Ungesunde Ernährung größter Risikofaktor

Weltweit stirbt jeder Fünfte zu früh wegen ungesunden Essens

Auch im reichen Deutschland ist falsche Ernährung eine der Hauptursachen für einen frühzeitigen Tod. Jeder zehnte Deutsche würde deutlich länger leben, wenn er sich gesünder ernähren würde. Das ist das Ergebnis einer brandneuen Studie, die im renommierten Magazin „The Lancet“ erschienen ist.

Schon erstaunlich wie unterschiedlich gesund sich die Menschheit rund um den Globus ernährt, und zwar nicht immer abhängig vom sonstigen Lebensstandard. Am allerbesten ernähren sich die Menschen in Israel, Spanien, Frankreich und Japan, am schlechtesten in Usbekistan, Afghanistan und Papua Neuguinea. Während in Israel nur sieben von hundert Menschen frühzeitig wegen ungesunder Ernährung sterben, sind es in Usbekistan 31 von hundert. Rund 21 Prozent der Chinesen hätten eine deutlich höhere Lebenserwartung, wenn sie gesündere Lebensmittel bevorzugen würden, in den USA sind es 11 Prozent.

Jeder zehnte Deutsche könnte länger leben

Ziemlich ähnlich sieht die Situation in Deutschland aus. Jeder zehnte Deutsche würde einen frühzeitigen Tod vermeiden, wenn das Richtige auf den Tisch käme. Damit liegen wir hinter vielen anderen europäischen Ländern nur auf Platz 38. Was diese Studie so interessant macht, ist die Tatsache, dass sich der Untersuchungszeitraum über 27 Jahre und 195 Länder erstreckte. Diese vorliegende Untersuchung ergab, dass rund elf Millionen Menschen pro Jahr ernährungsbedingt zu früh sterben. Zehn Millionen gehen auf das Konto von Herzinfarkten und Schlaganfällen zurück, rund 900.000 sterben an Krebs und 340.000 an Diabetes vom Typ 2.

Am besten höchstens vier Gramm Wurst pro Tag

Die Autoren der Studie befragten rund um den Globus Menschen danach, wieviel wovon sie essen. Und zwar von folgenden gesunden Lebensmitteln: Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse, Samen, Milch, Omega-3-Fettsäuren und andere mehrfach ungesättigte Fettsäuren und stellten dem folgende als ungesund eingestufte Nahrungsmittel gegenüber: Rotes Fleisch und Wurst, zuckerhaltige Getränke, Transfettsäuren und Salz. Für jedes dieser Lebensmittel ermittelten sie die täglich optimale Menge. Bei Obst lag die Mengen bei 200 bis 300 Gramm, bei Wurst hingegen bei höchstens vier Gramm pro Tag. Je nachdem wie stark der Verbrauch von der optimalen Menge abweicht, wurde das Risiko für einen vorzeitigen Tod ermittelt.

In Mittelamerika viel Obst, in Afrika viele Ballaststoffe, Europäer lieben Milch

Andere Länder, andere Esssitten. Genug Obst wird in der Karibik und in Mittelamerika gegessen. Hülsenfrüchte kommen häufig in Afrika und Südostasien auf den Tisch. Gute Gemüseesser sind die Menschen in Zentralasien. Lateinamerikaner und Südostasiaten mögen gerne Vollkornprodukte und die Menschen in den USA, Europa und Australien gerne Milch. Obwohl das Nahrungsangebot in vielen afrikanischen Ländern knapp ist, essen die Bewohner Afrikas einen relativ hohen Anteil an Ballaststoffen. Wo viel gefischt wird, ist die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren gut. Ein großes Problem in Europa und den USA sind Transfette.  DieseFettsäuren erhöhen den Gehalt von LDL-Cholesterin im Blut und gelten als Ursache von koronaren Herzkrankheiten. Wie zu erwarten war, trinken die Europäer auch viel zu viel gesüßte Getränke und essen zu viel Salz und viel zu viel Fleisch.

Mangel an gesunden Lebensmitteln am gefährlichsten, nicht der Überfluss von Ungesundem

Studien zur Ernährung erscheinen beinahe täglich. Was hier anders und besonders interessant ist: Es scheinen nicht in erster Linie die ungesünderen Lebensmittel zu sein, die das Leben verkürzen, sondern der größte Risikofaktor für einen frühzeitigen Tod ist der Mangel an gesunden Lebensmitteln. Die Autoren empfehlen deswegen, Menschen sollten nicht nur „Verbote“ im Kopf haben, sondern vielmehr darauf achten, viele gesunde Speisen zu verzehren. Folgende Rechnung stellen die Wissenschaftler auf: Je drei Millionen sterben weltweit zu früh, weil sie zu wenig Vollkornprodukten essen, zwei Millionen gehen auf das Konto von zu wenig Obst und bei knapp zwei Millionen Menschen ist der geringe Verzehr von Nüssen schuld. Leider haben nicht in allen Regionen der Erde, die Menschen die Möglichkeiten dazu.

 

Link zur Studie:

Health effects of dietary risks in 195 countries, 1990–2017: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017