14-tägige Infusion lange vor ersten Symptomen

In den USA erstes Medikament zugelassen, das Typ-1-Diabetes um zwei Jahre hinauszögert

Die US-Arzneimittelbehörde hat jetzt ein Medikament namens Tzield für Erwachsene und Kinder ab acht Jahren zugelassen. Dabei handelt es sich um einen Antikörper, der den Beginn der Insulinpflicht im Frühstadium von Diabetes Typ 1 hinausschiebt.

Attackiert das Immunsystem die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse, ist Diabetes Typ 1 die unweigerliche Konsequenz. Infusionen mit einem Medikament können den Beginn jedoch um etwa zwei Jahre hinauszögern. Ein entsprechendes Medikament wurde jetzt in den USA zugelassen.

Behandlung lange vor ersten Symptomen

Der Beginn der Erkrankung verläuft für den Betroffenen am Anfang ohne Symptome. Deswegen kann die Krankheit in diesem Stadium nur entdeckt werden, wenn man gezielt danach sucht, etwa wenn bereits andere Mitglieder der Familie an Diabetes Typ 1 erkrankt sind. Da es kein generelles Screening auf Diabetes Typ 1 gibt, dürfte dies der einzige Weg sein, Kandidaten für die Behandlung mit Tzield zu finden.

Vor der Zulassung wurden 76 Kinder und Erwachsene an verschiedenen Zentren mit dem Medikament behandelt, ein Teil der Teilnehmer stammte aus Deutschland. Das durchschnittliche Alter lag bei 14 Jahren. Bei allen wurde regelmäßig ein oGTT, ein oraler Glukosetoleranztest, durchgeführt. Damit war es möglich, den Beginn der Therapie mit dem Medikament genau abzupassen.

Behandlungsbeginn lag bei einem HbA1c von 5,2 Prozent, also lange bevor der Arzt die Diagnose Diabetes stellt. Die Teilnehmer erhielte über 14 Tage hinweg täglich eine Infusion mit dem Wirkstoff oder ein Placebo.

 

Was ist Tzield?

Das Medikament Tzield beinhaltet einen monoklonalen Antikörper, der sich an die Oberfläche derjenigen T-Lymphozyten bindet, die Zellen in der Bauchspeicheldrüse angreifen.


Vermindertes Immunsystem als Nebenwirkung

Durch die Behandlung wird das Immunsystem ausgebremst, deswegen hatte man sich dazu entschlossen, die Therapie vorerst auf zwei Wochen zu begrenzen. Es kam auch erwartungsgemäß zu beträchtlichen Nebenwirkungen, wie einer Verminderung der Immunzellen und der weißen Blutkörperchen. Zusätzlich traten Hautausschläge und Kopfschmerzen auf.

Eine längere Behandlung hätte den Typ-1-Diabetes eventuell auf Dauer verhindert. Die Ärzte entschieden aber, dass die auftretenden Nebenwirkungen ein zu hoher Preis für den Verzicht auf Insulin gewesen wären.

Die Blutwerte normalisierten sich innerhalb von sechs Wochen. Das Stadium 3 von Diabetes Typ 1 konnte mithilfe dieser zweiwöchigen Behandlung um rund zwei Jahre hinausgezögert werden. Im Stadium 3 leiden Diabetiker unter häufigem Harndrang, Gewichtsverlust, ständigen Durst und Schwäche.

Fraglich bleibt, ob das neue Medikament tatsächlich einen Durchbruch in der Behandlung von Diabetes Typ 1 darstellt. Die Teilnehmer der Studie erkrankten später alle und wurden insulinpflichtig. Die Kosten für die 14-tägigen Infusionen werden bei knapp 200.000 US-Dollar liegen.