AID-Systeme helfen ganz erheblich beim Diabetes-Management und erhöhen bei fast allen Nutzern die Zeit im Zielbereich. Allerdings basieren sie – grob zusammengefasst – auf der Interaktion zwischen Algorithmus, rtCGM-Sensor und einer Insulinpumpe. Wer statt der Pumpe einen Insulinpen verwendet, konnte von dieser Entwicklung bislang nicht profitieren.
Medtronic hat nun sein „Smart ICT System“ auf den Markt gebracht. Was es damit genau auf sich hat, erläuterten die beiden Medtronic-Mitarbeitenden Silke Ungricht und Martin Bremer – wobei letztgenannter durch eine sehr übersichtliche und informative Präsentation führte.
Simplera und InPen
Dazu in aller Kürze: „Smart ICT System“ kann man in etwa mit „Intelligentes System zur intensivierten konventionellen Insulintherapie“ übersetzen. Klingt ein wenig umständlich, bedeutet aber letztlich, dass sowohl der CGM-Sensor „Simplera“ als auch – und das ist das eigentlich Neue an der Sache – der „smarte“ Insulinpen „InPen“ via Bluetooth und Smartphone-App zusammengebracht werden. Automatisch wie bei den AID-Systemen mit Pumpe passiert mit dem Pen – selbstverständlich! – keine Insulinabgabe. Dennoch wartet das „Smart ICT System“ mit einer ganze Menge Features auf, die in Richtung AID gehen.
So kann das System laut Medtronic durch die gleichzeitige Erfassung von Insulin- und Glukosewerten individuelle Dosierungsempfehlungen abgeben, die man sich dann mit dem Pen injizieren kann. Zudem werden die letzten Insulinabgaben aufgezeichnet und bei möglicherweise verpassten Dosen Hinweise darauf gegeben.
Neue Möglichkeit des Diabetes-Managements
Kurz: Wer, aus welchen Gründen auch immer, keine Pumpe tragen kann oder möchte, hat nun eine recht komfortable Möglichkeit, sich beim Diabetes-Management durch moderne Technik assistieren zu lassen. Ein konkretes Beispiel gab eine Mutter, die berichtete, dass ihr 14-jähriger Sohn häufig nicht mehr so genau wisse, ob – und wenn ja, wann genau – er sich nun die benötigte Insulindosis gespritzt habe. Das könne man einem Teenager nun nicht wirklich vorwerfen, meinte sie, „aber es beruhigt mich, wenn eindeutig dokumentiert wird, wann und wie viele Einheiten abgegeben wurden.“
Fragen, Fragen, Fragen!
Eine besondere Dynamik entfaltete diese DIA-AID-live-Veranstaltung durch viele Nachfragen, von denen diesmal besonders viele im begleitenden Chat gestellt und dort auch direkt von Silke Ungricht beantwortet wurden. Hier ging es beispielsweise darum, ob der Pen einen Akku besitzt und aufgeladen werden muss? Antwort: Nein, er hat eine Batterie, die etwa ein Jahr halte. Eine andere Person fragte, wie schwer der Pen eigentlich im Vergleich zu einem Einmal-Pen sei? Antwort: Er sei sehr leicht, es gebe kaum einen Unterschied. Die Patrone sei das Schwerste. Und auch, was denn im schlimmsten Fall passieren könne, wenn das Handy mal ausfalle, wurde naheliegenderweise gefragt. Antwort: Dann könne der eigentlich „intelligente“ Pen wie ein normaler Insulin-Pen genutzt werden. Allerdings müsse man dann für die Berechnung der Kohlenhydrate beispielsweise auf die WETID-App zurückgreifen.
Es wurde bei also mal wieder erfreulich viel Gebrauch von der Möglichkeit gemacht, den Referenten konkrete Fragen zu stellen – und das diesmal auch ganz besonders intensiv im Chat. Man kann dies durchaus als Hinweis und Empfehlung an die Teilnehmenden sehen, sich nach Möglichkeit die Zeit zu nehmen, die DIA-AID-Veranstaltungen tatsächlich live mitzugestalten und sich nicht „nur“ später die Aufzeichnung bei YouTube anzuschauen. Diese Aufzeichnungen sind zwar ein zusätzlicher Service. Eine Möglichkeit der Nachfrage hat man dort aber eben nicht. Und was im Chat passiert, bekommt man ebenfalls nicht mit.
Also: Aktiv dabei sein und Fragen stellen! Denn davon lebt dieses Format! Eure Themenwünsche gern an: live(at)dia-aid.de