Neue Perspektive für Menschen mit Diabetes Typ 1

Insulinproduzierende Zellen transplantiert

Aus Stammzellen entwickelte Zellen, die Insulin produzieren, wurden Menschen kürzlich mit Typ-1-Diabetes übertragen. Auch noch ein Jahr später waren diese Zellen aktiv. Forscher sprechen von einem Meilenstein der Stammzellforschung.

Zwei klein angelegte Studien machen große Hoffnung. Nach mehreren Jahren, in denen insulinproduzierende Zellen im Tierversuch getestet wurden, setzten zwei US-amerikanisches Biotechnologieunternehmen jetzt diese Zellen an 32 Personen mit Diabetes von Typ 1 ein. Die Zellen wurden zuvor im Labor aus menschlichen pluripotenten Stammzellen gezüchtet.

Verpackung der Zellen in Membrantaschen

Die Vorarbeiten für diese Studien reichen 20 Jahre zurück. Im Laufe der Jahre gelang es, menschliche embryonale Stammzellen so zu verändern, dass sie Insulin produzieren. In dem aktuellen Setting wurden die Zellen in einer Art Membrantasche verpackt, um die Zellen zum einen besser zu schützen und zum anderen die Aktivität der Zellen besser kontrollieren zu können. Diese Tasche schloss man an den Blutkreislauf an. Ihre Membran ist durchlässig für verschiedene Substanzen.

Zellen ersetzen rund 20 Prozent des benötigten Insulins

Selbst ein Jahr später funktionierten diese Zellen noch und reagierten auf zuckerhaltige Lebensmittel mit einer erhöhten Produktion von Insulin. Die Teilnehmer der Studie benötigten dank der transplantierten Zellen 20 Prozent weniger Insulin. Der Zuckerspiegel blieb zudem länger im Zielbereich als zuvor ohne transplantierte Zellen.

 

Stammzellen

Als Stammzellen bezeichnet man Zellen, die undifferenziert und deswegen noch nicht auf ihre Funktion im späteren Organismus festgelegt sind. Durch Teilung differenzieren sie sich zu spezialisierten Zellen aus, die dann bestimmte Funktionen im Körper ausüben.

 

Ohne Immunsuppressiva geht es aktuell noch nicht

Das Problem an dieser Technik: Um zu verhindern, dass die transplantierten Zellen abgestoßen werden, müssen die Empfänger wie auch bei Organtransplantationen immunsupprimierende Medikamente einnehmen. Ohne diese Wirkstoffe würde die körpereigene Abwehr die insulinproduzierenden Zellen bekämpfen und zerstören. Eine Transplantation dieser insulinproduzierenden Zellen kommt deshalb aktuell nur dann infrage, wenn die Patienten – etwa wegen einer Nierentransplantation – ohnehin Immunsuppressiva einnehmen müssen.

Um die Abstoßung der Zellen künftig ohne Immunsuppression zu verhindern, skizzieren Forscher zwei Mechanismen. Eine Möglichkeit wäre, die Zellen so zu verändern, dass sie vom Immunsystem nicht erkannt werden. Eine weitere Strategie zielt darauf ab, die Membrantasche so zu gestalten, dass die Bestandteile des Immunsystem keinen Zugang haben.

Derzeit kann aber noch niemand die Frage beantworten, wie viele Zellen transplantiert werden müssten, damit die Diabetiker künftig ganz ohne Insulingabe auskommen könnten.