Zwei Drittel der fast 2000 Befragten sprechen sich dafür aus, Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt im Fernsehen und Internet und rund um Schulen und Kindergärten weitgehend einzuschränken. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage der Organisation Foodwatch. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Zwei Drittel sind für Werbebeschränkungen
Die Sorge, dass Kinder und Jugendliche zu viele Snacks und Süßigkeiten essen ist groß. 67 Prozent der Befragten findet die Situation beunruhigend. Foodwatch wertet die Ergebnisse als deutliches Signal an die Ampelregierung, umfassende Werbebeschränkungen auf den Weg zu bringen.
„Nicht nur medizinische Fachgesellschaften, Kinderrechts- und Verbraucherorganisationen, sondern auch eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger hält Werbebeschränkungen für unausweichlich, um Fehlernährung bei Kindern zu bekämpfen“, sagte Foodwatch-Verbraucherschutzexpertin Luise Molling gegenüber dem RND.
Pläne auf Drängen der FDP aufgeweicht
Özdemir habe seine ursprünglichen Pläne bereits auf Drängen der Liberalen aufgeweicht, sagte sie. Nun müsse die FDP ihre Blockadehaltung endlich aufgeben: „Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sollte den Liberalen wichtiger sein als die Profitinteressen von Coca-Cola, Ferrero, McDonald's und Co.“ Der Minister sieht sich durch die Umfrage in seinen Gesetzesplänen bestätigt.
„Damit Kinder gesund aufwachsen können, braucht es neben Aufklärung für Eltern, ausreichend Bewegung und gutem Essen in Kita und Schule auch einen wirksamen Schutz vor Werbung für zu zuckrige, fettige oder salzige Lebensmittel“, heißt es in einer Mitteilung der Grünen. Viel zu viele Kinder entwickelten bereits in jungen Jahren Krankheiten wie etwa Adipositas oder Diabetes, an denen sie meist ihr Leben lang litten, so der Ernährungsminister.
Der Koalitionspartner FDP hatte das Gesetzesvorhaben bereits im Juni/Juli als "Pauschalverbot" und "unpraktikabel" bezeichnet und sich quergestellt. Parteivize Wolfgang Kubicki betonte stets die Eigenverantwortlichkeit der Familien und sah gleich grundsätzlich eine Verbotswelle heranrollen. „Minister Özdemir sollte vielleicht [...] noch einmal in sich gehen und reflektieren, wie sinnvoll das Ausleben persönlicher Verbotsfantasien ist. Eine entsprechende gesetzliche Regelung werde ich jedenfalls nicht mittragen“, so Kubicki gegenüber der BILD.
Beschlüsse nach der Sommerpause
Özdemir setzt sich dafür ein, das Gesetz möglichst bald im Bundestag zu beraten: „Unser Gesetzentwurf sollte zeitnah die nächsten Schritte gehen, um breit und unter Einbeziehung aller gesellschaftlich relevanten Akteure beraten werden zu können". Nach der Sommerpause müsse die Expertenanhörung eingeleitet werden: „Diejenigen sollten endlich zu Wort kommen, die wissen, welche gravierenden Folgen eine ungesunde Ernährungsumgebung für Kinder hat.“
Pläne greifen zu kurz
Bereits im Mai hatte unsere stellvertr. Landesvorsitzende, Anke Buschmann, die Pläne zwar im Kern begrüßt, aber als zu kurz gegriffenbezeichnet. Soziale Aspekte von Ernährungsverhalten spielen in der Debatte leider weder bei den Grünen noch der FDP eine Rolle und die SPD ist seltsam still. Es sind eben auch die schmaler werdenden Geldbeutel von Familien, die dazu verleiten, günstigere, aber eben auch ungesündere, Lebensmittel zu konsumieren. Ohne umfassendere Aufklärungskampagnen zur Ernährung und eine Anhebung der Einkommen und Bezüge von Menschen mit Kindern bleiben die geplanten Beschränkungen nur Flickwerk.