Umfrage zu Impulswaren im Kassenbereich

Zigaretten, Flachmänner und Schokoriegel weg von Supermarktkassen!

Die große Mehrheit der Deutschen will weder Alkohol und Tabak noch Süßwaren im Kassenbereich von Supermärkten. Das zeigt eine repräsentative Umfrage.

 


Kassenzone extrem umsatzstark

Der Begriff „Impulsware“ bringt zum Ausdruck, dass die Produkte in der Kassenzone zum spontanen Kauf anregen sollen. Das ist offenkundig effektiv, denn die Kassenzone zählt zu den umsatzstärksten Quadratmetern im deutschen Einzelhandel. Obwohl der Kassenbereich nur etwa ein Prozent der Ladenfläche ausmacht, liegt der Umsatzanteil von an der Kasse ausliegenden Waren in Supermärkten nach Daten des Kölner EHI Retail Instituts bei sechs bis sieben Prozent.

Quengelware, Alkohol und Tabakwaren

Quengelware, Alkohol und Tabakwaren - ausgerechnet gesundheitsschädliche und krebserregende Waren liegen in unseren Supermärkten im Kassenbereich. Diese als Impulswaren bezeichneten Produkte liegen beim Bezahlvorgang direkt vor der Nase. Dies ist seit Jahren umstritten.

Drei von vier Deutschen: Impulswaren nicht mehr im Kassenbereich

Eine Umfrage im Auftrag des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg und der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten an über 1.000 Personen über 14 Jahren hat Folgendes ergeben: Drei von vier der Befragten sind dagegen, dass Supermärkte Alkohol und Süßwaren im Kassenbereich platzieren. Was Zigaretten betrifft, sind dies zwei Drittel. Unter denjenigen, die früher einmal geraucht haben, beträgt der Anteil 72 Prozent.

Für Suchterkrankte besonders schwierig

„Die Kassenzone verführt gezielt zum Spontankauf“, erklärt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum. „Die Platzierung der Süßwaren auf Augenhöhe der Kinder im Quengelbereich provoziert bewusst Familienstreit, um den Absatz von Süßwaren anzukurbeln. Alkohol und Tabak an der Kasse machen es Menschen mit Suchterkrankungen schwer, abstinent zu bleiben. Der Gesetzgeber muss dieser Verkaufspraxis einen Riegel vorschieben“, so Schaller.

Bereits von der großen Koalition 2015 beschlossen

Die große Koalition aus CDU/CSU und SPD hatte 2015 beschlossen, dass Supermärkte auf Süßes an der Kasse verzichten sollen. Dieses Vorhaben ist bis zum heutigen Tag nur in sehr wenigen Supermärkten umgesetzt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte zwar Anfang des Jahres zum Thema Alkohol im Kassenbereich getwittert: „Über diese Art Regale an der Supermarktkasse muss gesprochen werden. Hier werden Menschen mit Alkoholkrankheit gezielt gefährdet. Das ist eine unethische Form der Werbung.“ Umgesetzt wurde davon jedoch leider nichts.

Andere Länder sind hier weiter als Deutschland

„Auf die Worte sollten nun auch Taten folgen. Andere Länder machen es längst vor.“, fordert Barbara Bitzer von der Deutschen Diabetes Gesellschaft. In den Niederlanden dürfen ab 2024 in Supermärkten keine Tabakwaren mehr verkauft werden. Lidl hat daraufhin bereits im Oktober 2021 als erste Handelskette den Verkauf von Zigaretten eingestellt. Dänemark verbietet seit 2021 den Verkaufsstellen, Tabakprodukte sichtbar auszustellen (Display Ban) und hat 2022 Einheitsverpackungen für Tabakprodukte und E-Zigaretten eingeführt. Kürzlich hat Lidl Dänemark angekündigt, bis Ende 2028 den Verkauf von Tabakprodukten völlig einzustellen. In Großbritannien ist es seit Oktober 2022 verboten, Süßwaren oder andere unausgewogene Lebensmittel an der Kasse oder im Eingangsbereich zu platzieren.