Je nach Wirkstoff erhöhtes oder verringertes Risiko

Diabetes-Medikamente beeinflussen das Demenz-Risiko

Menschen mit Diabetes erkranken im Alter häufiger als andere Menschen an Demenz. Sowohl für die Demenz-Krankheit als auch für Morbus Alzheimer ist das Risiko deutlich erhöht. Deswegen ist es wichtig, dass Diabetes-Medikamente das Risiko möglichst nicht zusätzlich erhöhen.

Menschen mit Diabetes erkranken im Alter häufiger als andere Menschen an Demenz. Sowohl für die Demenz-Krankheit als auch für Morbus Alzheimer ist das Risiko deutlich erhöht. Deswegen ist es wichtig, dass Diabetes-Medikamente das Risiko möglichst nicht zusätzlich erhöhen.

Warum ein Mensch dement wird, ist nicht restlos geklärt. Bei Menschen mit Diabetes wird vermutet, dass Blutzuckerschwankungen mit zu hohen oder zu niedrigen Werten, Übergewicht und ein fehlendes Ansprechen der Zellen auf Insulin die Blutgefäße im Gehirn schädigen. 

Wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet, können die verschiedenen Medikamente für Diabetiker dieses Risiko zudem sowohl erhöhen als auch senken. US-Veteranen mit Diabetes Typ 2, deren Behandlung mit einem Glitazon begonnen wurde, entwickelten später seltener Demenz als diejenigen, die mit Metformin behandelt wurden. Diejenigen hingegen, die Sulfonylharnstoffe einnahmen, erkrankten überdurchschnittlich häufig in späteren Jahren an Demenz.

Auswertung von fast 560.000 über 60-Jährigen mit Diabetes

Die Forscher werteten dazu die elektronischen Krankenakten von 559.106 überwiegend männlichen US-Veteranen mit Typ-2-Diabetes aus. Alle erhielten zwischen 2001 und 2007 erstmals Diabetes-Medikamente. Das Mindestalter lag bei 60 Jahren. Zu Beginn der Studie litt keiner an Demenz. Zwei Drittel der Teilnehmer waren übergewichtig, der Langzeitblutzuckerwert HbA1c lag zu Beginn bei durchschnittlich 6,8 Prozent.

Der Großteil der Veteranen bekam von ihren Ärzten als erstes Medikament Metformin verordnet. Ein Teil bekam zusätzlich einen Sulfonylharnstoff. Am zweithäufigsten wurden Sulfonylharnstoffe entweder ausschließlich oder in Kombination mit einem Glitazon verschrieben. Ein kleiner Teil erhielt zu Beginn Metformin plus ein Glitazon oder ausschließlich ein Glitazon.

Glitazone nur selten eingesetzt

Glitazone werden heute nicht mehr gerne verordnet, seit der Vertreter Rosiglitazon Ende der 1990er Jahre in Verdacht geriet, das Herz-Kreislauf-Risiko zu erhöhen. In Deutschland darf der einzige zugelassene Vertreter Pioglitazon nur eingesetzt werden, wenn andere Medikamente keine Wirkung zeigen. Gesetzlich Versicherte bekommen die Kosten dafür nicht erstattet.

Die Daten zeigen aber, dass Patienten, bei denen die Behandlung mit einem Glitazon begonnen wurde, später seltener an einer Demenz erkrankten als Patienten, die zuerst mit Metformin behandelt wurden. Da man hier jedoch nur das Demenzrisiko untersucht hat (nicht aber andere mögliche Vor- und Nachteile), bleibt der Nutzen insgesamt unklar.

Sulfonylharnstoffe kommen immer seltener zum Einsatz

Sulfonylharnstoffe gehören zu den älteren Blutzucker­senkern und werden wegen der starken Wirkung und dem günstigen Preis auch heute noch eingesetzt, auch wenn die Verordnungszahlen rückläufig sind, wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet. Zudem scheinen diese Medikamente zusätzlich das Risiko für Demenz zu erhöhen, wie die aktuellen Daten zeigen. Vermutlich sind kurzfristig zu niedrige Blutzuckerwerte dafür verantwortlich.

Glitazone

Glitazone werden auch Insulinsensitizer genannt. Diese Substanzen verbessern die Wirkung des körpereigenen Insulins. Die Empfindlichkeit der Zellen für Insulin wird erhöht und die Glukose gelangt besser in diese Zellen. Die Blutzuckerwerte werden so gesenkt und die Bauchspeicheldrüse muss weniger Insulin produzieren.

Sulfonylharnstoffe

Sulfonylharnstoffe sorgen dafür, dass die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin ins Blut abgibt. Damit wird der Blutzucker wirkungsvoll gesenkt. Ärzte verordnen diese Substanzen, wenn Metformin nicht ausreichend wirkt oder nicht vertragen wird. Leider kommt es dabei oft zu einer Gewichtszunahme. Zudem ist die Gefahr von Unterzucker relativ hoch und die Wirkung lässt nach einigen Jahren nach.