Leitlinien für ältere Patienten veröffentlicht

Demenz oder Unterzucker? Nicht immer leicht zu unterscheiden!

Kürzlich wurden Leitlinien speziell für die Behandlung von älteren Menschen mit Diabetes veröffentlicht. Berücksichtigt wird dabei unter anderem, dass viele Ältere auch noch unter anderen Erkrankungen leiden oder geistig nicht mehr ganz auf der Höhe sind.

Leitlinien geben Ärzten Empfehlungen, wie sie Krankheiten nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft behandeln. Diese Leitlinien werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und sollen dem Arzt Orientierung in dem Wirrwarr der verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten geben. Im letzten Monat wurde eine spezielle aktualisierte Leitlinie für die Behandlung älterer Patienten mit Diabetes vom Typ 1 und Typ 2 veröffentlicht*. Diese Empfehlungen tragen der speziellen Situation von älteren Diabetikern Rechnung.

Unterzucker vermeiden wichtiger als normaler Blutzucker

Dies ist wichtig, da die Zahl älterer Menschen mit Diabetes rasant wächst. In Deutschland ist jeder fünfte Mensch über 85 an Diabetes vom Typ 2 erkrankt. Dazu kommen rund 100.000 Menschen über 70 mit Typ-1-Diabetes. Das wichtigste Ziel der Behandlung in diesem Alter ist eine möglichst hohe Lebensqualität und Selbständigkeit. Ganz wichtig ist die Vermeidung von Unterzucker. Diese gefährliche Situation zu vermeiden, ist bei älteren Menschen wichtiger als ein gut eingestellter Blutzucker.

Unterzucker bei Älteren oft übersehen

Menschen mit Diabetes können dank moderner Therapien heute ein hohes Alter erreichen. Nicht wenige leben 50, 60 oder 70 Jahre mit der Krankheit. Viele Menschen in diesem Alter sind aber verwirrt oder dement. Deswegen ist es nicht immer leicht, den allgemeinen Zustand mit den Symptomen von Unterzucker zu unterscheiden. Sehstörungen, Lähmungen, Sinnestäuschungen oder Wahnvorstellungen können sowohl in fortgeschrittenem Alter auftreten, aber auch auf eine akute Unterzuckerung hindeuten. Deswegen wird Unterzucker bei älteren Menschen oft übersehen. Laut den Leitlinien sollten Ältere falls möglich kein Insulin und keine Sulfonylharnstoffe verabreicht bekommen, sondern eher Medikamente, bei denen kein Risiko für Unterzucker besteht, wie beispielsweise Metformin.

Nicht alle Pfleger kennen sich gut mit Diabetes aus

Da viele ältere Menschen mit Diabetes pflegebedürftig sind und eventuell in einem Pflegeheim wohnen, müssen Pfleger gut über Diabetes Bescheid wissen. Dr. Jürgen Wernecke, Chefarzt der Klinik für Diabetologie in Hamburg dazu: „In Untersuchungen in Altenheimen und Kliniken wussten zum Beispiel bis zu 50 Prozent der Pflegekräfte nicht, was sie im Falle einer lebensgefährlichen schweren Unterzuckerung zu tun hätten“. Dabei sind gut ausgebildete Pflegekräfte enorm wichtig. Sie können so den Zustand von älteren Menschen gut einschätzen und bei Bedarf einen Arzt informieren. Um künftig mehr Pfleger auf diesem Gebiet zu schulen, hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft zusätzlich zu ihrer langen Ausbildung auch eine kurze Diabetes-Ausbildung für Pflegekräfte entwickelt. Nachfolgend die Leitlinie.

 

Leitlinie zum Download:

S2k-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter 2. Auflage