Antientzündlicher Effekt von GLP-1-Agonisten?

Medikament gegen Diabetes schützt eventuell vor Grünem Star

Menschen mit Typ-2-Diabetes, die einen GLP-1-Agonisten einnehmen, um den Blutzucker zu senken, erkranken laut einer Studie seltener am Grünen Star. Wissenschaftler führen dies auf die antientzündliche Wirkung dieser Medikamente zurück.

Der Grüne Star, in der medizinischen Fachsprache auch Glaukom genannt, gehört zu den Krankheiten, die am häufigsten zu Erblindung führen. Dabei sterben - wahrscheinlich durch einen zu hohen Augeninnendruck oder durch eine Durchblutungsstörung - langsam die Nervenfasern ab. Die Folge sind Ausfälle im Gesichtsfeld, zunächst am Rand, später zur Mitte hin fortschreitend.

Entzündlicher Prozess als Ursache für den Grünen Star

Es gibt jedoch auch Menschen mit einem Grünen Star ohne erhöhtem Augeninnendruck. Augenärzte vermuten, dass an der Entstehung des Grünen Stars ein entzündlicher Prozess beteiligt ist.

Aus Versuchen an Mäusen weiß man, dass die Behandlung mit einem GLP-1-Agonisten Entzündungsreaktionen in der Netzhaut und das Absterben von Zellen im Auge verhindern kann. Deshalb hat man in einer Studie untersucht, ob diese Substanzen auch beim Menschen einen schützenden Effekt auf das Augenlicht haben. Dazu wurden Versichertendaten von Menschen mit Diabetes ausgewertet.

Die Autoren der Untersuchung verglichen die Daten von 1.961 Personen, die einen GLP-1-Agonisten verschrieben bekommen hatten, mit den Daten von 4.371 Versicherten, die andere Medikamente zur Senkung des Blutzuckers einnahmen. Bei allen Teilnehmern handelte es sich um Menschen mit Typ-2-Diabetes.

 

GLP-1-Agonisten

Dulaglutid, Exenatid, Liraglutid und Semaglutid eignen sich für fast alle Menschen mit Typ-2-Diabetes, bei denen Bewegung und eine Diät nicht ausreichen, die Zuckerwerte zu senken und die deswegen Medikamente einnehmen müssen. Das Problem: Die Kassen zahlen die teuren GLP-1-Agonisten nur in begründeten Fällen, wenn andere Therapien nicht helfen. Dabei ist bekannt, dass die sogenannten Glutide den Abbau von Übergewicht erleichtern und womöglich auch das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko senken. GLP-1-Agonisten ahmen die Wirkung des Darmhormons GLP 1 nach, das die Bauchspeicheldrüse dazu anregt, nach dem Essen Insulin abzugeben. Die Substanzen steigern das Sättigungsgefühl und dämpfen den Hunger.

 

Risiko um mehr als die Hälfte gesenkt

Innerhalb von fünf Monaten war bei zehn Teilnehmern der GLP-1-Agonist-Gruppe ein Glaukom festgestellt worden. Das entspricht 0,5 Prozent. In der anderen Gruppe, deren Teilnehmer ein anderes Medikament einnahmen, entwickelten 58 Personen ein Glaukom. Das entspricht 1,3 Prozent. Dies bedeutet eine Reduzierung des Risikos unter der Einnahme eines GLP-1-Agonisten um mehr als die Hälfte.

GLP-1-Agonisten haben in verschiedenen Tierversuchen auch eine protektive Wirkung gegen Morbus Alzheimer und Morbus Parkinson erzielt. Die mögliche Wirkung dieser Substanz bei neurodegenerativen Erkrankungen wird derzeit in klinischen Studien untersucht.