DIA-AID live

Accu-Chek Solo: Durchdachtes Design – aber da fehlt noch was!

Mit der Accu-Chek Solo hat das Schweizer Familienunternehmen Roche seine erste Patch-Pumpe auf den Markt gebracht. Beim letzten DIA-AID live ließen wir uns dieses unter vielen Gesichtspunkten sehr ausgefeilte schlauchlose Hilfsmittel vorstellen. Einige Fragen blieben allerdings unbeantwortet.

Keine Frage: Die Neugier auf Patch-Pumpen ist riesig. Eine Umfrage zu Beginn des letzten DIA-AID live ergab, dass knapp 60 Prozent der Teilnehmenden (beziehungsweise deren Kinder) eine Pumpe nutzen – dass allerdings bislang lediglich bei 12 Prozent eine schlauchlose Variante zum Einsatz kommt. Und wenn dann ein Unternehmen wie Roche, das mit der Accu-Chek Insight bis April 2022 eine durchaus beliebte Schlauch-Pumpe am Markt hatte, nun eine Variante ohne Katheter anbietet, ist das Interesse geweckt: Rund 100 Teilnehmende ließen sich den digitalen Selbsthilfeabend nicht entgehen.

Los ging es wie eigentlich immer mit einer Präsentation. Diese war – das sollte an dieser Stelle dringend lobend erwähnt werden – sehr übersichtlich, informativ und vermittelte auch eher kompliziert zu erklärende Anwendungsbeispiele anhand von 3D-Animationen sehr anschaulich. Zudem gaben sich die beiden Roche-Vertreterinnen Grit Waldermann und Katrin Könnecke sehr viel Mühe, die gezeigten Grafiken mit ausführlichen Erläuterungen auch den sehbehinderten Teilnehmerinnen und Teilnehmern kompetent nahe zu bringen.

Modulare Patch-Pumpe

Der wahrscheinlich größte Clou des neuen Systems ist seine „Modularität“. Soll heißen: Es besteht aus drei Komponenten, nämlich der sogenannten Pumpenbasis, dem 80 bis 200 Insulineinheiten fassenden Reservoir und einer am Körper getragenen Pumpenhalterung. Während diese Halterung am Körper bleibt, besteht so die Möglichkeit, die eigentliche Pumpe mit wenigen Handgriffen abzulegen, etwa für den Gang in die Sauna oder beim Schwimmen. Ebenso schnell lässt sie sich dann wieder anlegen. Das ermöglicht – beispielsweise bei einer kurzen Sauna- oder Schwimmpause – eine vergleichsweise unkomplizierte Insulinzufuhr „zwischendurch“.

Und – apropos unkomplizierte Insulinzufuhr! – hier hat sich das Entwicklungs-Team noch eine weitere clevere Nutzungsmöglichkeit einfallen lassen: Sogenannte „Quick-Bolus-Tasten“ ermöglichen die Bolusabgabe direkt an der Pumpe, also ohne das an ein Smartphone erinnernde Steuersystem. Für allzu unbedarft auf neugierig machende Knöpfe drückende Kinderfinger lässt sich diese Funktion allerdings auch ausschalten.

Accu-Chek Solo: Wann kommt die AID-Kompatibilität?

Zwei gleich mehrfach im begleitenden Chat gestellte Fragen konnten die beiden Roche-Vertreterinnen allerdings nicht beantworten. Und das lag nicht an mangelnder Kompetenz (denn die war gerade in den technischen Belangen zweifellos vorhanden!), sondern daran, dass die beiden in diesen Dingen ebenfalls noch nichts Genaues wussten. Zum einen ging es um die Frage, wann denn die Pumpe per Handy-App zu steuern sei. Dies sei in Planung, konnten die beiden zwar versichern, wann sie aber zur Verfügung stehe, ließe sich derzeit nicht beantworten, da das dafür notwendige Verfahren sehr kompliziert und jedes Handy zunächst für die Nutzung zugelassen werden müsse.

Die andere viel gestellte Frage war, wann sich die Accu-Chek Solo denn in einem AID-System nutzen lasse. Auch hier mussten Grit Waldermann und Katrin Könnecke auf eine laufende Planung verweisen – deren Ende aber konkret nicht absehbar sei. Mit anderen Worten: Die Möglichkeit zur automatisierten Insulin-Abgabe wird kommen. Mit welchem rtCGM und wann genau das passieren wird, stehe derzeit allerdings noch in den Sternen.

Grundsätzlich – da waren sich im Grunde alle Teilnehmenden einig – handelt es sich bei dem neuen Produkt aus dem Hause Roche also um eine sehr gut durchdachte Patch-Pumpe mit vielen intelligenten Details. Aber so richtig zukunftsweisend – auch da waren sich letztlich alle Teilnehmenden einig – wird sie allerdings erst mit Handy-App und vor allem als Komponente in einem AID-System.