Autoimmunerkrankung

Darmbakterium kann vermutlich Diabetes Typ 1 auslösen

Ein Teil eines Darmbakteriums ähnelt einem wichtigen Teil von Insulin in seiner Struktur. Dies könnte die Entstehung der Autoimmunreaktion gegen Insulin auslösen, die am Beginn von Diabetes Typ 1 steht.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper gegen Insulin eine Schlüsselrolle einnehmen. Das Immunsystem greift die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse an und zerstört sie. Warum das Immunsystem diese Antikörper bildet war bislang unklar.

Forscher sind bei der Erforschung dieser Immunerkrankung jetzt einen Schritt weitergekommen. Eventuell verwechselt das Immunsystem bestimmte Strukturen auf diesen Zellen mit denjenigen auf dem Darmbakterium Parabacteroides distasonis.

So könnte dieses Darmbakterium, das Bestandteil der Darmflora ist, der Auslöser für die Autoimmunreaktion sein, die in den ersten Lebensjahren zur Bildung von Antikörpern gegen Insulin führt. Diese Antikörper zerstören später die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse und verursachen Typ-1-Diabetes.

Immunsystem überwacht Darmbakterien

Darmbakterien stehen seit längerem im Verdacht, etwas mit Diabetes zu tun zu haben. Das Immunsystem überwacht die Entwicklung des Mikrobioms im Darm und bildet gegebenenfalls Antikörper, um zu verhindern, dass bestimmte Bakterien Überhand nehmen. Dabei könnte es passieren, dass dabei versehentlich auch Antikörper gebildet werden, die sich gegen körpereigene Strukturen bilden, in diesen Fall gegen Strukturen auf den Betazellen.

Forscher suchten im Speziellen nach einem bestimmten Abschnitt auf dem Insulinmolekül, der ein häufiges Ziel von Autoantikörpern ist. Verschiedene Proteine stimmten mit diesem Abschnitt überein, unter anderem ein Protein, das im Darmbakterium Parabacteroides distasonis vorkommt.

Bakterium verursacht bei Mäusen Diabetes Typ 1

Dieses Protein konnte in Laborversuchen sowohl die Zellen des Immunsystem von Menschen mit Diabetes Typ 1 aktivieren als auch von Mäusen, die als Modell für die Erforschung von Diabetes dienen. Die Wissenschaftler infizierten den Darm der Tiere mit dem Bakterium. Daraufhin kam es zu starken Entzündungsreaktionen in den Zellen der Bauchspeicheldrüse und zum Ausbruch von Diabetes Typ 1 bei den Tieren.

Im Anschluss untersuchten die Forscher Stuhlproben von Kindern, die ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 1 haben. Bei den Kindern, bei denen sich im Stuhl das Protein von Parabacteroides distasonis befand, fanden sich deutlich häufiger Autoantikörper, die ein Frühzeichen für die Entwicklung von Typ-1-Diabetes sind.