Schluss mit AKI- und HKP-Gerangel!

Nicht nur bei Diabetes: Schulgesundheits­fachkräfte sparen Geld und sind effizient

Nicht nur Schüler mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, sondern auch viele andere Kinder würden von einem bundesweiten Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften profitieren. Darauf verweist die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ).


Pflaster kleben, Insulin spritzen und wissen was im Notfall zu tun ist - Schulgesundheitsfachkräfte kümmern sich an Schulen um die Gesundheit von Kindern beispielsweise mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes. Sie dürfen anders als die Lehrer Medikamente verabreichen und Hilfsmittel anbringen, haben aber noch viel mehr Aufgaben. Die spezialisierten Pflegefachpersonen informieren und beraten Kinder, ihre Eltern und auch die Lehrer.  Darüber hinaus sind sie wichtige Vertrauenspersonen und in der Schule oft die ersten Ansprechpartner bei diversen Problemen. Nicht zuletzt können sie per Follower-Apps direkt mehrere Kinder mit einem Diabetes-Typ-1 überwachen und im Notfall kompetent intervenieren.

Verbesserung der Versorgung chronisch kranker Kinder

„Wir haben mittlerweile den Beleg, dass sich der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften in multiprofessionellen Teams mehrfach rechnet“, sagt die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin, Heidrun Thaiss. Dieses Statement basiere auf wissenschaftlichen Ergebnissen einer Studie an 24 Grundschulen in Rheinland-Pfalz. Demnach beobachteten drei Viertel der Lehrer nach einem zwölfmonatigen Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften eine Verbesserung der Gesundheitskompetenz der Kinder, 90 Prozent berichteten von Fortschritten bei der Früherkennung gesundheitlicher Probleme und 88 Prozent sahen eine bessere Versorgung chronisch kranker Kinder. Und daneben bedeuteten die Fachkräfte eine Entlastung für die oft extrem geforderten Lehrkräfte. 

Deutlich weniger Krankenhausaufenthalte

Die Helfer sorgten zudem dafür, dass die Zahl der Rettungsdiensteinsätze und notfallmäßiger Krankenhausaufenthalte deutlich geringer ausfalle, wie die DGSPJ mitteilt. Oft seien bei kleineren Beschwerden der Schüler nach Ausschluss eines medizinischen Notfalls einfache Maßnahmen oder beruhigende Worte ausreichend, berichtet die Schulgesundheitsfachkraft Nadine Haunstetter, die an drei Schulen tätig ist. Sehr oft könnten die Kinder vor Ort professionell versorgt und beobachtet werden. Die Schulgesundheitsfachkraft entscheidet bei Problemen, ob eine weitere ärztliche Behandlung notwendig ist. Das trage dazu dabei, dass Eltern nicht ihre Arbeitsstelle verlassen müssten, so Haunstetter.

Schulbegleiter oder Schulgesundheitsfachkraft?


Ein Schulbegleiter und eine Schulgesundheitsfachkraft haben unterschiedliche Aufgabenbereiche im schulischen Umfeld. Während ein Schulbegleiter die individuelle Unterstützung für Schüler mit besonderem Förderbedarf im Schulalltag übernimmt, ist eine Schulgesundheitsfachkraft für die medizinische Behandlung zuständig. Allerdings kann eine rein pflegerisch-medizinische kontinuierliche individuelle Begleitungperson im Rahmen sogenannter spezieller Krankenbeobachtung für ein Kind mit Diabetes Typ 1 in der Schule notwendig sein, wenn es seinen Diabetes noch nicht selbst managen kann.

Im Falle einer flächendeckenden Ausstattung der Schulen mit Schulgesundheitsfachktäften bedeutete dies konkret, dass teure Individualbegleiter, bezahlt von den Krankenkassen nach hohen Stundensätzen, in den allermeisten Fällen überflüssig würden, da der Diabetes medizinisch versorgt und beobachtet wäre und ein Kind mit Diabetes in der Regel keiner Hilfe zur Teilnahme am Schulleben bedarf ("Eingliederungshilfe").

Ansprechpartner für Schüler, Eltern und Lehrer

Die Pflegefachpersonen unterstützen Kinder mit Diabetes bei der Blutzuckerkontrolle und der Insulingabe. Sie beraten Schüler, ihre Eltern und Lehrer im Umgang mit dem Diabetes. „Die Kinder sollen in ihrer Selbstständigkeit gestärkt werden und trotz der Erkrankung die Möglichkeit eines sicheren und möglichst unbeschwerten Schulbesuchs haben“, so die DGSPJ

25 Prozent chronisch kranke Kinder im Schulalltag, über 30.000 Kinder mit Diabetes und weitere besondere Versorgungsbedarfe „sollten eigentlich ein Weckruf für die Politik sein“, mahnte Thaiss an. Dabei gäbe es erst 150 Schulgesundheitsfachkräfte in vier deutschen Bundesländern – im europäischen und internationalen Vergleich hinke Deutschland hier deutlich hinterher. 

Kommentar: Eltern den dornigen Dschungel ersparen

Schulgesundheitsfachkräfte wären auch eine wesentlich kosteneffizientere Lösung für die Budgets der Krankenkassen. Ein individueller pflegerischer Schulbegleiter für ein Kind, meist teuer vergütet nach der Richtlinie zur Außerklinischen Intensivpflege (AKI-RL), wäre in den allermeisten Fällen gar nicht mehr notwendig und auch der dornige Antragsweg durch den Dschungel von Häuslicher Krankenpflege, Außerklinischer Intensivpflege bliebe den Eltern ebenfalls erspart. Dies wäre dann nur noch für die KiTa-Zeit notwendig und mit klugen Lösungen auch über eine Rückführung bestimmter Formen von spezieller Krankenbeobachtung in die Richtlinie zur Häuslichen Krankenpflege (HKP-RL) kosteneffizienter für das Gesundheitssystem zu gestalten.

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