Bei Diabetes Typ 1 werden die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse vom eigenen Immunsystem zerstört. Seit längerem testet man, ob man mit Zellen von verstorbenen Nichtdiabetikern diese Zellen ersetzen kann. Da es jedoch wenig Spender gibt, sucht man nach anderen Behandlungsmöglichkeiten.
Stammzellen lösen das Problem von Mangel an Spendern
Der Mangel an Spendern ließe sich durch die Verwendung von Stammzellen beheben, die im Labor in unbegrenzter Menge kultiviert werden könnten. Ein amerikanisches Unternehmen prüft diesen Verfahren aktuell im Rahmen einer klinischen Studie. Die kürzlich präsentierten Daten sind vielversprechend.
Bei dieser allogenen Stammzelltransplantation werden Stammzellen eines gesunden Spenders auf einen Kranken übertragen. Patienten müssen nach der Transplantation allerdings Immunsuppressiva einnehmen, damit der Körper die übertragenen Zellen nicht abstößt. Deswegen kommt dieses Verfahren nur für einen Teil der Typ-1-Diabetiker in Frage.
Blutzucker zu fast hundert Prozent zwischen 70 und 180 mg/dl
Der erste Behandelte ist ein 64 Jahre alter Mann, der seit über 40 Jahren an Typ-1-Diabetes erkrankt ist und im Jahr vor der Transplantation fünf schwere Krisen mit starkem Unterzucker erlitten hat. Zum Zeitpunkt des Kongresses kam er bereits seit einem Dreivierteljahr ohne Insulin aus. Seine Blutzuckerwerte liegen zu fast hundert Prozent zwischen 70 und 180 mg/dl. Vor der Transplantation hatte der Mann mit einer Insulindosierung von 34 Einheiten pro Tag nur zu 40 Prozent normale Blutzuckerwerte erreicht. Der HbA1c besserte sich nach der Behandlung von 8,6 auf 6,7 Prozent. Eine weitere Typ-1-Diabetikerin, eine 35-jährige Frau mit Diabetes seit über zehn Jahren, benötigt weiterhin Insulin, konnte jedoch die Insulinmenge um rund 30 Prozent senken.
Diese beiden ersten Patienten hatten nur die Hälfte der geplanten Menge der aus Stammzellen gewonnenen Ersatztherapie für Zellen der Bauchspeicheldrüse erhalten. Ein dritter Diabetiker erhält aktuell die komplette Dosis. Hierzu liegen noch keine Daten vor.
Immunsuppressiva müssen dauerhaft eingenommen werden
Das große Problem dabei ist, dass nach der Transplantation permanent Immunsuppressiva eingenommen werden müssen, um eine Abstoßung der neuen Zellen zu verhindern. Dies dürfte für die meisten Diabetiker mit mehr Nachteilen verbunden sein, als auf Insulin angewiesen zu sein. Eine Behandlung käme deswegen vor allem für diejenigen in Frage, die Probleme mit Unterzucker (Hypoglykämien) haben. Oder aber für diejenigen Menschen mit Diabetes, die nach einer Nierentransplantation ohnehin Immunsuppressiva einnehmen müssen.
Der Hersteller hofft, dass künftig eine Verkapselung der Betazellen eine Abstoßungsreaktion verhindern könnte. Die Kapseln sollen dann durchlässig für Blutzucker und Insulin sein, aber das Immunsystem von einem Angriff abhalten. Erste klinische Studien dazu sollen noch in diesem Jahr starten.