsorge umfasst. Bei Frauen ist das noch deutlicher ausgeprägt als bei Männern“.

Frauen seltener untersucht und behandelt

Ein Grund könnte darin liegen, dass Frauen in Studien nach wie vor deutlich unterrepräsentiert sind, obwohl klar ist, dass die Symptome einer pAVK bei Männern und Frauen unterschiedlich sind. Frauen sind zum Zeitpunkt der Diagnose rund acht Jahre älter. Die Krankheit ist dann oft schon sehr weit fortgeschritten. Trotzdem werden Frauen seltener im Krankenhaus behandelt. Selbst wenn sie im Krankenhaus sind, wird bei ihnen seltener eine Angiographie durchgeführt oder eine Wiederherstellung des Blutflusses mithilfe eines Katheters.  „Dabei werden diese diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen im pAVK-Stadium der kritischen Extremitätenischämie dringend empfohlen. Die Revaskularisation ist hier die Standardtherapie und entscheidend, um eine Amputation zu verhindern“, betont Makowski.

Auch mit Medikamenten werden Frauen seltener behandelt als Männer. Die in den Leitlinien empfohlenen Statine und Blutverdünner werden Frauen seltener verschrieben als Männern. Damit leben sie mit einem größeren Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Gründe dafür könnten darin liegen, dass die typischen Symptome wie Schmerzen in den Beinen bei Frauen häufig nicht vorhanden sind.

Bei Diabetes oft kein Schmerzempfinden in den Beinen

Menschen mit Diabetes sind etwa doppelt so oft von dieser Gefäßerkrankung betroffen wie Menschen ohne Diabetes. Ab dem 65. Lebensjahr rund jeder vierte. Und es kommt ein weiteres Problem dazu. Aufgrund von Nervenschädigungen durch zu hohe Blutzuckerwerte spüren viele Menschen mit Diabetes keine Schmerzen in den Beinen. Die Verkalkungen in den Gefäßen werden dann erst sehr spät erkannt. Manchmal so spät, dass eine Amputation der einzige Ausweg ist.

Das ist tragisch, da sich die pAVK gut behandeln ließe. Wer Schmerzen in den Beinen hat, sollte dies unbedingt dem Diabetologen sagen. Es gäbe nämlich eine einfache und unkomplizierte Methode, eine Durchblutungsstörung in den Beinen nachzuweisen. Dazu wird der Blutdruck nicht nur am Arm, sondern auch am Knöchel gemessen. Für weitere Untersuchungen ist der Angiologe der richtige Facharzt.