Linderung von Polyneuropathien

Stuhltransplantation: Mit Kot gegen Schmerzen?

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der diabetischen Polyneuropathie und Störungen des Mikrobioms im Darm? Eine Studie aus China zeigt, dass man mithilfe der Übertragung von Darmbakterien Beschwerden vermindern kann.


Mit Kot von anderen Menschen Krankheiten behandeln? Für viele eine eher unangenehme Vorstellung. Was genau passiert bei einer Stuhltransplantation? Hier wird der Stuhl von gesunden Menschen gefiltert und im Anschluss deren Bewohner im Darm, also vor allem Bakterien, aber auch Viren und Pilze in den Darm von Menschen mit bestimmten Krankheiten übertragen. Man erhofft sich so eine Ansiedlung von gesunden Darmbewohnern. Fachleute sprechen hierbei von einem fäkalen Mikrobiomtransfer.

Mikrobiom und Polyneuropathie stehen in Zusammenhang

Wissenschaftler aus China vermuten, dass eine Störung der Darmflora an der Entstehung von Polyneuropathie beteiligt sein könnte. Schon länger geht man davon aus, dass ein ungesundes Mikrobiom mit dafür verantwortlich sein kann, dass Menschen mit Diabetes Polyneuropathie entwickeln.

Unter Polyneuropathie versteht man Schäden an den Nerven. Folgen sind Kribbeln, Taubheitsgefühl, ein schlechtes Wahrnehmen von Kälte und Wärme oder ein Nichtspüren von Wunden. Rund jeder Zweite mit Diabetes entwickelt im Laufe der Erkrankung eine Neuropathie, meistens an Händen und Füßen. Diese Taubheitsgefühle und Schmerzen lassen sich schwer behandeln.

Bei diabetischer Polyneuropathie andere Bakterien

Die Forscher verglichen die Bakterien im Darm von Menschen mit Diabetes mit und ohne Polyneuropathie und mit gesunden Menschen. Bei den Diabetikern mit Polyneuropathie hatten sich 13 Bakterienstämme ausgebreitet. Ihr Anteil betrug knapp 12 Prozent der gesamten Besiedlung mit Bakterien. Bei den Diabetikern ohne Polyneuropathie lag der Anteil bei 2 Prozent, bei den Teilnehmern der gesunden Kontrollgruppe bei 1 Prozent.

Erste Versuche an Mäusen erfolgreich

Die Forscher übertrugen diese Bakterien aus dem Darm von Menschen mit Diabetes und Polyneuropathie in den Darm von Mäusen mit Diabetes, die zuvor mit einem Antibiotikum behandelt wurden, also keine Darmflora hatten. Daraufhin erkrankten diese Mäuse auch an Polyneuropathie. Die Tiere waren auch weniger schmerzempfindlich und eine Untersuchung zeigte, dass die Nerven in der Haut teilweise zerstört waren. Die Schleimhaut im Darm war verändert und die Entzündungszeichen erhöht.

Stuhltransplantation vermindert Schmerzen

Daraufhin starteten die Wissenschaftler eine kleine klinische Studie. 22 Menschen mit Diabetes und Polyneuropathie erhielten eine Stuhltransplantation von Gesunden. 10 Diabetiker erhielten ein Placebo. Nach zwölf Wochen hatte sich bei denjenigen mit den Stuhltransplantaten die Polyneuropathie deutlich gebessert. Bei rund der Hälfte der Teilnehmer waren die Schmerzen um rund die Hälfte zurückgegangen. In der Placebogruppe waren dies nur 14 Prozent. Auch die Folgen der Schmerzen wie beispielsweise Schlafstörungen hatten sich verbessert.

Bakterienzusammensetzung nach Transfer verändert

Bei einer Untersuchung der Stuhlproben zeigte sich, dass sich die Zusammensetzung der Bakterien deutlich verändert hatte. Es waren vermehrt Bakterien vorhanden, die Stoffe bilden, die sich positiv auswirken. Die Zahl der Bakterien, die Stoffe produzieren, die mit Entzündungen in Zusammenhang gebracht werden, war hingegen zurückgegangen.

Noch reichen die Daten dieser ersten kleinen Studie nicht aus, um daraus eine Behandlung von Menschen mit diabetischer Polyneuropathie abzuleiten. Aber sollten sich diese Ergebnisse wiederholen lassen, wäre dies möglicherweise ein wirkungsvoller Ansatz zur Behandlung von Polyneuropathie.