Hörmedien

Diabetes Journal für Sehbehinderte: Ein unbekannter Service?

Der Aufwand ist groß, die Nachfrage leider gering: Das Diabetes Journal gibt es auch als Hörmagazin für blinde und sehbehinderte Menschen. Da es dafür aber zu wenig Abonnentinnen und Abonnenten gibt, droht die Einstellung. Die Diabetiker Niedersachsen bieten das gesprochene Journal für berechtigte Personen als Alternative zum gedruckten Magazin an.

Es kostet eine Menge Mühe, das monatlich erscheinende Diabetes Journal für Menschen mit eingeschränkter Sehkraft einzulesen. Geleistet wird dieses Unterfangen von der Westdeutschen Bibliothek der Hörmedien für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen (WBH) mit Sitz in Münster. „Das Magazin wird in unserem hauseigenen Studio aufgesprochen“, erklärt WBH-Sprecherin Marina Melzer. „Das dauert jeweils mehrere Tage, denn wir wollen ja, dass alles auch wirklich gut verständlich ist. Dazu gehört auch, immer mal wieder zu überprüfen, wie bestimmte Fachbegriffe eigentlich genau ausgesprochen werden.“

Veröffentlichung im DAISY-Standard

Das fertige Werk wird dann im Standard Digital Accessible Information System (kurz: DAISY) veröffentlicht. DAISY ermöglicht es über eine umfangreiche Navigationsfunktion, wie bei einer gedruckten Zeitschrift gezielt Inhalte herauszusuchen oder auch Lesezeichen zu platzieren. Nutzerinnen und Nutzer können sich die Ausgabe per Post als CD nach Hause schicken lassen.

Zum Abspielen wird dann ein DAISY-Player benötigt, der aber bei einer Sehbehinderung im Hilfsmittelkatalog der Krankenkassen enthalten ist. Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer können die Inhalte auch via App per integriertem DAISY-Player abspielen und sich die Daten entsprechend nicht auf dem Postweg, sondern online besorgen. Eine weitere Möglichkeit ist das Überspielen auf eigene USB-Sticks oder SD-Speicherkarten.

Zeitschriften und Hörbücher

Dabei ist das Portfolio der WBH immens. Es umfasst nicht nur fünf Zeitschriften, sondern auch die Wochenzeitung Die Zeit und eine gigantische Anzahl an – im Unterschied zu den Zeitschriften und der Wochenzeitung kostenlosen – Hörbüchern. Allerdings handelt es sich beim Portfolio der WBH um ein nicht-kommerzielles Angebot. Daher sind die Veröffentlichungen exklusiv für blinde, sehbehinderte oder lesebehinderte Menschen reserviert. Als Nachweis genügt beispielsweise ein ärztliches Attest.

Indessen gibt es ein Problem: Da es für das Diabetes Journal als Hörmagazin nur vergleichsweise eine geringe Zahl an Abonnentinnen und Abonnenten gibt, beabsichtigt die WBH, die Produktion zum Jahresende einzustellen. Dabei stellt sich die Frage: Ist die Nachfrage tatsächlich so gering – oder wissen einfach zu wenig Menschen von dem Angebot? Im gedruckten Diabetes Journal wird zwar auf die WBH verwiesen. Allerdings lediglich kleingedruckt im Impressum und ohne weiterführende Informationen zu den Bezugsmöglichkeiten.

Hörbücherei als Tor zur Welt

„Das Diabetes Journal ist zugleich unsere Mitgliederzeitschrift und damit für Mitglieder kostenlos“, betont Friedrich Sundmacher, stellvertretender Landesvorsitzender der Diabetiker Niedersachsen e.V. „Wir bieten daher allen bezugsberechtigten Personen an, ihr Abo für das gedruckte Magazin in ein Abo für das Hörmagazin umzuwandeln. Dabei entstehen für die Betroffenen selbstverständlich keine zusätzlichen Kosten.“

Denn eins ist sicher: Das Nutzen einer Hörbücherei ist für seheingeschränkte Menschen keine Freizeitbeschäftigung, sondern ein Tor zur Welt. WBH-Sprecherin Marina Melzer berichtet in diesem Zusammenhang von einem Anruf, in dem eine Dame von der Flutkatastrophe im Ahrtal erzählte: „Das erste, was ihre Mutter an sich nahm, als die Evakuierung anstand, war das DAISY-Abspielgerät.“