US-Unternehmen startet neuen Versuch

Insulin zum Inhalieren eine Alternative?

Vor einigen Jahren wurde ein inhalierbare Form von Insulin entwickelt. Aus verschiedenen Gründen haben Diabetiker diese Methode aber nicht angenommen. Im Rahmen einer Studie wurde jetzt die Wirkung eines moderneren inhalativen Insulins mit einem Insulin mit raschem Wirkeintritt verglichen.

Bereits kurz nach der Entdeckung von Insulin im Jahr 1921 wurden Versuche mit Insulin zum Inhalieren gestartet, aber aus praktischen Gründen bald wieder aufgegeben. Im Jahr 2006 wurde ein von der Firma Pfizer entwickeltes inhalierbares Insulin in Deutschland zugelassen. Wegen des unhandlichen Apparats zum Inhalieren und zahlreicher Nebenwirkungen konnte sich diese Methode aber nicht auf dem Markt etablieren.

Unter Diabetikern nicht sehr beliebt

Zudem war die Liste der Nebenwirkungen lang: Lungenprobleme, ein Absinken des Kaliumwertes, zu niedriger Blutzucker, Husten und Entzündungen im Hals. Deswegen verschwand das inhalierbare Insulin schon 2007 wieder aus den Apotheken. Auch andere Firmen gaben ihre Forschung auf dem Gebiet der inhalativen Insuline auf.

US-Unternehmen entwickelt neues inhalierbares Medikament

Seit 2009 forscht die US-Firma MannKind Corporation wieder an einem inhalierbaren Insulin und hat ein Medikament entwickelt, bei dem Insulin an Kügelchen gekoppelt ist und das mit einem kleineren und handlicheren Inhalator benutzt wird. Es trägt den Namen Technosphere Insulin. Hierbei handelt es sich um eine Trockenpulver-Formulierung aus rekombinantem Humaninsulin. 

Nachdem die US-Arzneimittelbehörde die Markteinführung mehrfach ablehnte, gab sie 2014 grünes Licht. Seitdem ist es in den USA für die die Behandlung von insulinpflichtigem Diabetes Typ 1 und Typ 2 zugelassen.

Vergleich mit traditionellem Insulin

Im Frühjahr dieses Jahres wurde eine Studie publiziert, die auf Veranlassung der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) durchgeführt wurde. Dabei wurde Technosphere Insulin mit dem schnell wirksamen Insulin lispro hinsichtlich der Wirkung auf den Blutzucker verglichen.

Alle insgesamt 30 Teilnehmer waren Typ-1-Diabetiker und im Mittel 42 Jahre alt. Die 29 Männer und eine Frau erhielten 8, 30, 90 Einheiten Insulin lispro oder 10, 30, 120 Einheiten Technosphere Insulin (eine Insulindosis pro Tag).

Wirkeintritt wenige Minuten nach der Inhalation

Je höher die Dosis war, umso höher waren die Wirkspiegel von Insulin im Blut. Der Beginn der Wirkung trat bei Technosphere nach 7 bis 15 Minuten und bei Insulin lispro nach 21 bis 38 Minuten ein. Den maximalen Wirkeintritt erreichte das inhalative Insulin mit 14 bis 18 Minuten schneller als Insulin lispro mit 73 bis 95 Minuten.

Die Wirkdauer war bei beiden Insulinen abhängig von der Dosierung. Je höher die Dosis, umso länger die Wirkung. Bei Technosphere Insulin lag sie zwischen zwei und sechs Stunden, für Insulin lispro zwischen fünf und zehn Stunden. Das inhalative Insulin hatte aufgrund der schnelleren Aufnahme in den Körper und der kürzeren Wirkdauer eine geringere Gesamtwirkung pro Einheit Insulin als Insulin lispro. Die häufigste Nebenwirkung war Husten. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf.

Konkurrenz für moderne Pens und Closed-Loop-Systeme?

Der Eintritt der Wirkungsdauer von inhalativem Insulin steht zeitlich zwischen einem in die Vene verabreichten Insulinbolus und der üblichen Insulintherapie unter die Haut dar. Eine Kombination von inhaliertem und gespritzten Insulinen ist wegen der Dosierung schwierig.

Experten prognostizieren dem inhalativen Insulin keine große Zukunft. In Zeiten von hochentwickelten Systemen mit handlichen Pens und Closed-Loop-Systemen dürften wenige Diabetiker auf die inhalative Form umsteigen wollen. Für Menschen mit Asthma, COPD oder für Raucher ist das Medikament ohnehin kontraindiziert und über langfristige Nebenwirkungen ist wenig bekannt.