Insulinsensitivität bei Frauen und Männern unterschiedlich

Insulin wirkt bei Frauen je nach Zyklus und Alter unterschiedlich stark auf das Gehirn

Insulin wirkt auch auf das Gehirn, bei Frauen und Männern jedoch unterschiedlich. Das Hormon steuert unter anderem das Essverhalten, den Stoffwechsel und die Fettverteilung. Experten diskutierten auf dem Diabetes-Kongress über dieses Thema.


Insulin hat einen Einfluss auf den gesamten Körper, auch auf das Gehirn. So ergaben beispielsweise Studien an Männern, dass eine verminderte oder fehlende Reaktion auf Insulin im Gehirn zu einer Gewichtszunahme vor allem von Bauchfett führt.

Gehirn ist ein insulinsensitives Organ

Aktuelle Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Insulinsensitivität bei Frauen und Männern unterschiedlich ist, so die Quintessenz eines Vortrags auf dem Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft, der im Mai in Berlin stattfand. Bei Frauen scheint der Menstruationszyklus einen Einfluss auf die Aktivität von Insulin aufs Gehirn zu haben. Mit dem Alter nimmt die Wirkung des Hormons aufs Gehirn ab.

Bei Frauen nimmt mit dem Alter Wirkung von Insulin aufs Gehirn ab

„Über die letzten Jahre wurde nachgewiesen, dass das Gehirn ein insulinsensitives Organ ist, aber auch, dass eine ganze Reihe von Menschen nicht auf Insulin im Gehirn ansprechen“, sagt Professor Dr. Stephanie Kullmann vom Helmholtz Center München an der Universität Tübingen. In diesem Fall spricht man von einer Insulinresistenz des Gehirns. „Diese Resistenz findet sich besonders häufig bei Personen mit Adipositas, aber auch Unterschiede zwischen Männern und Frauen spielen eine Rolle“, erklärt Professor Dr. Martin Heni vom Universitätsklinikum Ulm.

Neue Forschungsergebnisse an jungen Frauen geben Hinweise darauf, dass bei ihnen die Gehirnreaktion auf Insulin je nach Zyklusphase variiert. Die Auswertung zeigt, dass nach Insulingabe über ein Nasenspray vor dem Eisprung, eine höhere Insulinsensitivität im Körper bestand als während der Zeit nach dem Eisprung. „Das ist wahrscheinlich auf eine Insulinresistenz in dieser Zyklusphase zurückzuführen“, schlussfolgern die beiden Wissenschaftler.

Grund dafür, dass Frauen häufiger an Alzheimer erkranken als Männer?

Mit zunehmendem Alter lässt die Wirkung von Insulin bei Frauen im Gehirn nach. Dazu Kullmann: „Interessanterweise zeigt vor allem der Hippocampus eine Abnahme der Insulinwirkung bei Frauen nach dem 50. Lebensjahr, während sich die Insulinwirkung im Hippocampus bei Männern mit zunehmendem Alter zwischen 20 und 70 Jahren nicht verändert.“

Der Hippocampus ist wichtig für Gedächtnisprozesse und bei der Alzheimer-Erkrankung betroffen. Frauen erkranken häufiger an Alzheimer als Männer. „Neueste Daten legen nahe, dass eine Insulinresistenz des Gehirns zu kognitiven Beeinträchtigungen beiträgt, unabhängig von einer Ganzkörper-Insulinresistenz“, berichtet Heni.