Zum Schutz vor schlechter Ernährung und Übergewicht

Weg mit Kinderwerbung für ungesunde Lebensmittel!

Die Ampelkoalition plant ein Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt. Wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Gesundheitsorganisationen und Verbraucherschützer haben einen gemeinsamen Vorschlag vorgelegt.

Aus verschiedenen Richtungen kommt seit langem die Forderung, Kinder nicht mit Werbung dazu zu verführen, ungesunde Lebensmittel zu konsumieren. Das Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten, der AOK- und der Verbraucherzentrale-Bundesverband haben der Regierung jetzt konkrete Vorschläge in Form eines Positionspapiers vorgelegt.

Stopp auch für Influencer-Werbung

Für Fernsehen, Radio und Streaming wird ein Werbeverbot für an Kinder gerichtete Spots von 6 bis 23 Uhr vorgeschlagen. Dazu keine Plakatwerbung im Umkreis von 100 Metern von Kitas, Schulen und Spielplätzen. Gesunde Lebensmittel, die die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation erfüllen, sollen von den Verboten nicht betroffen sein. Influencer-Werbung für Ungesundes sollte die Bundesregierung komplett untersagen.

Pro Kind 15 Werbespots für Ungesundes pro Tag!

„Kinder sind tagtäglich den Lockrufen für ungesunde Lebensmittel ausgesetzt. Das begünstigt ungesunde Ernährungsmuster im Kindesalter und kann sich ein Leben lang negativ auf die Gesundheit auswirken“, erklärt Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands. „Im Sinne der Prävention ist es zielführend, die Werbung einzuschränken. Gerne unterstützen wir dieses Vorhaben mit konkreten Vorschlägen zum Wohle unserer Versicherten“, so Reimann.

Eine Studie der Universität Hamburg hatte im vergangenen Jahr das Ausmaß der Lebensmittelwerbung in Deutschland gezeigt. Demnach sieht ein mediennutzendes Kind pro Tag 15 Werbespots oder -anzeigen für ungesunde Lebensmittel. Dass Werbung einen enormen Einfluss auf die Ernährung von Kindern hat, ist belegt.

Übergewicht auch als Folge von Corona

Der Anteil an übergewichtigen Kindern und Jugendlichen hat seit der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. So ist beispielsweise der Anteil der Kinder mit Übergewicht bei Schuleingangsuntersuchungen in der Region Hannover in nur einem Jahr um 40 Prozent gestiegen – von vormals 9,5 auf nun 13,4 Prozent. Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte: „Schon vor Beginn der Corona-Pandemie war jedes siebte Kind in Deutschland übergewichtig. Seit etwa zwei Jahren beobachten wir in den Praxen einen deutlichen Anstieg des Körpergewichts bei Kindern. Die Adipositas-Epidemie ist geradezu eskaliert! Werbeverbote und die Förderung einer gesunden Ernährung sind daher wichtiger denn je.“

„Jetzt keine halben Sachen machen!“

„Um Kinder zu schützen, darf die Politik keine halben Sachen machen. Die Werbebeschränkungen müssen für alle Kanäle und Werbeformen wie Kino, Zeitschriften oder Social Media gelten. Ansonsten würde die Lebensmittelwirtschaft ihre Werbung für Lebensmittel mit viel Zucker, Salz und Fett auf die Schlupflöcher verlagern und wenig wäre gewonnen“, sagt Jutta Gurkmann, Leiterin des Geschäftsbereich Verbraucherpolitik beim vzbv.

In Deutschland sind etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig, Tendenz steigend.

SPD, Grüne und FDP hatten sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, die an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit einem hohen Zucker-, Fett- und Salzgehalt einzuschränken.