Diabetische Neuropathie

Nervenschmerzen richtig behandeln

Plötzliche Schmerzattacken, brennende Schmerzen, Schmerzen bei Berührung oder extreme Empfindlichkeit gegenüber Wärme - die diabetische Neuropathie zählt mit zu den häufigsten Folgeerkrankungen von Diabetes.


Jeder Dritte bis Vierte mit Diabetes entwickelt im Laufe seiner Erkrankung Schäden an den Nerven. Die Ausprägung des Schmerzes ist sehr unterschiedlich von leichten bis hin zu heftigen Schmerzen.

Rezeptfreie Präparate, wie Acetylsalicylsäure (Aspirin) Ibuprofen oder Diclofenac haben bei Schmerzen an den Nerven leider meistens keine Wirkung. Der Arzt verschreibt deswegen je nach Intensität des Schmerzes wahrscheinlich ein stärkeres Medikament.

Neuropathische Schmerzen fühlen sich anders an

Deswegen ist es wichtig, dem Hausarzt oder dem Diabetologen von den Schmerzen zu erzählen. Manche Ärzte haben auch einen Fragebogen für ihre Patienten, um die Art und Intensität des Schmerzes besser erfassen zu können. „Neuropathische Schmerzen fühlen sich anders an und werden auch anders behandelt als andere Schmerzen“, erläutert Prof. Dr. Ralf Baron, Neurologe von der Universität Kiel gegenüber dem Medizinportal DocCheck.

Einsatz von Medikamenten gegen Depressionen und Epilepsie

Sind die Schmerzen stärker, kann es sein, dass der Arzt auch Medikamente gegen Depressionen oder Epilepsie verschreibt. Das bedeutet dann in diesen Fällen nicht, dass eine dieser beiden Krankheiten vorliegt. Lassen Sie sich beim Lesen des Beipackzettels nicht verwirren. Baron erklärt: „Wir haben da eine Synapse im Schmerzsystem, die nutzt die gleiche Trägersubstanz, deswegen verwenden wir dieses Medikament.“

Schmerz wird relativ selten chronisch

Lassen sich die Schmerzen damit nicht ausreichend lindern, werden Opioide eingesetzt. In der Regel dauert es eine gewisse Zeit, herauszufinden, welche Substanz oder welche Kombination von mehreren Medikamenten bei wem am besten wirken. Hier ist Geduld gefragt. Schmerzen an den Nerven werden nur in rund 15 Prozent chronisch. Wann dies geschieht, hängt unter anderem von den Genen und der psychischen Verfassung ab, erläuterte Baron gegenüber DocCheck.

Zellen des Immunsystems halten den Schmerz in Schach

Es gibt aber noch einen anderen Faktor, mit dem sich die Arbeitsgruppe um Baron beschäftigt hat. Die körpereigenen sogenannten Natürlichen Killerzellen könnten eventuell einen Einfluss darauf haben, wie stark neuropathische Schmerzen ausgeprägt sind. Je mehr Killerzellen ein Organismus besitzt desto schwächer der Schmerz. Diese Zellen gehören zu den Lymphozyten und sind Bestandteil des Immunsystems. Killerzellen werden zum angeborenen Immunsystem gezählt, weil sie unmittelbar ohne Prägung körperfremde Strukturen angreifen und beseitigen können. „Unsere Studie zeigt, dass eine hohe Frequenz natürlicher Killerzellen im Liquor mit einer reduzierten zentralen Sensibilisierung bei neuropathischen Schmerzerkrankungen einhergeht. Natürliche Killerzellen scheinen eine einzigartige Aufgabe im Sinne einer protektiven Funktion innerhalb der neuroinflammatorischen Kaskade zu besitzen“, so die Veröffentlichung einer Mitarbeiterin von Baron.

Hoffnung auf eine kausale Behandlungsmöglichkeit

Aktuell werden lediglich die Symptome neuropathischer Schmerzen behandelt. Baron hofft für die Zukunft auch auf eine kausale Therapie. Der Neurologe dazu: „Es ist sehr interessant, dass wir Substanzen wie Capsaicin haben, bei denen mehrere Arbeitsgruppen zeigen konnten, dass eine Applikation zunächst zu einer Defunktionalisierung führt - also, dass sich die Nervenfasern zurückziehen. Aber die Schmerzfasern sind bereits zwei Wochen nach der Behandlung funktionell besser und häufiger vorhanden als vorher. Und wenn man das ganze repetitiv appliziert, wird es immer besser“. Capsaicin ist in Pflastern und Salben enthalten und wird bei Schmerzen durch Verspannungen, Sportverletzungen, Nervenschmerzen oder rheumatische Schmerzen eingesetzt.