Hoffnung für Menschen mit Diabetes Typ 1

Transplantierte Stammzellen produzieren Insulin über längeren Zeitraum

Fachleute sprechen von einem Meilenstein der Forschung mit embryonalen Stammzellen. Stammzellimplantate aus dem Labor produzierten laut einer Studie aus Belgien auch nach über einem Jahr noch Insulin - leider in noch zu niedriger Menge.


Die Methode scheint perfekt - aus menschlichen embryonalen Stammzellen werden im Labor insulinproduzierende Zellen gezüchtet, die dann in den Körper von Menschen mit Diabetes Typ 1 eingesetzt werden. Damit rückt ein neuer Behandlungsansatz von Diabetes Typ 1 in greifbare Nähe. Doch der Weg zu einer etablierten Therapie bleibt weiterhin mühsam.

Implantation unter die Haut

Bei dem Verfahren wird Betroffenen eine Hautprobe entnommen. Im Labor werden daraus dann pluripotente Stammzellen gemacht. Als pluripotent bezeichnet man Stammzellen, die die Fähigkeit besitzen, sich zu jedem Zelltyp eines Organismus zu differenzieren, da sie noch auf keinen bestimmten Gewebetyp festgelegt sind. Im Labor werden diese Zellen dann zu Endodermzellen der Bauchspeicheldrüse ausgereift und im Anschluss transplantiert. Diese Zellen werden dann Menschen mit Diabetes Typ 1 unter die Haut implantiert. Dort differenzieren sich diese Zellen zu Insulin-produzierenden Zellen aus.

Weltweit wird seit ein paar Jahren an dieser Methode geforscht, zuerst an Tieren, seit einiger Zeit wird die Methode in Studien auch bei Menschen mit Diabetes Typ 1 erprobt. Kürzlich wurde das Verfahren im Rahmen einer belgischen Studie an zehn Personen mit Typ-1-Diabetes getestet, bei denen es zu einer vollständigen Zerstörung der Betazellen gekommen war.

Die Hoffnung, dass die Stammzellimplantate die zerstörten Betazellen ersetzen würden, erfüllte sich nur teilweise. Keiner der zehn Patienten konnte auf die täglichen Injektionen mit Insulin verzichten. Lediglich bei vier Teilnehmern kam es zu nach der Transplantation zu einer Bildung von Insulin in relevanten Mengen. Einem davon half dies jedoch, die Blutzuckerwerte zu stabilisieren. Sein HbA1c-Wert besserte sich von 7,4 auf 6,9 Prozent.

Alternative Inselzelltransplantation

Eine Alternative zur Transplantation von körpereigenen Stammzellen ist dann die Transplantation von Inselzellen von Spendern. Dabei werden insulinproduzierende Zellen, die sogenannten Inselzellen, aus der Bauchspeicheldrüse vonOrganspendern isoliert und für eine Transplantation aufbereitet. Während eines kurzen Klinikaufenthalts erhält der Empfänger diese Inselzellen in die Lebervene oder direkt in die Leber. Die übertragenen Zellen siedeln sich im Lebergewebe an und geben von dort aus Insulin ab. Mit dieser Methode erzielt man bereits recht gute Ergebnisse. Das Problem ist der große Mangel an Spendern. Auch deswegen liegen große Hoffnungen auf der Transplantation von Stammzellen

Lebenslange Einnahme von Immunsuppressiva notwendig

An eine breite klinische Anwendung von implantierten Stammzellen ist derzeit noch nicht zu denken. Dazu kommt, dass alle, die ein Implantat erhalten, dauerhaft Immunsuppressiva einnehmen müssen, um die insulinproduzierenden Zellen vor dem Immunsystem zu schützen. Die Autoimmunerkrankung Diabetes Typ 1 bleibt bestehen, auch mit neu transplantierten Zellen.

Da die lebenslange Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, deutlich belastender ist als ein die Einnahme von Insulin, kommt die neue Methode ohnehin nur für einen kleinen Teil der Menschen mit Diabetes Typ 1 in Frage. Im Fokus stehen diejenigen, die ohnehin schon Immunsuppressiva nehmen müssen, da sie aufgrund von Nierenschäden eine Niere transplantiert bekommen haben.